Nachlese zur Auktion vom 22.09.: Glas, Kunsthandwerk, Porzellan, Schmuck
Vier Vasenobjekte aus der Blütezeit der im Böhmerwald ansässigen Glashütte Johann Loetz Witwe standen bei der kleinen, aber überaus gefragten Glasauswahl der Herbstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen im Mittelpunkt des Interesses.
Alle vier repräsentieren nicht nur die Suche der vor allem für Kunden im gehobenen Bürgertum produzierenden Manufaktur nach einer innoativen Formsprache, sondern auch ihre von Tiffany inspirierten, um 1900 meisterlich weitergeführten Experimente mit irisierenden Oberflächen.
Glas: Schillernde Schönheiten
Sämtliche Stücke konnten ihre Schätzpreise mindestens verdreifachen und gingen für Zuschlagspreise zwischen 1.500 und 4.300 Euro* teils an private Sammler, teils in den Kunsthandel.
Porzellan: Blütenfülle
Beim Porzellan stand eine Vase im Blickpunkt, die ein in ganz Europa einzigartiges Kunstphänomen repräsentiert: die Wiener Blumenmalerei des Biedermeier. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hierfür nicht nur an der Akademie der bildenden Künste ein eigener Lehrstuhl eingerichtet; auch die Wiener Porzellanmanufaktur bemühte sich um einen ausgeprägten eigenen Blumenstil.
Dessen wichtigster Protagonist, Joseph Nigg (1782 – 1863), war dort von 1800 bis 1843 als Blumenmaler tätig und schuf auch das Dekor der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegenden großen Vase. Nach einem packenden Bietergefecht wurde sie für 21.600 Euro* einem privaten Interessenten zugeschlagen.
Schmuck: Sehnsucht nach der Antike
Schmuck, der wirkt, als wäre er bei der Ausgrabung einer antiken Stätte zu Tage befördert worden, aber dennoch auch den Bedürfnissen einer Trägerin aus dem 19. Jahrhundert genau entspricht: Das war die Spezialität der Juweliersfamilie Castellani, die ab 1814 ein Geschäft in Rom, später auch eine Niederlassung in Paris, sowie intensive Kooperationen mit Kunsthändlern in den Vereinigten Staaten betrieb.
Auch das vorliegende Collier mit Armband wurde wohl um 1860 in den Werkstätten der Castellanis angefertigt; es enthält elf der bei Castellani generell gern verwendeten Gemmen, die hier Gottheiten wie Hermes, Athene, Ceres oder Bacchus zeigen und auffallend fein und detailliert ausgeführt sind. Für 10.800 Euro* ging der überaus repräsentative Schmuck in den internationalen Kunsthandel.
Kunsthandwerk: Eine Krippe voller Leben
Christi Geburt als Wunder zu zeigen, das mitten in der Alltagswelt der Menschen stattfindet: In dieser Idee wurzelt die bis heute lebendige Tradition der Neapolitanischen Krippen, die neben Heiliger Familie, Hirtenszenen und dem Zug der Heiligen Drei Könige auch das geschäftige Treiben einer südlichen Stadt zur Goethezeit einfangen.
Die vorliegende, 40 Figuren, zahlreiches Zubehör und fünf Kulissenbauten umfassende Krippe bildet da keine Ausnahme. Zu ihr gehören auch Marktstände, ein Wirtshaus mit Wirt und Zechern sowie diverse Frauen, die das heilige Geschehen von ihren Balkonen aus verfolgen. Das überwiegend aus dem 20. Jahrhundert stammende Ensemble wurde für 14.000 Euro* zugeschlagen.
* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.
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