41. Kunstauktion: Der Porzellan-“Agent” Claudius Innocentius Du Paquier
Zu den Highlights der 41. Kunstauktion, Kategorie Porzellan, zählen drei Positionen mit Wiener Porzellan von Claudius Innocentius Du Paquier (1679 – 1451). Doch nicht nur allein die Koppchen und Teller mit Schwarzlotmalerei oder rötlichen Dekoren üben eine große Faszination aus. Auch die Lebensgeschichte des Porzellanpioniers liest sich packend wie ein Agentenroman und erzählt zugleich auch viel über die Frühzeit der Porzellanproduktion in Europa.
Geheimsache ,weißes Gold’
“Hofkriegsagent” – ein solcher Titel spricht nicht unbedingt für ein Leben, das um um schöne und luxuriöse Dinge kreist. Und doch brauchte der Begründer der Porzellanherstellung in Wien, Claudius Innocentius Du Paquier die Fähigkeiten eines Meisterspions, um 1719 seinem Ziel überhaupt nahe zu kommen. Bis dahin gab es in ganz Europa nur einen Ort, an dem „weißes Gold“ hergestellt wurde, das dem großen Vorbild – aus China importiertem Porzellan – gleichkam: Meissen. Dort hatte Johann Friedrich Böttger 1710 im Auftrag Augusts des Starken das weltweit erste weiße Hartporzellan erzeugt. Dessen Zusammensetzung, das „Arcanum“, blieb ein Geheimnis, dessen Verrat mit strengsten Strafen belegt war.
Eine Flucht bei Nacht und Nebel
Dennoch gelang es ihm 1719, mit Samuel Stölzl einen der Träger des Fabrikationsgeheimnisses abzuwerben, in einer Nacht- und Nebelaktion aus Sachsen herauszuschmuggeln und nach Wien zu bringen, wo er eine eigene Porzellanmanufaktur errichtete. Das Monopol Meissens war gebrochen. Doch nach ersten Exporterfolgen in die Türkei geriet du Paquiers Manufaktur in finanzielle Schwierigkeiten, die mühsam angeheuerten Mitarbeiter warfen hin, Stölzl kehrte nach Meissen zurück, nicht aber, ohne vorher alle Modelle kurz und klein geschlagen und sämtliche Materialvorräte unbrauchbar gemacht zu haben.
Neuanfang in Eigenregie
Allerdings hatte sich Claudius Du Paquier inzwischen selbst genug Kenntnisse in der Porzellanherstellung angeeignet, um auf eigenen Füßen einen Neuanfang zu wagen. Ein neuer Geldgeber finanzierte eine Manufaktur mit mehreren Brennöfen und zwanzig Mitarbeitern in der Wiener Vorstadt Rossau. Mit dem Neustart verbesserte Du Paquier nicht nur die Qualität seines Porzellans, er entwickelte auch neue Dekore, teilweise noch nach chinesischem Vorbild, teilweise bereits mit „europaeischen Blumen“.
Vorsprung im Konkurrenzkampf
Dieser Dekorwandel bedeutete im Konkurrenzkampf mit Meissen einen stilistischen Vorsprung: die Sachsen verzierten ihre Objekte zu dieser Zeit noch mit „indianischen“, an chinesischen Vorbildern orientierten Blumen. Das Farbspektrum der Wiener Manufaktur, wie sich auch an oben gezeigtem Koppchen und Untertasse gut beobachten lässt, wurde vor allem von Orange- und Rostrot-Tönen dominiert. Dazu kamen Dekore in Schwarlzotmalerei.
Porzellan als Prestigeobjekt
Einen herausragenden Einblick in die Arbeit von Du Paquiers Manufaktur gewährt das von ihr zwischen 1720 und 1735 ausgestattete Porzellanzimmer des Palais Dubsky in Brünn, das heute zu den Glanzstücken des MAK in Wien zählt. Als sich in den 1740er Jahren erneut finanzielle Schwierigkeiten abzeichneten, entschloss sich Claudius Du Paquier, die Manufaktur Kaiserin Maria Theresia zum Kauf anzubieten.
Im Dienst der Kaiserin
Sie willigte, obwohl sie sich mitten im österreichischen Erbfolgekrieg befand, ein, da das im aufgeklärten Absolutismus vorherrschende ökonomische Prinzip des Merkantilismus Herrschern nahelegte, große oder besonders spezialisierte Gewerbebetriebe unter staatliche Führung zu stellen. Du Paquier musste mit diesem Schritt zwar die Herstellungsgeheimnisse preisgeben, behielt aber die Oberaufsicht über die Porzellanmanufaktur. Sie bestand bis zum Jahr 1864, bevor sie in Anbetracht der großen Konkurrenz aus Böhmen aufgelöst wurde.
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