Fundgrube-Auktion: Jugendstil-Keramik aus Bayern
Unter den Highlights der Fundgrube-Auktion befindet sich auch ein Bierseidel, der mitten hinein führt in die Geschichte des Münchner Jugendstil. Der dahinterstehende Künstler, der Münchner Max von Heider
(1839 – 1920) gilt als Wegbereiter der Jugendstils-Keramik schlechthin.
Beruflicher Seitenwechsel
Als Sohn eines Chlorkalk-Fabrikanten war Heider zunächst
mehrere Jahre im kaufmännischen Bereich
der Zement- und Porzellanindustrie tätig
gewesen. Doch sein profundes Interesse
an den chemischen und künstlerischen
Prozessen, die hinter der Fertigung von
Keramikprodukten standen, führte dazu,
dass Heider mit über vierzig Jahren die
Seiten wechselte und eine keramische
und vor allem chemische Ausbildung absolvierte.
Innovative Verfahren
Dabei beobachtete er gerade in
letzterem Bereich profunde Defizite in der
gängigen keramischen Praxis. Also entwickelte
Heider innovative Verfahren für die
Herstellung von Tonmassen und Glasuren
und gründete Anfang der 1890er Jahre ein
eigenes Atelier, um damit zu experimentieren.
Umzug nach Schongau
1898 siedelte er mit seiner Werkstatt
nach Schongau im Pfaffenwinkel um
und erweiterte seine Firma mit Hilfe seiner
Söhne Fritz, Hans und Rudolf zu „Max von
Heider & Söhne“, die bald auch als „Lechtaler
Keramik“ bekannt wurde.
Lechtaler Keramik
Von Heiders
chemische Neuerungen legten, nicht nur
für die Lechtaler Keramik, die Grundlage
zu einem innovativen Umgang mit Massen
und Glasuren, der auch eine bislang nicht
gekannte Einheit von künstlerischem Entwurf
und handwerklicher Produktion ermöglichte.
Der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen
angebotene Bierkrug mit Adlerkopf-Knauf, der in der Fundgrube-
Auktion zu einem Schätzpreis von 80
Euro offeriert wird. ist ein prägnantes
Beispiel für diese neuartigen künstlerischen
Visionen, die dank der chemischen Forschungen
von Heiders auch eine adäquate
praktische Umsetzung erfuhren.
Weitere Keramik-Highlights aus München
Fundgrube-Auktion: Gemälde und Graphik der Dachauer Schule
Gemeinhin steht, sobald von der Dachauer Malerschule die Rede ist, vor allem die Künstlerkolonie im Blickpunkt, die sich ab 1875 als bedeutendes Zentrum der Plein-Air-Malerei in Deutschland herausbildete. Drei Arbeiten, die in der Fundgrube-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 4. Mai angeboten werden, erzählen vom Los, das den Dachauer Künstlern der nachfolgenden Generation beschieden war, die die Tradition der Künstlerkolonie durch die schwierigen Zeiten ab dem Ausbruch des 1. Weltkriegs weitertrug. Die Offerte umfasst das Gemälde “Sitzende Frau, über ein Dorf blickend” (oben) von Carl Piepho (1869 – 1920), Giulio Bedas (1879 – 1954) “Blick über den Ammersee”, den wir auch als Bild für die Auktions-Ankündigung gewählt haben, sowie der Holzschnitt “Sendlinger Tor” von Carl Thiemann (1881 – 1966).
Piepho, der älteste in der Runde, stammte aus Frankfurt am Main und studierte an den Kunstschulen in Stuttgart und Karlsruhe sowie an der privaten Académie Julian in Paris, bevor er sich 1895 in München niederließ und um 1900 der Künstlerkolonie Dachau anschloss.
Typischer Kirchturm
Seine “Sitzende Frau, über ein Dorf blickend” zeigt im Hintergrund einen für die Gegend typischen, auf die Romanik zurückgehenden Kirchturm mit Giebeldach (Schätzpreis: 200 Euro). Die Gründung der bis heute bestehenden Künstlervereinigung Dachau im Jahr 1919 erlebte Piepho noch mit, doch er starb nur ein Jahr später, mit lediglich 51 Jahren.
