Im Blickpunkt am 1. Dezember: Johann Gottfried Steffan
Das absolute Highlight bei den Gemälden stammt aus der Hand eines Malers, der zwar mit 18 nach München übersiedelte, sein künstlerisches Leben aber vor allem der Schönheit seiner Schweizer Heimat widmete: Johann Gottfried Steffan (1815 – 1905). Immer wieder reiste er durch die gewaltigen Hochgebirgslandschaften, oft begleitet von Freunden und Schülern, die, wie er aus der Schweiz stammten, aber im blühenden Münchner Kunstmarkt ihr Auskommen und ihren Lebensmittelpunkt gefunden hatten. Besonderen Eindruck hinterließ bei Steffan eine Reise, die ihn 1861 nach Sion im Walliser Rhônetal führte .
Johann Gottfried Steffan und der Mont d’Orge
Schon in seinen Reiseberichten kam er aus dem Schwärmen nicht heraus. „Die Kontraste in Farbe und Vegetation hatte ich bisher auch am Gardasee nicht gesehen. Außerdem wirkten die beiden mitten aus dem Talboden aufragenden (…) Felshügel des Tourbillon und Mont Valeria (…) so interessant in Form und Farbe, dass ich mich nur schwer davon trennen konnte. Auch die Umgebung von Sion fand ich höchst pikant (…). Es mag allerdings dazu auch der günstige Umstand seinen Einfluss gehabt haben, dass der Sommer jenes Jahres besonders warm und trocken war. In der Umgebung von Sion war die Vegetation auf dem oft ziemlich steilen Boden der Hügel und Abhänge ganz verbrannt, hell rostfarbig; nur Busch und Baum stach dunkelgrün aus diesen lichten Farben heraus, hie und da eine dunkle Edelkastanie (…) und blaßgrüne Mandelbäume, besonders auf der Südseite des Mont d’Orge.“
Neue Farben für ein bahnbrechendes Motiv
Die Eindrücke veranlassen den Maler, seine Palette zu ändern und statt der bislang bevorzugten braun-getönten Mischfarben hellere, auch kontrastreichere Farben einzusetzen. Das erste Bild in dieser neuen Farbigkeit entsteht 1869: eine große Ansicht des Mont d’Orge, die sich heute im Kunstmuseum von Luzern befindet. Noch großformatiger und spannungsreicher gestaltet er das vorliegende, einige Jahre später entstandene Gemälde mit dem gleichen Motiv.
Johann Gottfried Steffan malt seinen Reisebericht
Braun und verdorrt, wie in seiner Reisebeschreibung, stellt Steffan die Umgebung des Weges im Vordergrund dar. Jenseits einer Schattenzone aber wandelt sich der lichtdurchflutete Mittelgrund ins Grüne. Saftig leuchten die Blätter der zentralen Kastanie, silbrig schimmert das Laub der Mandelbäume am Ufer des Sees.
Wie mit einem Zoom herangeholt, schneiden über diesem lieblichen Mittelgrund die schroffen Felskanten des Mont d’Orge und die Umrisse der dortigen Schlossruine in das milchige Blau des sich zuziehenden Himmels.
Wolkentürme über dem Wallis
Wolkentürme, die sich rechts über den Gipfeln des Hintergrunds ballen, unterstreichen den Kontrastreichtum dieser Landschaft, die Johann Gottfried Steffan auch über zehn Jahre nach seiner Reise dorthin noch immer faszinierte. Das eindrucksvolle Gemälde wird mit einem Schätzpreis von 8.000 Euro angeboten.
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