Im Blickpunkt am 22. März: “London Knees” von Claes Oldenburg
Eine Reminiszenz an das „Swinging London“ der 1960er Jahre findet mit dem Multiple „London Knees“ von Claes Oldenburg Eingang in die Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen.
Der Minirock stand Pate
Wie der Kasseler Kunsthistoriker Bernhard Schnackenburg herausarbeitet, schuf der schwedisch-amerikanische Pop-Art-Künstler (1929 – 2022) die Knie-Skulpturen während eines London-Aufenthaltes im Oktober und November 1966, als der von der britischen Designerin Mary Quant initialisierte Minirock begann, Furore zu machen. Die „London Knees“ von Claes Oldenburg zeigen genau den Abschnitt des Beins, der gemäß dieser Mode zwischen Rocksaum und dem oberen Rand der dazu getragenen halbhohen Stiefel sichtbar war.
Claes Oldenburgs Ausgangspunkt: Das Bein einer Schaufensterpuppe
Um die Beinabschnitte zu gestalten, modellierte Oldenburg allerdings nicht nach einem lebenden Modell, sondern sägte im Sinne des dadaistisch-surrealistischen Readymades die Kniepartie aus dem rechten Bein einer Schaufensterpuppe heraus und bildete nach diesem Vorbild beide Knie nach.
Ein Monument im Kleinen
Für die Themen, mit denen sich Claes Oldenburg in dieser Zeit auseinandersetzte, sind die Knieobjekte allerdings äußerst überschaubar dimensioniert: Eigentlich beschäftigte er sich in den späten 1960er Jahren vor allem mit mehr oder weniger utopischen Entwürfen für gewaltige Objekt-Monumente, von denen einige – etwa die überdimensionierte Spitzehacke am Kasseler Fulda-Ufer – später auch ausgeführt wurden.
Auch die 1968 als Multiple aufgelegten „London Knees“ stehen jedoch in einem solchen Kontext: Elf dem vorliegenden Objekt (Schätzpreis: 3.000 Euro) zugehörende Lithografien liefern nicht nur eine variantenreiche Aufstellanleitung für die Knieskulpturen, sondern umfassen auch Entwürfe für ein turmhohes Knie-Denkmal in der Londoner City.
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