Dem Himmel so nah
“Beda hat nur den Himmel gemalt”, heißt es, unter anderem bei der Chronistin der Dachauer Maler, Ottilie Thieman-Stoedtner, über Giulio Beda, Sohn eines Historienmalers aus Triest. Beda übersiedelte 1900, nach dem frühen Tod seines Vaters, nach München und schloss sich, auch wegen seines großen Interesses an der Freiluftmalerei, sieben Jahre später der Künstlerkolonie Dachau an. Sein Malerkollege Carl Thiemann berichtet in seinen “Erinnerungen eines Dachauer Malers”, wie oft er ihn in Gottes freier Natur irgendwo arbeitend getroffen habe. Besondere Aufmerksamkeit widmete Beda dabei den vielfarbigen Lichtstimmungen am Himmel, denen er in den meisten seiner Werke viel Raum einräumte, so auch in seinem “Blick über den Ammersee” (Schätzpreis: 400 Euro). Nur ein Drittel des Bildes ist von der Landschaft eingenommen; darüber spannt sich ein hitze-flimmernder, erst am oberen Bildrand von grellem Weiß endgültig ins Blau changierendes Himmelszelt.
Lebensthema Dachau
Beda gehört zu den Gestalten, die die Dachauer Künstlerszene durch die schwierigen Zeiten des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs bis ins Wirtschaftswunder hinein begleiteten, ebenso wie der dritte Künstler, von dem SCHEUBLEIN Art & Auktionen in der Fundgrube-Auktion ein Bild anbietet: der Maler, Radierer und Holzschneider Carl Thiemann.
Der aus dem böhmischen Karlsbad stammende Thiemann kam 1908 zusammen mit seinem Schul- und Malerfreund Walther Klemm nach Dachau und blieb dort bis an sein Lebensende 1966. An seiner Biographie lässt sich auch das Schicksal vieler um 1880 Geborener ablesen: Vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich Thiemann sowohl einen künstlerischen Ruf wie auch ein solides Vermögen aufgebaut – sowohl der Krieg wie auch die Inflation von 1923 machten es komplett zunichte. Die von Thiemann mühsam aufgebauten Behziehungen zum internationalen Kunsthandel brachen nach 1933 abrupt ab: In den USA wird der Kauf deutscher Kunst grundsätzlich verboten; außerhalb des deutschen Reiches gibt es für seine Gemälde und Graphiken so gut wie keinen Absatzmarkt mehr. Erst in den sechziger Jahren erfährt sein Oeuvre eine späte Anerkennung. Bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen wird ein Farbholzschnitt angeboten, der nicht, wie für ihn typisch, eine Stadtansicht Dachaus, sondern das winterliche Sendlinger Tor in München zeigt. Der Schätzpreis liegt bei 150 Euro.
Fundgrube-Auktion: Schnupftabak-Flaschen – Glaskunst im Kleinformat
Im Blickpunkt der nächsten Fundgrube-Auktion am 4. Mai stehen vor allem Schmuck, Möbel und Einrichtung sowie Gemälde. Ein besonderes Augenmerk des Angebots mit Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel
gilt diesmal aber auch Glaskunst in ganz kleiner Form: Schnupftabak-Fläschen und Flakons.
Tabak für “lüsterne Nasen”
„Die Welt hat eine poßierliche Mode angenommen.
Das ist der unmäßige Gebrauch
des Schnupff-Tabacks. (…) Ich habe bißweilen
mit Verwunderung gesehen, wie große
Herren und ihre Laquayen, wie vornehme
Leute und die vom gemeinen Pöbel, Holzhacker
und Handlanger, Besenbinder und
Bettelvoigte ihre Tabatiere heraus nehmen
und damit handthieren“, heißt es in der
1720 in Leipzig erschienenen Kampfschrift
„Satyrische Gedandcken von der Pica Nasi,
oder der Sehnsucht der lüsternen Nase“.
Ein Status-Symbol: Schnupftabak-Fläschchen
Spätestens im 18. Jahrhundert, das belegt
diese Quelle, war in Europa das Schnupfen
von Tabak quer durch alle Schichten weit
verbreitet. Und das Aufbewahrungsgefäß
für den Schnupftabak spielte bei diesem
Ritual eine fast ebenso wichtige Rolle wie
der Tabak selbst.
Eine Flasche für den Schmalzler
Während der klassische,
trockene Schnupftabak aus Dosen entnommen
wurde, eignete sich für die Frischhaltung
des in Süddeutschland, Böhmen,
Österreich und der Deutschschweiz verbreiteten
Schmalzlers – er bekam durch die
Zugabe von Butterschmalz seine cremige
Konsistenz – vor allem Steingut- oder Glasfläschchen.
