Im Blickpunkt am 1. Juli: Ein Münzhumpen und ein Silber-Samowar
Die Sommer-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 1. Juli startet mit zwei absoluten Highlights beim Silber: Einem um 1700 in Tilsit entstandenen Münzhumpen mit Deckel und einem silbernen Samowar im Empirestil.
Von Bechern und Pokalen zu Münzhumpen
Der auf 8.000 Euro geschätzte Humpen steht ganz in der Tradition von Silbergefäßen mit eingearbeiteten Münzen, wie sie seit dem angehenden 16. Jahrhundert in Deutschland zunehmend populär wurden. Zunächst wurden in Goldschmiede-Zentren wie Nürnberg, Augsburg, Straßburg oder Lüneburg vor allem Becher und Pokale angefertigt, in deren Wandungen originale oder nachgegossene antike Münzen eingearbeitet wurden.
Münzkannen und -humpen wurden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts häufiger, wie der für das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg tätige Spezialist Klaus Pechstein schreibt. „Es fällt auf, dass aus dem Rheinland etwa sehr wenige Beispiele erhalten sind, dagegen gibt es in Preußen und im Osten Deutschlands (…) nun viele überlieferte Beispiele von Humpen und Kannen, die zumeist große territorial bezogene, oft zeitgenössische Münzen, mit Vorliebe große Schautaler, auf ihren Wandungen zeigen.“
Der vorliegende Humpen ist für diese Phase der Gestaltung schwerer Silbergefäße durchaus typisch: In Wandung, Deckel und Boden sind insgesamt 14 Münzen eingelassen, darunter ein Silbertaler des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrichs des Großmütigen (1503 – 1554) und ein auf 1632 datierter Silbertaler Leopolds V. von Österreich-Tirol. Die zwischen den Münzen freibleibenden Flächen weisen, ebenfalls charakteristisch für die Münzhumpen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts, ein graviertes Dekor auf; beim vorliegenden Objekt zeigt es florale Blattranken.
Ein Samowar im Empirestil
Ebenfalls im Blickpunkt beim Silber steht ein im frühen 19. Jahrhundert in Augsburg hergestellter Samowar (Schätzpreis 6.000 Euro), der unmittelbar nach dem Münzdeckelhumpen aufgerufen wird. Die Legende will es, dass es Peter der Große (1672 – 1725) war, der im Rahmen einer Bestellung von 300 Hellebarden in der für ihre Schmiedekunst bekannten Stadt Tula auch den Anstoß für die Entwicklung des Samowars gab. Die ältesten, nach dem bis heute bewährten Prinzip funktionierenden Heißwasserbereiter zur Zubereitung von Tee jedenfalls gehen auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. Rasch wurden die in Tula gefertigten Samoware in allen russischen Haushalten, die sich den damals sehr kostspieligen Genuss von Tee überhaupt leisten konnten, zum unverzichtbaren Gerät bei Tisch und auch auf Reisen.
Ihr Ruhm reichte bald auch über die Grenzen Russlands hinaus: Auch den Fürstenhöfen anderer europäischer Länder ließ man sich, um mit der Zeit zu gehen, Samoware anfertigen – längst nicht mehr nur aus Eisen, sondern auch in edlen Metallen. Der vorliegende, von dem Augsburger Meister Gustav Friedrich Gerich gefertigte Samowar im Empirestil ist ein prunkvolles Beispiel dafür.
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