
Nachlese der Märzauktion (II): Graphik, Möbel und Einrichtung, Gemälde
Ein Porträt, das der Münchner Malerfürst Franz von Stuck (1963 – 1928) von seiner Tochter Mary anfertigte, stand bei der Graphik im Blickpunkt des Bieterinteresses.
Die eigene Tochter als liebstes Modell
Das Mädchen, unehelich geboren, dann aber von Franz von Stuck und dessen Frau adoptiert, gehörte in den Jahren zwischen 1904 und 1917 zu seinen liebsten Modellen. Der Maler hielt Marys ebenmäßiges Gesicht mit den aufgeweckten dunklen Augen auf Fotografien und Gemälden ebenso fest wie in Pastellzeichnungen und Druckgraphiken. Die rege Nachfrage, die sich nach diesem Motiv auf dem Kunstmarkt zeigte, dürfte neben dem väterlichen Stolz ein weiterer Grund gewesen sein, warum Franz von Stuck Mary so häufig darstellte.
Zwei höchst unterschiedliche Mädchenporträts
Das Pastell, das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorlag, basiert – wie auch eine sehr ähnliche Zeichnung im Bestand der Villa Stuck – auf der Fotografie „Tochter Mary mit Kirschen“ aus dem Jahr 1905. Es ging für 12.700 Euro* in den Kunsthandel. Ein weiteres, 1918 in Pastell gezeichnetes Mädchenporträt Franz von Stucks wurde für 3.700 Euro* einem privaten Bieter zugeschlagen.

Franz von Stuck: Mädchen mit dunkelblauer Schleife im haar. Pastell, 42 x 46 cm. Ergebnis 3.700 Euro*
Möbel und Einrichtung: Objekte mit Uhren gefragt
Bei den Möbeln war es ein Zylinderaufsatzsekretär mit integrierter Uhr, der besonders großes Bieterinteresse auf sich zog. Der spektakuläre, in Wurzelmaserholz, Vogelaugenahorn, Nuss und anderen Hölzern gearbeitete Schreibschrank wurde vermutlich Ende des 18. Jahrhunerts in der Werkstatt des Mainzer Möbelbauers Johann Michael Leisler angefertigt. Die detailreiche Dekoration, beispielsweise mit bemalten Porzellanmedaillons oder an den Seiten aufgesetzten Pilastern mit geschnitzten Kapitellen, lässt auf einen äußerst vermögenden Auftraggeber schließen. In der Auktion vom 27. März kletterte das prachtvolle Möbel bis auf 6.900 Euro*und ging in den Kunsthandel.

Zylinderaufsatzsekretär. wochl Deutschland, spätes 18 Jh. Wurzelmaserholz, Vogelaugenahorn und andere Hölzer. 218 x 141 x 63 cm. Ergebnis 6.900 Euro*
Ein weiterer Händler ersteigerte eine Bilderuhr mit einer Ansicht von Linz und dem hinter der Stadt aufragenden, als Ausflugsziel beliebten Pöstlingberg. Das Objekt verschafft zugleich auch einen anschaulichen Eindruck vom Aufstreben der öffentlichen Mobilität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Vordergrund ist eine von Pferden gezogene Straßenbahn zu sehen; dahinter fährt auf der Donau ein mit vielen Personen besetzter Dampfer flussaufwärts. Das Gemälde mit integrierter Kirchturmuhr erbrachte 6.350 Euro*.
Auch ein drittes Highlight aus dem Angebot im Bereich Möbel und Einrichtung – ein grün gefasster Bauernschrank aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts mit Landschaftsdarstellungen – wurde für 5.100 Euro* in den Handel verkauft.
Gemälde: Fauves und harmonische Farben
Farben als primäres Ausdrucksmittel prägten Zeit seines Lebens die Kunst von Emile Othon Friesz (1879 – 1949). Schon als 13jähriger lernte der spätere Maler an der Academie des Beaux Arts in Le Havre seine Kollegen Raoul Dufy und Georges Braque kennen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Zu dritt entwickelten sie vor allem bei der Darstellung von Landschaften einen Malstil, der sich von der natürlichen Farbgebung entfernte und das Motiv stattdessen als reine, in sich stimmige Farbkomposition umsetzte. 1905 schlossen sie sich mit Gleichgesinnten wie Henri Matisse und André Derain zur Gruppe der Fauvisten zusammen. Braque und zeitweise auch Emile Othon Friesz wandten sich später aber auch dem Kubismus zu. Beide künstlerischen Ansätze prägen auch die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegende Ansicht eines Gartens in der südfranzösischen Stadt Cassis. Für 7.620 Euro* ging der in Öl auf Leinwand gemalte „Jardin au Cassis“ in den Kunsthandel.
Weniger gut dokumentiert als der Lebenslauf von Emile Othon Friesz ist die Biographie Alfred Rottmanners, aus dessen Hand
ein weiteres Highlight bei den Gemälden stammt. Nicht einmal die Lebensdaten sind bekannt. Als gesichert gilt lediglich dass er in München bei Carl von Marr Malerei studierte. Für 6.350 Euro* ging seine ausgewogen komponierte, großformatige „Schlossherrin“ an einen privaten Sammler.
*alle Preisangaben inkl. 27% Aufgeld und ohne Gewähr
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