Rückblick: Unsere Top Ten des Jahres 2023
Auch 2023 war bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen wieder ein Jahr mit spannenden Losen, bestätigten Favoriten – und Losen, deren Preissprünge für Überraschungen sorgten. Hier blicken wir auf die zehn Top-Objekte des zurückliegenden Auktionsjahrs zurück.
1. Skulpturen: Eine Statuette von Franz von Stuck
Nicht nur wegen des erzielten Preises, auch wegen seines prominenten Urhebers zählt die Bronzestatuette „Monna Vanna“ bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zu den absoluten Toplosen des Jahres 2023. Die Figur entstammt dem Spätwerk des Münchner Malerfürsten Franz von Stuck (1863 – 1928), der sich von Jugend an immer wieder auch mit plastischen Arbeiten beschäftigte.
Bereits in den 1890er Jahren hatte er eine Reihe von der Antike inspirierte, kleinformatige Plastiken angefertigt. Nach zahlreichen großen, auch bauplastischen Werken – unter anderem für seine eigene Villa in München-Bogenhausen – kehrte Stuck ab 1920 noch einmal zur dekorativen Kleinplastik zurück.
Die vorliegende „Monna Vanna“ gehört zu einer Gruppe rein auf Frontalansicht konzipierter Frauenfiguren, die als Dekorationsobjekte für Kaminsimse, Nischen oder andere, wandnahe Aufstellungsorte bestimmt waren. Die Oberflächen dieser Figuren sind zwar detailliert ausgearbeitet, im Vergleich zu den frühen Kleinplastiken Stucks aber auch von impressionistischen Zügen geprägt. Bei der vorliegenden Statuette widmete sich Stuck einem Sujet der italienischen Renaissance, das ab 1900 durch ein Drama Maurice Maeterlincks (1862 – 1949) wieder ins Bewusstsein eines breiteren Publikums rückte. Die erotische Figur, die ganz von dem sinnlichen Kontrast zwischen patinierter und feuervergoldeter Bronze geprägt ist, ging für 38.000 Euro* an einen privaten Sammler.
2. Gemälde: Ein voralpines Idyll
Eine kleinformatige, in Öl auf Kupfer gemalte romantische Landschaft des des Malers Carl Friedrich Heinzmann (1795 – 1846) entwickelte sich zum Spitzenlos bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts.
Der gebürtige Stuttgarter, der 1815 nach München gekommen war, studierte Landschaftsmalerei bei Wilhelm von Kobell. Ab 1822 war er bei der Porzellanmanufaktur Nymphenburg angestellt, darüber hinaus malte er meist heitere, friedliche Naturszenen, gerne aus dem Alpenraum, den er auch persönlich bereiste. Seine Bildauffassung und sein Faible für die Schönheit der Alpen und Voralpen wird auch bei der im März angebotenen Landschaftsdarstellung deutlich: Eine Brücke mit gemauerten Rundbögen und die sanften Hügel im Hintergrund wirken fast italienisch-arkadisch. Die am linken Bildrand hervorlugenden, felsigen Gipfel, die Häuser mit stein-beschwerten Dächern, Fensterkreuzen und Fensterläden, die vor Wind und Wetter schützenden Kaminaufsätze, aber auch das Mansard-Satteldach des Hauses direkt hinter der Brücke sprechen für ein voralpines Szenario, vor dem sich der Hirte mit seinen Ziegen niedergelassen hat. Für 28.000 Euro* ging das Bild an einen privaten Liebhaber.
3. Asiatika: Eine Flaschenvase aus der Zeit des Kaisers Tongzhi
Mehrfach waren in diesem Jahr bei den Asiatika Flaschen- und Kugelbauchvasen die umkämpftesten Objekte. Einen besonders eindrucksvollen Preis erzielte eine chinesische Flaschenvase, die während der nur 14 Jahre währenden Regierungszeit des Kaisers Tongzhi (1856 – 1875) angefertigt wurde.
Das mit blauen Unterglasurfarben dekorierte Porzellanobjekt wurde während der Septemberauktion für 43.200 Euro* via Internet einem Interessenten aus Asien zugeschlagen. Vergleichbare Stücke finden sich im Shanghai Museum sowie in der überaus renommierten Sammlung asiatischer Keramik des Topkapi Saray Museums in Istanbul.
4. Kunst des 20. Jahrhunderts: Eine Zeichnung von Karl Plattner
Zum Überraschungslos bei der zeitgenössischen Kunst entwickelte sich, auch aufs Jahr gesehen, eine in der Frühjahrsauktion angebotene Zeichnung des Südtiroler Malers, Graphikers und Freskenspezialisten Karl Plattner (1919 – 1986).
Der aus Mals im Oberen Vinschgau stammende Künstler arbeitete zunächst in seinem Heimatort sowie in der Bischofsstadt Brixen als Anstreicher, bevor er dort von dem Wiener Kunstprofessor Sebastian Fasal als Freskenmaler ausgebildet wurde. Nach einem Kunststudium ging er für rund zehn Jahre nach Brasilien. Danach trat er auch im Alpenraum verstärkt als Freskant in Erscheinung, beispielsweise im Salzburger Festspielhaus und in der Europakapelle an der Brennerautobahn. Ab Mitte der 1960er Jahre konzentrierte sich Plattner verstärkt auf Malerei und Graphik und lebte zwar in Mailand, fertigte aber auch in seiner Heimat zahlreiche Familienporträts an. Die Verbundenheit zwischen Plattner und Südtirol war auch in der Auktion zu spüren: Viele Interessenten aus der Provinz Bozen beteiligten sich am Gefecht um das für eine Zeichnung ungewöhnlich großformatige, aber dennoch bis ins kleinste Detail ausgeführte Blatt „Der runde Tisch“. Nach einem hitzigen Bietergefecht wurde es schließlich für knapp 14.000 Euro* zugeschlagen.