Kunsthistorisch gesehen sind diese
Schnupftabak-Flaschen eine spezielle
Variante der seit dem 17. Jahrhundert weit
verbreiteten Flacons mit einem meist engeren Öffnungsdurchmesser.
Ein Experimentierfeld für Glaskünstler
Hergestellt
wurden sie meist in den Glashütten des
Bayerischen und des Böhmerwalds.
Gerade ältere Schnupftabakflaschen greifen
häufig Flaconformen auf, die auf Venedig
zurückgehen. Andere wurden in den
Glashütten als „Resteverwertung“ gefertigt,
oder dienten den Glaskünstlern zum Experimentieren
mit neuen Farben, Formen und
Techniken.
Die beiden bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen
angebotenen Positionen mit Schnupftabakflaschen
(Schätzpreis je 200 Euro)
zeigen einen Querschnitt der Produktion
im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet: Die erste Position umfasst
eine orange Flasche in Form der „Neidfaust“
nach venezianischer Tradition und
ein „Bandlglas“ mit geraden Bandeinlagen.
Die zweite Position bündelt eine Schnupftabakflasche
in Gestalt eines Schwans mit
farbigen Einschmelzungen, eine Flasche im
Millefioridekor sowie geschleudertes Glas
in einem hellblauen Dekor mit orangen Flecken
und farblosem Überfang.
Flakons: Die nahen Verwandten
Abgerundet
wird dieses Angebot durch ein Konvolut
mit 50 Flakons verschiedenster Materialien
und Glastechniken (Schätzpreis 80 Euro).
Auktionsergebnisse der März-Auktion (II): Textilien, Schmuck, Waffen
Das zweithöchste Los der März-Auktion stammte aus einer Passage mit Priestergewändern und lithurgischen Textilien aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die generell sehr gut angenommen wurde. Eine spektakuläre Kaselfront mit roter, floraler Samtmusterung auf beigefarbenem Leinen steigerte sich von 1.200 Euro Taxe bis auf einen Zuschlagspreis von 25.200 Euro*.
Hoch im Kurs: Kaseln
Ein Kasel-Rücken mit Heiligendarstellungen kam für 3.300 Euro* unter den Hammer, die zugehörige Front erbrachte 1.800 Euro*. Drei Kaselstäbe, wohl Spanien, 16./17. Jh., wurden für 2.000 Euro* zugeschlagen.
Utta Danella-Nachlass brilliert
Ebenfalls sehr gefragt war der 22 Pretiosen umfassende Schmuck aus dem Nachlass der Bestsellerautorin Utta Danella (1920 – 2015).
Mehr als 80 % der Schmuckstücke wurden verkauft; Spitzenlos war ein filigranes Diamant-Farbstein-Collier aus dem Jahr 1915. Es kam für 12.600 Euro* unter den Hammer.
Weitere gute Preise erzielte eine Reihe von Ohrclipsen, beispielsweise in Blütenform mit Tahiti-Zuchtperlen (Ergebnis 5.000 Euro*), in Blattform mit Brillanten und einem Rubin (Ergebnis 4.800 Euro*) oder in Halbkreolenform mit im Rautenmuster angeordneten Edelsteinen (Ergebnis 3.800 Euro*).
Packende Ergebnisse bei den Waffen
Auf sehr hohes Bieterinteresse stieß auch die Passage mit Waffen, die zu nahezu 100 % verkauft wurde.
Bestes Los war ein persisches Schwert aus dem 19. Jahrhundert, das 3.500 Euro* erzielte. Für den gleichen Preis wurden auch drei balkantürkische Steinschloss-Pistolen, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert, zugeschlagen.
Ein indonesischer Kris mit Elfenbeingriff und Scheide mit beschnitztem Elfenbein-Wrangka, wurde für 2.000 Euro* verkauft.
Ein Kulah Khud mit zugehörigem Schild, beide Persien, 19. Jhd., steigerten sich bis auf jeweils 1.900 Euro*, zwei deutsche, um 1600 gefertigte Helmbarten auf jeweils 1.300 Euro*.
