Auktionsergebnisse vom 28. Juni: Altmeister, Gemälde nach 1800, Aktdarstellungen

Eine vermutlich auf das 15. Jahrhundert zurückgehende, venezianische Madonna mit Kind entwickelte sich zum Toplos bei den Alten Meistern. Deutlich zu erkennen ist auf dem Gemälde die Übergangssituation von der mittelalterlichen Kunstauffassung zur Renaissance: Der Körper des Christuskinds ist bereits plastisch und lebensnah durchgebildet, Hände und Antlitz der Madonna noch flächig und schematisch dargestellt.

Östliche und westliche Einflüsse

Aber auch das Verschmelzen abendländischer und byzantinischer Malerei ist klar ersichtlich: Der gesamte Bildaufbau erinnert an eine Ikone. Die Figurengestaltung und auch das Ersetzen eines rein goldenen durch einen an ein golddurchwirktes Textil erinnernden Hintergrund aber entspringt eher westlichen Kunsttraditionen. Für 20.300 Euro* ging das in Öl auf Holz gemalte Bild in den internationalen Kunsthandel.

Weitere Altmeister aus Italien und Mitteleuropa

Daneben konnten die Altmeister noch einige weitere Highlights verzeichnen: Eine italienische Maria mit Kind aus dem 16. Jahrhundert wurde für 6.350 Euro* einem privaten Sammler zugeschlagen. Ein niederländisches Porträt einer jungen Frau aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ein deutsches Porträt eines Adligen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wechselten für 4.700 bzw. 4.600 Euro* ihre Besitzer.

Ein Rennpferd und ein Maler – beide Legende

Als Spross einer mit Pferde- und Schlachtenmalerei berühmt gewordenen Münchner Künstlerdynastie hatte sich Emil Adam (1843 – 1924) auf edelste Rasse- und Rennpferde spezialisiert. Hierfür besuchte er jährlich die großen englischen Pferderennen, aber auch viele Zuchtgestüte unter anderem in Ungarn.

Emil Adam Kincsem Auktion München Scheublein

Emil Adam (1843 – 1924): Pferdeporträt (Kincsem?), 63,5 x 76 cm. Ergebnis 4.800 Euro*

Vor diesem Hintergrund wird vermutet, dass es sich bei dem vorliegenden Pferdeporträt um die legendäre Englische Vollblutstute Kincsem handeln könnte, dem – gemessen an der Zahl seiner Siege – erfolgreichsten Rennpferd aller Zeiten. Auch dieses Bild des edlen Tiers im Stall konnte punkten: Es ging für 4.800 Euro* in den Kunsthandel.

Aktdarstellungen in der Sommerauktion: Ein Hauch von Provokation

Nacktheit, obwohl seit der Antike ein Kernthema der Kunst, vermochte auch im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert noch zu provozieren. Zwei solche Frauenakte erzielten in der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen gute Preise. Der erste stammt aus der Hand des französischen Realisten Henri Gervex (1852 – 1929), der mit seiner hocherotischen Illustration zu Alfred de Mussets „Rolla“ 1878 einen handfesten Skandal auslöste.

Frauenakt Gervex Auktion München Scheublein

Henri Gervex (1852 – 1929): Nu à la Psyché. Pastell, 60 x 37 cm. Ergebnis 2.200 Euro* 

Zwar ist die Pose des Modells bei der vorliegenden Pastellzeichnung „Nu à la psyché“ wesentlich dezenter, Details sowie das sinnliche Weiß des Inkarnats aber ebenfalls aufreizend. Die Graphik kletterte bis auf 4.300 Euro*.

Spitzenlos von Henri Lebasque

Zu den Spitzenlosen der gesamten Auktion zählte das Gemälde „Nu au collier de perles“ des Postimpressionisten Henri Lebasque (1865 – 1937). Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es jener späten Serie von Akten zuzuordnen, die der Maler ab 1925 in seinem Haus in Südfrankreich malte. Erst zu diesem Zeitpunkt begann er, sich intensiv mit dem nackten Frauenkörper zu beschäftigen. Hierzu hatte er drei Modelle, die sich frei in seinem Haus bewegten.

Lebasque Auktion München Scheublein

Henri Lebasque: Nu au collier de Perles. Öl/Lwd., 46,5 x 33 cm. Ergebnis 11.900 Euro*

Die verschiedenen Motive entstanden meist spontan und ungeplant aus solchen Situationen heraus. Es gibt auch mehrere Motive mit einer Perlenkette, allerdings ist diese auf dem vorliegenden Bild am explizitesten ins Zentrum des Bildes gerückt. Das mit 46,5 x 33 cm eher kleinformatige Gemälde wurde für knapp 12.000 Euro* zugeschlagen. Beide Aktdarstellungen gingen in den internationalen Kunsthandel.

* Alle Angaben von Zuschlagspreisen inkl. Aufgeld (27%) und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.

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