5. Schmuck: Ein Gemmen-Collier mit Armband, wohl von Castellani
Schmuck, der wirkt, als wäre er bei der Ausgrabung einer antiken Stätte zu Tage befördert worden, aber dennoch auch den Bedürfnissen einer Trägerin aus dem 19. Jahrhundert genau entspricht: Das war die Spezialität der Juweliersfamilie Castellani, die ab 1814 ein Geschäft in Rom, später auch eine Niederlassung in Paris, sowie intensive Kooperationen mit Kunsthändlern in den Vereinigten Staaten betrieb.
Auch das vorliegende Collier mit Armband wurde wohl um 1860 in den Werkstätten der Castellanis angefertigt; es enthält elf der bei Castellani generell gern verwendeten Gemmen, die hier Gottheiten wie Hermes, Athene, Ceres oder Bacchus zeigen und auffallend fein und detailliert ausgeführt sind. Auch heute noch treffen die antiken Götter exakt den Geschmack der Zeit. Als Jahresspitzenlos dieser Kategorie ging der überaus repräsentative Schmuck für 10.800 Euro* in den internationalen Kunsthandel.
6. Alte Skulpturen: Eine “schöne Madonna”
16.500 Euro* erzielte eine „Madonna mit Kind“ aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die am Oberrhein entstandene Plastik ist in Lindenholz gearbeitet und mit Farb- und Goldfassung versehen; mit ihrem lockigen Haar, dem mädchenhaften Gesicht und der fast lebendigen Bewegung in den Falten ihres Gewands stellt sie ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den Typus der „schönen Madonnen“ des ausgehenden Mittelalters dar; sie wurde im September im Zuge einer größeren Skulpturensammlung versteigert.
7. Möbel: Ein Bureau für ein Schloss
Ein prunkvolles Zylinderburau, auf dessen Vorderseite in minutiöser Intarsienarbeit der prunkvolle Saal eines Schlosses zu sehen ist: Dieses aufwändige, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts möglicherweise von Johann Wolfgang Elias Weinspach (1712-1776) angefertigte Stück entwickelte sich zum Jahres-Spitzenlos bei den Möbeln. Für knapp 23.000 Euro* ging es im Dezember in den Kunsthandel.
8. Altmeister: Der junge Johannes der Täufer
Eine im 17./18. Jahrhundert entstandene Darstellung Johannes des Täufers mit angedeutetem Kreuzesstab war das Toplos bei den Altmeistern.
In der Tradition der italienischen Frührenaissance wird darauf der Heilige und Stadtpatron von Florenz als Jüngling gezeigt. Der Halbakt ist nach hinten vom Betrachter weg geneigt, gut ist das Kinn mit dem noch schütteren Bartwuchs zu erkennen; der Blick des im Profil gezeigten Gesichts ist nach innen gekehrt. Das Werk ging für gut 20.000 Euro* in den internationalen Kunstmarkt.
9. Porzellan: Blumenmalerei aus Wien
Beim Porzellan stand im auktionsjahr 2023 besonders eine Vase im Blickpunkt, die ein in ganz Europa einzigartiges Kunstphänomen repräsentiert: die Wiener Blumenmalerei des Biedermeier. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hierfür nicht nur an der Akademie der bildenden Künste ein eigener Lehrstuhl eingerichtet; auch die Wiener Porzellanmanufaktur bemühte sich um einen ausgeprägten eigenen Blumenstil.
Dessen wichtigster Protagonist, Joseph Nigg (1782 – 1863), war dort von 1800 bis 1843 als Blumenmaler tätig und schuf auch das Dekor der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerten großen Vase. Nach einem packenden Bietergefecht wurde sie im September einem privaten Interessenten für 21.600 Euro*zugeschlagen.
10. Porzellan: Ein Tablett von Claude Lalanne
Ein künstlerisches Ausnahmeobjekt wurde am 24. März in der Kategorie Silber angeboten: Ein Tablett aus versilbertem Metall mit Bambushalmen in vergoldeter Bronze aus der Hand der Bildhauerin Claude Lalanne (1924 – 2019).
Gemeinsam mit ihrem Mann François-Xavier (1927 – 2008) stand sie im Duo „Les Lalannes“ ab den 1980er jahren im Blickpunkt der internationalen Kunst- und Interior-Szene. Mit ihrer augenzwinkernden Fortschreibung der Ansätze der Surrealisten bildeten die Kunst- und Dekorobjekte des Ehepaars einen hoch ästhetischen Gegenpol zu den radikalen Abstraktionstendenzen der 1960er und 70er Jahre. Während sich François-Xavier eher von der Tierwelt inspirieren ließ, nahm Claude für ihre Arbeiten vor allem Pflanzen in den Fokus. Das vorliegende Tablett ist ein subtiles Zeugnis ihrer Herangehensweise; es ging für 10.750 Euro* in den Kunsthandel.
* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.
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