Auktionsergebnisse der März-Auktion (I): Altmeister, Gemälde 19. u. 20. Jh., Graphik
Das Toplos der Frühjahrsauktion von
SCHEUBLEIN Art & Auktionen führt mitten
hinein in eine der glanzvollsten Epochen
der Kunstgeschichte Münchens: Ein
Jan Polack (1435 – 1519) zugeschriebenes
„Schweißtuch der Heiligen Veronika“
kam nach einem packenden
Bietergefecht für 31.500 Euro* unter den
Hammer. Das Bild ging ins europäische
Ausland.
Über 750 Bieter
Insgesamt fand die 40. Kunstauk-
tion des Auktionshauses am Münchner
Goetheplatz unter intensiver Beteiligung
von über 750 Interessenten im voll besetzten
Saal, am Telefon und im Internet
statt. Besonders gefragt waren diesmal
Schmuck, Porzellan und Graphik, die Kategorie
,Teppiche und Textilien‘ sowie ,Waffen‘.
Viele gute Ergebnisse waren auch bei
den Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
zu verzeichnen.
Toplose bei den Gemälden des 19. Jh
Besondere Beachtung bei den Gemälden
des 19. und 20. Jahrhunderts fand das
Werk eines lange Jahre vergessenen, nun
vom Kunstmarkt wiederentdeckten katalanischen
Historienmalers: Ramón Tusquets
y Maignon (1837 – 1903), der den Großteil
seines Lebens in Rom verbrachte. Sein
im für ihn typischen, dem Realismus nahestehenden
Stil gemalter „Auszug eines
Kardinals aus S. Zanipolo in Venedig“ kletterte
von 8.000 Euro Schätzpreis bis auf
20.200 Euro* und wurde von einem deutschen
Sammler ersteigert.
Ein Blick in die verregnete Theatinerstraße
aus der Hand des auf Münchner
Straßenszenen spezialisierten Impressionisten
Charles Vetter (1858 – 1941) erlöste
14.500 Euro* (Schätzpreis 6.000 Euro).
„Bruder Kellermeister bei der Weinprobe“,
ein relativ frühes Mönchsbild von Eduard
von Grützner (1846 – 1925) wechselte für
10.700 Euro* den Besitzer.
Das zweite Highlight bei den Altmeistern
Ein zweites Highlight bei den Alten Meistern war das wohl flämische, im 17. Jahrhundert entstandene Gemälde “Moses schlägt Wasser aus dem Felsen”. Es kletterte von einer Taxe von 1.500 Euro bis auf 7.000 Euro*
Überraschung bei der Graphik
Bestes Los bei der insgesamt mit über 80 % verkauften Positionen gut nachgefragten Graphik war ein Aquarell aus dem 19. Jahrhundert, “Beladenes Fischerboot vor südländischer Küste”. Es wurde für 4.200 Euro* zugeschlagen.
Vielseitige Waffen-Offerte bei der Auktion am 16.3.
Deutsche Helmbarten, ein persischer Khula Khud, sowie Krise aus Indonesien und Java stehen im Blickpunkt der Waffen-Offerte bei der 40. Kunstauktion. Besonderes Highlight aber ist eine Auswahl an Steinschloss-Pistolen.
Eine zündende Erfindung
Wer im 16., 17. Jahrhundert eine Handfeuerwaffe besaß, lebte deshalb noch lange nicht auf der sicheren Seite. Zwar hatten Leonardo da Vinci und andere Erfinder fieberhaft daran gearbeitet, die bislang übliche Zündung mittels einer Lunte durch eine erste, mechanisierte Zündvorrichtung zu ersetzen, das sogenannte Radschloss – die Mechanik machte es möglich, kleinere, weniger schwere Waffen zu bauen, und funktionierte zuverlässiger und witterungsunabhängiger als das Abfeuern einer Ladung mittels Zündschnur. Doch der Weisheit letzter Schluss war auch das Radschloss, bei dem ein im Vorfeld gespanntes Rad beim Zurückschnellen in seine Ausgangsposition einen Funken schlägt, der die Ladung entzündet, noch nicht. Die komplexe Mechanik verursachte horrende Herstellungskosten, fiel bei feuchtem Wetter gerne aus und stellte keineswegs eine stets einsatzbereite Waffe sicher, da sich ein lange vor dem Schuss gespanntes Rad auch gerne wieder lockerte. Deshalb setzte sich im Verlauf des 17. Jahrhunderts das Steinschloss aus, eine Mechanik, mit der auch die hier vorliegenden Schusswaffen ausgestattet sind.
