Nachschau 45. Kunstauktion : Picasso, München und Memento Mori-Objekte

Gleich drei Privatsammlungen standen bei der 45. Kunstauktion bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen im Blickpunkt des Bieter-Interesses: 35 Aquarelle mit Alt-Münchner Ansichten von August Seidel (1820 – 1904), rund 40 Gemälde und Skizzen des Münchner Spätimpressionisten Otto Strützel (1855 – 1930) sowie Graphik der klassischen Moderne und Asiatika aus dem Besitz des SPD-Politikers Georg Kahn-Ackermann (1918 – 2008).

Georg Kahn-Ackermann Auktion München Scheublein

Der SPD-Politiker und Journalist Georg Kahn-Ackermann.

Hoch im Kurs: Graphik der Moderne

Aus dessen Sammlung stammt auch das Top-Los der diesjährigen Sommer-Auktion: Die Lithographie „Jeune fille inspirée par Cranach“ von Pablo Picasso (1881 – 1973) wurde nach einem intensiven Bietergefecht für 29.000 Euro* an einen privaten Bieter zugeschlagen. Generell las sich das Künstlerverzeichnis der Sammlung Kahn-Ackermann wie ein Who‘s Who der europäischen Kunst der 1920er- bis 1950er-Jahre; entsprechend gefragt waren auch die Graphik-Blätter, beispielsweise die Zeichnung „Beim Galeristen“ von George Grosz (1893 – 1959). Für 3.300 Euro* ging das Blatt in den Kunsthandel.

Gefragt: Memento Mori-Objekte

Memento Mori mit Schlange und Echse, wohl 17./18. Jh., Elfenbein. Ergebnis 6.900 Euro*

Eine Passage mit elfenbeinernen Memento Mori-Objekte aus dem 17. und 18. Jahrhundert stand ebenfalls hoch in der Gunst der Bieter. Sämtliche Objekte wurden weit über ihrem Schätzpreis zugeschlagen.
Die beiden Spitzenlose konnten ihre Taxe sogar mehr als verfünffachen: Ein sieben Zentimeter großer Männerkopf, halb in den ersten Stadien der Verwesung, halb als Totenschädel dargestelt, kletterte von 1.200 bis auf 6.400 Euro*; ein Totenschädel mit Schlange und Echse stieg von 1.000 auf 6.900 Euro*, bevor der Hammer fiel. Beide Skulpturen, die ursprünglich zur Intensivierung der religiösen Andacht gedient hatten, gingen in den internationalen Kunsthandel.

Highlight bei den Altmeistern: Tod des Hl. Nepomuk

In der Art des Franz Anton Maulbertsch, Tod des Heiligen Nepomuk. Ölstudie / Lwd., Ergebnis 5.000 Euro*

 

Ein „Tod des Heiligen Nepomuk“ in der Art des österreichischen Barockmeisters Franz Anton Maulbertsch (1724 – 1796) entwickelte sich zum Toplos bei den Altmeistern.
Die Ölskizze zeigt eindrucksvoll eine für den Spätbarock überaus modern anmutende Lichtführung. Dieser fast schon impressionistisch anmutende Umgang mit Licht- und Schatteneffekten machte Maulbertschs Gemälde zu einer wichtigen Inspirationsquelle für die österreichische Moderne, unter anderem für Oskar Kokoschka. Die 38 x 23,5 cm große Studie wurde für 5.000 Euro* an einen privaten Sammler verkauft.

Eindrucksvolles Ergebnis: August-Seidel-Aquarelle

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August Seidel, München-Ansichten: Blick auf München und die Mariahilfkirche in der Au. Aquarell über Bleistift, Ergebnis: 3.000 Euro*

Bei der Graphik erregte eine Sammlung mit 35 Aquarellen aus der Hand des Münchner Malers August Seidel (1820 – 1904) besonderes Aufsehen: Die Blätter zeigen samt und sonders Ansichten der Hauptstadt Bayerns, bevor sich diese in den 1880er- und 1890er-Jahren in eine pulsierende Großstadt verwandelte: Stände am Viktualienmarkt, Häuserzeilen im heutigen Glockenbachviertel, Bauern- und Wäscherhäuser, und immer wieder Ausblicke auf München, vom Sendlinger und vom Nockherberg aus, von der Heidelandschaft des Münchner Nordens oder der Theresienwiese, auf der gerade die Heuernte stattfindet. Für insgesamt 35.000 Euro* gingen die Bilder an einen privaten Sammler; zu besonders intensiven Bietergefechten kam es um einen „Blick auf München und die Maria-
hilfkirche“, der für 3.000 Euro* zugeschlagen wurde, sowie einen „Blick von Norden auf München und die Alpen“; dieses Blatt erzielte 2.300 Euro* .

Grützner und Compton punkten beim 19. Jahrhundert

Edward Theodore Compton, Blick auf die Trettachspitze. Ergebnis 7.600 Euro*.

Werke von Eduard von Grützner (1846 – 1925) und Edward Theodore Compton (1849 – 1921) erzielten die besten Preise bei den Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. „Bruder Kellermeister“, ein typisches Motiv für den auf sinnenfreudige Mönche spezialisierten Grützner, erlöste 8.200 Euro*. Der „Blick auf die Trettachspitze“, einen Berg hinter Oberstdorf, den der Maler und passionierte Bergsteiger Compton gemalt hatte, wurde für 7.600 Euro* zugeschlagen.

Größter Sprung: Altenburger Steinzeug

Kugelbauchkrug, Altenburg, Ende 17. Jh. Steinzeug, salzglasiert, mit Zinndeckel. Ergebnis 2.500 Euro*

Den größten Sprung bei den Losen der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen verzeichnete ein Steinzeug-Krug aus Altenburg. Das vorliegende Trinkgefäß entstand zur Blütezeit der örtlichen Töpfereikultur, die das thüringische Städtchen im ausgehenden 17. Jahrhundert erlebte, nachdem Anfang des Jahrhunderts in den umliegenden Wäldern Tonvorkommen entdeckt worden waren. Rasch wurde das schlichte, salzglasierte Steinzeug zu einem wichtigen Handelsgut, das auch weit über die Landesgrenzen hinaus verkauft wurde. Der vorliegende, Ende des 17. Jahrhunderts entstandene Kugelbauchkrug mit Zinndeckel wurde auf 250 Euro taxiert, kletterte in der Auktion aber bis auf 2.500 Euro*.

Noble Reflektion: Pfeilerspiegel des Empire

Paar Pfeilerspiegel, Empire, Kirschholz, furniert, andere Hölzer, Stuck. Ergebnis 5.000 Euro*.

Die Liebe des Empirestils zur Antike wird an einem Paar Pfeilerspiegel deutlich, die im Lauf der Auktion am 5. Juli bis auf einen Zuschlagspreis von 5.000 Euro* stiegen. Die Form ist dem verkröpften Gebälk einer Tempelfront nachempfunden, die zierlichen schwarzen Säulen tragen korinthische Kapitelle, die goldfarbenen Stukkaturen sind Akanthusfriesen nachempfunden. Und die grüngrundigen Felder ober- und unterhalb der Spiegel zeigen antikisierende Szenen. Die Pfeilerspiegel gingen in den Kunsthandel.

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