Highlights Auktion 5. Juli / Memento Mori-Objekte

Zu den faszinierendsten Aspekten der Geisteshaltung des Barock gehört die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit. Eine Offerte mit großenteils in Elfenbein gearbeiteten Meditationsobjekten des 17. und 18. Jahrhunderts gehört zu den Highlights der 45. Kunstauktion am 5. Juli.

Den Tod be-greifen

Memento Mori Totenkopf Elfenbein Auktion Scheublein München

Von links: Memento-Mori, wohl 18. Jh., Elfenbein mit silberner Schlange. Schätzpreis 500 Euro. Memento Mori, wohl 17./18. Jh., Elfenbein, Schätzpreis 1.200 Euro. Memento Mori, wohl 17./18. Jh., Elfenbein. Schätzpreis 1.000 Euro.

Aus heutiger Perspektive erwecken Vergänglichkeitsdarstellungen dieser Epoche leichtes Schaudern: Motive wie der in zwei Stadien der Verwesung gezeigte Männerkopf erscheinen uns in ihrer Darstellung äußerst drastisch, da der Zeitgeist des frühen 21. Jahrhunderts jegliche Todesbezüge nur zu gern aus dem Bewusstsein verdrängt. Eine Haltung, die von der Weltanschauung des Barock nicht weiter entfernt sein könte, wie es der Direktor des Bayerischen Nationalmuseums, Dr. Frank Matthias Kammel, in einem Aufsatz beschreibt: Die Vanitas-Kultur, die im späten 16. Jahrhundert einsetzte, betrachtete den Tod als integralen Bestandteil des Lebens. Meditationen über die eigene Hinfälligkeit waren feste Bestandteile der religiösen Andacht. Durch das Betasten plastischer Memento-Mori-Objekte wurden sie noch intensiviert.

 

Memento Mori Totenkopf Auktion München Scheublein

Memento Mori aus Elfenbein in Form eines mit Umhang versehenen Skeletts mit einem Sarg als Laterne; Schätzpreis: 600 Euro. Zehner mit Karneolkugeln und Elfenbein-Totenkopf. Schätzpreis 300 Euro.

Suggestivstes Material für Memento Mori-Objekte: Elfenbein

Bevorzugt wurden solche Objekte in Elfenbein gestaltet: Das Material erinnert, in ungeschliffenem Zustand, in seiner Haptik an Knochen; geschliffen fühlt es sich ähnlich an wie feinporige Haut. “Mit der Wahl des Materials Elfenbein gibt der Künstler dem Betrachter alle erdenklichen Meditationshilfen zur Vergegenwärtigung des eigenen Todes an die Hand”, schreibt die Kunsthistorikerin Andrea von Hülsen-Esch. “Kein anderes, noch so kostbares Material vereinigt in sich gleichermaßen die Nähe zum menschlichen Körper, die Suggestivkraft des Haptischen und die Konnotation mit dem Skelett als Visualisierung des toten Körpers schlechthin”.

Memento Mori Totenkopf Auktion München Scheublein

Von links: Totenkopf, Bergkristall, Schätzpreis 100 Euro. Totenkopf, 18. /19. Jh., Bein mit aufklappbarem Messingdeckel. Schätzpreis 250 Euro. Totenkopf, wohl 19. Jh., Elfenbein, Schätzpreis 150 Euro. Totenkopf, wohl 19. Jh., Elfenbein, Schätzpreis 100 Euro. 

Hoffnung auf Erlösung

Insgesamt werden in der Sommerauktion zwölf solcher Objekte angeboten, die neben allem Schrecken für den barocken Geist auch eine tröstliche Komponente enthielten: Vergänglichkeitsandachten galten nicht nur dem Ende der jetzigen, irdischen Existenz, sondern führten den Meditierenden über diese Schwelle hinaus auch zur Veranschaulichung von Auferstehung und Ewigem Leben.

Memento Mori Totenkopf Auktion München Scheublein

Von links: Memento Mori mit Reliquien, 18./19. Jh., Holz. Schätzpreis 180 Euro. Memento Mori mit Reliquien, 18./19. Jh., Holz, mit abnehmbarer Kalotte. Schätzpreis 400 Euro. Memento Mori, 18. 19. Jh., Holz, in Form eines totenschädels mit klappbarer Kalotte. Schätzpreis 100 Euro. 

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