Beim Betätigen des Auslösers schlägt der Hahn mit einem eingespannten Feuerstein auf einen Metallhebel, die Batterie, der zugleich mit dem Verschluss der mit Zündkraut befüllten Pfanne verschließt. Durch den Aufschlag öffnet sich zum einen die Pfanne, zum anderen entsteht ein Funke, der das Zündkraut entzündet und so das Abfeuern des Schusses einleitet. Varianten von Steinschlössern waren in ganz Europa und im nahen Osten verbreitet und blieben bis weit ins 19. Jahrhundert hinein im Einsatz, bevor sie von den heute noch gebräuchlichen Perkussionsschlössern abgelöst wurden.
Weitere Highlights der Waffen-Offerte
Schmuck von Utta Danella in der Auktion am 16.3.
Ein besonderes Augenmerk bei der Auktion am 16.3. liegt auf der Kategorie Schmuck. Denn das Angebot umfasst 22 Schmuckstücke aus dem Nachlass der überaus beliebten Schriftstellerin Utta Danella (1920 – 2015). Oben ist, neben einem privaten Foto von Utta Danella, das Highlight ihrer Sammlung zu sehen: Ein Jugendstil-Collier mit Altschliffdiamanten, Brillanten in Fancy-Tönen, Smaragden, Rubinen, Saphiren und Zuchtperlen (Schätzpreis: 9.000 Euro)
Utta Danella als Schmuck-Sammlerin
Wie diese Offerte bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zeigt, war die in München-Schwabing lebende Bestseller-Autorin Zeit ihres Lebens eine kenntnisreiche Sammlerin erlesener, aber auch modisch orientierer Schmuckstücke.
Romane und Juwelen
Aus den Anfangszeiten ihrer Karriere stammt ein silbergefasster, um 1950 entstandener Kreuzanhänger mit Cloisonné Email (Schätzpreis 100 Euro) – damals hatte die als Utta Denneller in Leipzig geborene junge Frau nach ihrer Tätigkeit als Mannequin sowie bei Rundfunksendern und Zeitungsverlagen gerade den 20 Jahre älteren Hermann Schneider geheiratet und war mit ihm nach München gezogen.
Tausend Seiten und kein Verlag
Bald darauf begann sie, heimlich auf dem Dachboden, ihren ersten Roman zu schreiben: „Alle Sterne vom Himmel“ über eine aufstrebende Pianistin, deren Leben durch den zweiten Weltkrieg aus den Fugen gerät. Allerdings fand sich für das über 1.000 Seiten starke Manuskript kein Verlag. Einzig der Verleger Franz Schneekluth erkannte das immense Potential der Autorin, bestand aber darauf, dass sie ihr erstes Werk um die Hälfte kürzte. Und er erfand das Pseudonym Utta Danella.
Der Durchbruch
Der große Durchbruch gelang ihr mit ihrem vierten Roman, „Stella Termogen“, der Lebensgeschichte einer zwischen den Weltkriegen geborenen Frau über die Kriegs- und Nachkriegsjahre hinweg bis in die Wirtschaftswunderzeit. Ab da ging es Schlag auf Schlag: Sämtliche ihrer so gut wie jährlich veröffentlichten 43 Romane wurden, auch international, zu Bestsellern, zuletzt 2006 „Der Kuss des Apollo“. Dieses Buch schrieb die disziplinierte Schriftstellerin, die bis heute auf Platz vier der Welt-Bestsellerliste rangiert, noch mit 85. 2015 starb die Tier- und Naturfreundin im hohen Alter von 95 Jahren.
Schmuck aus vier Jahrzehnten
Der Schmuck, der bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angeboten wird, zeichnet einen Teil dieser Lebensgeschichte nach: Einige Stücke, darunter ein vergoldetes Collier mit Ohrclipsen von Christian Dior (Schätzpreis: 180 Euro) und Ohrclipse mit Diamanten im Tropfenschliff (Schätzpreis 3.000 Euro), stammen aus den 60er und 70er Jahren, die sehr hochkarätigen Juwelen vor allem aus den 80er Jahren.
