Die Top Ten des Auktionsjahrs 2019 (I): Asiatika, Altmeister und mehr
Die zehn Spitzenlose ziehen sich bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen dieses Jahr quer durch alle Kategorien. Entdecken Sie hier die ersten fünf Topseller aus den Kategorien Asiatika, Klassische Moderne, Altmeister, Skulptur und Kunsthandwerk.
1. Asiatika: Drei indopersische Miniaturen
Sie entwickelten sich nicht nur zum Überraschungslos der Auktion am 29. November. Sie wurden mit einem Ergebnis von 32.800 Euro* auch zum Spitzenobjekt des gesamten Auktionsjahrs 2019: Drei im persischen bzw. indopersischen Raum entstandene Miniaturen aus dem 17./18. Jahrhundert, die in herausragender Qualität gearbeitet sind.
Zwei der drei Blätter zeigen Liebesszenen, wie sie vor allem für die persische Miniaturkunst des 17. Jahrhunderts üblich waren. Im 18. Jahrhundert bildete sich dann ein neues Genre mit Blumen- und Vogelmotiven aus.
Generell beheilt die persische Miniaturmalerei über Jahrhunderte hinweg ihre ursprüngliche Aufgabe bei, Mythologie und Dichtkunst zu illustrieren. Deshalb fielen ihre Blütezeiten stets mit besonders fruchtbaren Phasen der persischen Literaturgeschichte zusammen. Auch bei den vorliegenden erotischen Szenen ist anzunehmen, dass sie im Kontext zeitgenössischer Liebesliteratur stehen.
2. Klassische Moderne: Eine Lithographie von Pablo Picasso
Eine Graphik von Pablo Picasso aus dem Besitz des SPD-Politikers Georg Kahn-Ackermann (1918 – 2008) erlöste mit 29.000* Euro den besten Preis des Jahres bei Objekten der Klassischen Moderne. SCHEUBLEIN Art & Auktionen hatte am 5. Juli die gesamte Kunstsammlung des Journalisten und Willy Brandt-Weggefährten versteigert. Als Enkel der Impressionistin Maria Slavona (1865 – 1931) verkehrte er nicht nur mit den politischen Eliten seiner Zeit, sondern hatte in seinem Haus am Starnberger See auch zahlreiche Künstler und Schriftsteller zu Gast.
Diesen offenen, freien Geist reflektierte auch Kahn-Ackermanns Kunstsammlung. Deren Highlight, die 1949 entstandene Lithographie “Jeune fille inspiré par Cranach” ist ein spannendes Beispiel für Pablo Picassos Auseinandersetzung mit dem Renaissancekünstler. Das Blatt bietet eine kreativ überformte Sicht auf Lucas Cranachs “Bildnis der Prinzessin Sybille von Cleve” aus dem Jahr 1526.
3. Altmeister: Bildnis des Prinzen Eugen von Sachsen-Hildburghausen
Ein um 1765 entstandenes Bildnis des Prinzen Friedrich Wilhelm Eugen von Sachsen-Hildburghausen avancierte mit einem Zuschlagspreis von 25.200* Euro zum besten Los des Jahres 2019 in der Kategorie Alte Meister. Das Gemälde, das im März 2019 in einer Passage mit mehreren hochkarätigen Porträts aus dem 17. und 18. Jahrhundert unter den Hammer kam, wird Johann Valentin Tischbein (1715 – 1768) zugeschrieben.
Ab 1864 war dieser als Hofmaler am Hof des Herzogs Ernst Friedrich III. Carl in Hildburghausen. Dessen jüngerer, auf dem vorliegenden Porträt dargestellte Bruder Eugen hatte sich, da er in der Erbfolge zurückstand, nach seiner Kavalierstour durch Europa zunächst einer Militärkarriere verschrieben. 1760 kehrte er in das heimatliche Herzogtum zurück, wo er – unter anderem – im Kloster Veilsdorf eine der ältesten Porzellanmanufakturen Deutschlands gründete.
4. Skulpturen: Ein klassizistisches Relief
Das Spitzenlos bei den Skulpturen, versteigert am 20. September 2019, greift ein beliebtes Sujet der Goethezeit auf: die Liebesgeschichte von Amor und Psyche. Das klassizistische, in großen Teilen äußerst minutiös gearbeitete Marmorrelief aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts zeigt den Moment, in dem die von Windgott Zephyr zu einem ihr unbekannten Geliebten entführte Psyche dessen wahre identität erkundet. Sie schleicht sich mit einer Öllampe zu dem schlafenden Amor. Entzückt von seiner Schönheit und bestärkt in ihrer Liebe tritt sie näher heran, um den Geliebten zu betrachten. Dabei verbrennt sie ihn unabsichtlich durch einen Trophen heißen Öls, der aus ihrer Lampe fließt. Dass sie ihm in der vorliegenden Darstellung auch einen Pfeil entwendet, symbolisiert, dass auch Amor in ewiger Liebe zu ihr entflammt ist. Das Relief kletterte bis auf 15.000* Euro und ging in den Kunsthandel.
5. Kunsthandwerk: Ein Memento Mori aus Elfenbein
Aus einer Passage mit elfenbeinernen Memento Mori-Objekten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die in der Juli-Auktion generell sehr gefragt waren, stammt das hochpreisigste Los aus dem Bereich Kunsthandwerk: Ein Totenschädel mit Schlange und Echse, angesetzt mit 1.000 Euro, zugeschlagen schließlich für 6.900 Euro*.
Ursprünglich hatten Objekte wie dieses der religiösen Andacht gedient: Gerade ungeschliffene und geschliffene Elfenbeinoberflächen, die in der Haptik an Knochen beziehungsweise feinporige Haut erinnern, halfen zur Barockzeit dem Meditierenden, sich durch das Betasten eines plastisch gestalteten Memento Moris die eigene Vergänglichkeit zu vergegenwärtigen – und sich bewusst zu machen, dass nach dem Ende des irdischen das Ewige Leben wartet.
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