Im Blickpunkt am 1. Juli: Eine Sammlung mit seltenem Nymphenburg-Porzellan
Eine erlesene Sammlung aus dem Nachlass eines Münchner Porzellansammlers bildet das in sich geschlossene Highlight der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Speiseporzellanen und Dekor-Objekten, die die Entwicklung der Porzellanmanufaktur Nymphenburg von den Anfängen bis in die Zeit des Art Déco hinein widerspiegeln.
Von Neudeck nach Nymphenburg
Eine Reihe von Tellern reicht sogar noch in die Zeit zurück, in der die 1747 gegründete, kurfürstlich bayerische Porzellanmanufaktur noch gar nicht im eigens für sie errichteten nördlichen Schlossrondell von Nymphenburg ansässig war, sondern im heute zum Stadtteil Au gehörenden Neudeck direkt am Auer Mühlbach. Das Modell eines Desserttellers mit reliefiertem, grün staffiertem Flechtwerk (Schätzpreis 1.200) beispielsweise gehört zu den ersten Geschirren, die in Neudeck entstanden und wurde zu allen wichtigen Servicen hergestellt sowie passend bemalt.
Bekannt sind bislang allerdings vor allem Teller in flacher und nicht in der vorliegenden tiefen Form. Sie wurde so selten gefertigt, dass anzunehmen ist, dass sich bei dem vorliegenden Teller um das einzig bekannte Exemplar handelt.
Das späte 18. Jahrhundert: Kuriositäten und Chinoiserien
In die Zeit des Umzugs in die bis heute existierenden Räumlichkeiten am Nymphenburger Schloss fallen zwei weitere Dessertteller mit Korbrelief, drei Teller (ganz oben, Schätzpreis 1.200 Euro) oder auch zwei ovale Schalen mit grünem Landschaftsdekor.
Bei einem Teekännchen mit Tasse und Untertasse imitiert ein Trompe-l’oeil-Dekor eine Holzoberfläche, auf die in Rosé-Tönen gehaltene Ansichten geheftet wurden.
Dieses wie auch ein Weißporzellan-Rechaud reflektieren die Lust des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts an Kuriositäten und von Chinoiserien inspirierten Formen.
Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg im 19. Jahrhundert
Kratervasen mit königsblauem Fond und Golddekorationen oder ein Kühlgefäß sind dem Formen- und Ornamentschatz des Empire bzw. des Klassizismus verpflichtet.
Der Bogen spannt sich weiter über Ansichten- und Dekortassen aus diversen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts – besonders hervorzuheben ist eine um 1810 gefertigte Tasse mit dem in Biskuitporzellan geformten Porträt der Königin Caroline von Bayern – bis hin zur Jugendstilzeit.
Jugendstil und Art Déco am Schlossrondell
Designer und Künstler wie Max Rossbach, der nur vier Jahre für Nymphenburg tätig war, in dieser Zeit aber bis heute ikonische Service und Dekore schuf – von ihm sind sechs Serviceteile mit violettem Blütendekor in der vorliegenden Sammlung enthalten – oder François Levallois stehen für einen neuen Gestaltungswillen und ein nie gekanntes, fließendes Ineinandergreifen von Form und Dekor.
Das bis heute ikonische „Adonis“-Service von Wolfgang von Wersin (1882 – 1976)– hier mit seltenem rotem Bambusdekor oder eine mit einem Dekorentwurf von Paul Ludwig Troost (1878 – 1934) gestaltete Deckelvase zeigen beispielhaft die Rückkehr zu ruhigeren, klassischeren Formen in der Zeit des Art Déco .
Nymphenburgs Weg in die Gegenwart
Ein weiteres Service von Wolfgang von Wersin und eine Bildplatte mit Harlekonmotiv schließlich geben einen Ausblick auf die Weiterentwicklung der Manufaktur in den 1950er Jahren.
Abgerundet wird die Sammlung an Speiseporzellanen von einigen seltenen Porzellanfiguren, handverlesenen Bestecken, weiteren Silberobjekten sowie Möbeln, Teppichen und einigen Gemälden.
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