Faible für Jugendstil-Schmuck
Daneben besaß Utta Danella sehr schönen Jugendstilschmuck – das exquisiteste Stück darunter ist ein um 1915 gefertigtes Diamant-Farbstein-Collier mit 210 Altschliffdiamanten, vier Brillanten in Fancy-Tönen sowie Smaragden, Rubinen, Saphiren und Zuchtperlen (siehe ganz oben).
Weiterer Pretiosen von Utta Danella
Jan Polack und mehr: Altmeister bei der März-Auktion
Dem Münchner Stadtmaler Jan Polack
(1435 – 1519) zugeschrieben ist das prominentstete Gemälde
bei den Alten Meistern: ein „Schweißtuch
der Heiligen Veronika“ (Schätzpreis: 4.000
Euro). Darüber hinaus besticht die Auswahl bei den Alten Meistern diesmal mit Gemälden von sehr hoher Qualität, die dennoch zu moderaten Preisen angeboten werden.
Das Leiden Christi
Bei dem Jan Polack zugeschriebenen Gemäle “Das Schweißtuch der Heiligen Veronika” (Öl auf Holz, 32 x 42 cm) überrascht die Drastik in der Leidensdarstellung in im Antlitz Christi auf dem von zwei lieblichen Engeln gehaltenen Tuch. Erst ab etwa
1400 war es überhaupt üblich geworden,
das Gesicht auf dem Schweißtuch nicht
mehr als verklärten, überirdischen Christus
mit Heiligenschein zu zeigen, sondern mit
Dornenkrone und, schließlich, auch mit geschlossenen
Augen.
Ikonographischer Wandel
Das vorliegende Bild
markiert einen Zwischenschritt im Wandel
dieses Motivs, und ist zugleich auch ein beredtes Zeugnis für die Kunstproduktion im
München unter Herzog Albrecht IV.
Grasser und Polack
Ähnlich
wie der Bildhauer Erasmus Grasser, mit
dem Jan Polack bei der Gestaltung diverser
Altäre eng zusammenarbeitete, betrieb
auch Polack eine Werkstatt mit vielen
Mitarbeitern. Doch während in vielen anderen
Fällen die Hand des Meisters eindeutig
von der der Gehilfen unterscheidbar ist,
war das künstlerische Niveau wie auch die
Stringenz der vom Meister ausgegebenen
stilistischen Vorgaben so hoch, dass sich in
den Bildern aus der Werkstatt Jan Polacks
keine einzelnen Künstlerpersönlichkeiten
unterscheiden lassen.
Weitere Highlights der Kategorie Altmeister
Bordeaux und Burgund: Das Chateau La Mission Haut-Brion und weitere Highlights der Wein-Offerte
Bouteillen des Chateau La Mission Haut-Brion vom Garonne-Südufer sowie einige Flaschen Grands Échézeaux der legendären Burgunder Domaine de la Romanée-Conti gehören zu den Highlights des Wein-Angebots der Frühjahrs-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 16. März. Speziell mit den Weinen aus Pessac-Léognan kann man auch in ein Stück bordelaiser Wein-Geschichte eintauchen.
Die Amerikaner von Bordeaux
Was wäre wohl gewesen, wenn die Mutter des amerikanischen Investmentbankers Clarence Dillon (1882 – 1979) nicht französischer Abstammung gewesen wäre und ihrem Sohn weder ihr fließendes Französisch noch ein Faible für das französische Savoir Vivre mitgegeben hätte? Die Weinwelt, zumindest was Bordeaux betrifft, sähe heute vermutlich etwas anders aus.
Ein wegweisendes Faible
Denn Dillon kaufte im Zuge seiner frankophilen Passionen 1935 das Chateau Haut-Brion, seit Jahrhunderten eines der legendärsten Weingüter im Anbaugebiet Graves am Südufer der Garonne. Mit einer neu gegründeten Handlung für Spitzenweine in Bordeaux vereinte Dillon das Chateau zur Domaine Clarence Dillon. Deren Verwaltung legte er in die Hände seines Neffen Seymour Weller, der den Weltrang des Gutes weiter festigte.
Vorrang am “linken Ufer”
Den entscheidenden Schritt zu einer regelrechten Vormachtstellung am „linken Ufer“ von Bordeaux aber ging dann knapp fünfzig Jahre später Dillons ebenso oenophile wie lebenslustige Enkelin Joan (*1935), die die Leitung der Domaine 1975 übernahm und 1983 einen grandiosen Coup landete: Sie kaufte die an das Chateau Haut-Brion unmittelbar angrenzenden Chateaux La Tour Haut-Brion, Laville Haut-Brion und, als besonderes Juwel, La Mission Haut Brion.
