Im Blickpunkt am 22. März: Petschafte
Neben exquisitem Silber, hochkarätigem Schmuck, einer breiten Auswahl an Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie 24 afrikanischen Kunstobjekten ist es auch eine Passage mit rund 40 Petschaften, die bereits im Vorfeld die Aufmerksamkeit potentieller Bieter auf sich zieht. Die zu zehn Positionen gebündelten Siegelstempel geben einen schönen Einblick in die gestalterische Vielfalt dieser früher unverzichtbaren Schreibtischutensilien. Und sie führen vor allem die jüngere Geschichte dieser seit vorchristlicher Zeit gebräuchlichen Stempel vor Augen.
Vom Amulett zur Petschaft
Die Verquickung solcher Stempel zum Abdruck in Siegellack oder Wachs mit einem Schmuckstück, die auch an den vorliegenden Objekten immer wieder zu beobachten ist, war bereits beim ältesten überlieferten Stempelsiegel gegeben: Es war in Form eines Amuletts gestaltet und geht auf das siebte Jahrtausend v. Chr. zurück.
Ein möglicherweise antiker Siegelstein, allerdings ohne Schmuckfassung, wird – gemeinsam mit zwei gläsernen Petschaften aus dem 19. Jahrhundert –, in Losnummer 358 angeboten (Schätzpreis 120 Euro).
Petschaft zu Ehren des Heiligen Johannes Nepomuk
Das Gros der Passage umfasst allerdings Stücke aus den letzten 300 Jahren: Ein Petschaft mit Medaille (N. 356, Schätzpreis 300 Euro) verweist auf die 1721 erfolgte Seligsprechung des Heiligen Johannes Nepomuk, der im gesamten 18. Jahrhundert eine äußerst intensive Verehrung erfuhr.
Gebrauchsgegenstand und Schmuckstück
Fünf in Eisen und Messing gearbeitete Petschafte aus dem 18. / 19. Jahrhundert (Nr. 351, Schätzpreis 300 Euro) präsentieren sich, obwohl einer von ihnen mit einem als Putto gestalteten, länglichen Griff ausgestattet ist, vor allem als Gegenstände regen Gebrauchs.
Vier große (Nr. 354, Schätzpreis 280 Euro) und acht kleine als Anhänger gearbeitete Petschaften mit Intaglios (Nr. 355, Schätzpreis 300 Euro) lassen schon durch das kleinteilige Dekor ihrer Schäfte darauf schließen, dass sie tatsächlich auch als Schmuckstücke getragen wurden.
Petschafte als Dekorobjekte
Zwei eindeutig dem 19. Jahrhundert zuzurechnende Objekte (Nr. 357, Schätzpreis 200 Euro), von denen einer über sechs verschiedene, radförmig angeordnete Siegelplatten verfügt, sind auch ein Indiz dafür, dass Petschafte allmählich neben ihrer eigentlichen Aufgabe auch verstärkt als Dekorobjekte auf dem Schreibtisch eine Rolle spielten; auch die z.T. antikisierenden Motive der Stücke aus Nr. 359 (Schätzpreis 280 Euro)lassen dies vermuten.
Ungebrochen funktional
Die sechs funktionaler gehaltenen Petschafte aus dem 19. und 20. Jahrhundert (Nr. 360. Schätzpreis 160 Euro) zeigen allerdings auf, dass selbst an der Wende zu unserer heutigen Schreib- und Postkultur das Kennzeichnen persönlicher Briefe für viele immer noch eine große Rolle spielte. Auch offiziell sind Petschafte übrigens bis heute im Einsatz – beispielsweise bei Geheimdiensten, oder wenn ein polizeiliches Siegel angebracht werden muss.
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