Alte Vielfalt
Heute werden die Lagen von La Tour Haut-Brion sowie die Weißweinlagen von Laville Haut-Brion nicht mehr für eigene Weine herangezogen gezielt benutzt, um La Mission Haut Brion noch stärker zu profilieren – die Ernten von La Tour Haut-Brion sind hauptbestandteil des Zweitweins von La Mission Haut Brion, die Weißweine, von denen nur ca. 8.000 Flaschen jährlich auf den Markt kommen, werden unter der Bezeichnung La Mission Haut-Brion Blanc abgefüllt.
Die Weinofferte der Jubiläumsauktion bietet einen guten Überblick über den Charakter der Weine der drei letztgenannten Chateaux vor ihrer Übernahme durch die Domaine Clarence Dillon. Besonders prägnant: die Doppelmagnum La Mission Haut-Brion des Jahrhundert-Jahrgangs 1982 .
Weitere Highlights beim Wein
Uralte Traditionen – März-Auktion: Priestergewänder und liturgische Textilien
Ein besonders Augenmerk ruht bei der Auktion am 16. März auf einer Reihe von liturgischen Gewändern, Textilien und anderen liturgischen Dekorationsobjekten. Besonders interessant ist eine Reihe von Kaselteilen, an denen sich die Wandlung des priesterlichen Obergewands der katholischen Kirche vom 14. bis zum 16. Jahrhundert deutlich ablesen lässt.
Gekleidet wie im Alten Rom
Die Ursprünge der Kasel, wie auch der anderen katholischen Priestergewändern, sind in der antiken römischen Alltagskleidung zu suchen. Speziell die Kasel leitet ihre Urform von einem in der römischen Kaiserzeit üblichen Radmantel für Wind und Wetter ab, der Paenula. Entsprechend trugen die Priester bis ins 13. Jahrhundert hinein weite, faltenreiche, ringsum geschlossene Mäntel ohne Armöffnungen, nach ihrer Form „Glockenkasel“ benannt.
Von der Glocke zur Geige
Ab dem 14. Jahrhundert allerdings wurden die voluminösen Mäntel beschnitten, sowohl wegen besserer Handhabung, wie auch um Stoff zu sparen. So enstand eine zweite. in Vorder- und Rückenteil gegliederte Form, die „Geigenkasel“, die ihre Gestalt seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr wesentlich veränderte. Während das während des Gottesdienstes der Gemeinde zugewandte Rückenteil gerade blieb, wurde die Vorderseite immer stärker bogig ausgeschnitten, bis Ende des 16. Jahrhunderts die Form der bis heute üblichen „Geigenkasel“ erreicht war.
Figur und Dekor
Diese Entwicklung ist an den vorliegenden Kaseln ebenso gut zu beobachten wie der Wandel in ihrer dekorativen Gestaltung: Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert wurden die Besätze, oft sogar die gesamte Kasel, mit figürlichen Stickereien verziert, wie bei der Kaselfront (Schätzpreis: 180 Euro) und dem Kaselrücken (Schätzpreis: 200 Euro) aus dem Italien des 16. jahrhunderts, auf deren Kaselstab die Muttergottes mit Kind, Johannes der Täufer, der Heilige Jakobus (Rücken) sowie die Heiligen Paulus und Andreas (Front) dargestellt sind.
Ab dem 17. Jahrhundert setzte sich stattdessen eine reiche ornamentale Gestaltung durch, die beispielsweise auch die italienische Kaselfront aus dem späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert prägt (Schätzpreis: 1.200 Euro). In rotem Samt und beigefarbenem Leinen ist ein aufwändiges florales Muster mit zentralem Sonnenmotiv gearbeitet.
Wende in den 60er Jahren
Diese Form des Priestergewandes blieb bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ungebrochen erhalten. Erst die liturgischen Reformen der 60-er Jahre und die damit verbundene Zuwendung des Priesters zur Gemeinde lief der traditionellen Konzeption der Geigenkasel mit ihrer Akzentuierung der Rückseite entgegen. Tatsächlich sind moderne Priestergewänder deshalb wieder eher der altrömischen Glockenform entlehnt.
Weitere liturgische Textilien und Dekorobjekte