Highlights der Juni-Auktion (VIII) – Ein Blick in die russische Seele
Fünf faszinierende Objekte aus Russland stellen ein weiteres Highlight der morgen stattfindenden Sommer-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen dar. Drei davon sind mit Ilja Efimovich Repin verbunden, darunter sein mit Kreide gezeichnetes Selbstporträt (oben), das auf der Rückseite mit 1887 datiert ist und mit einem Schätzpreis von 2.500 Euro aufgerufen wird.
Repins Realismus
Berühmt geworden sind von Ilja Repin (1844 – 1930) vor allem realistische Bilder, wie die sich erschöpft am Ufer entlangschleppenden „Wolgatreidler“. Mit ihnen erregte der junge Maler auf der Wiener Weltausstellung 1873 internationales Aufsehen, noch bevor er seine Ausbildung an der Akademie der Künste in Sankt Petersburg abgeschlossen hatte.
Durchdringender Blick
Sein scharfer, durchdringender Blick prägt aber auch die Porträts berühmter Zeitgenossen, die ihm Modell saßen – Maxim Gorki, Modest Mussorgski, Eleonora Duse oder der Schriftsteller Lev Tolstoi, mit dem Repin auch eine enge Freundschaft verband. Repin zeigt ihn in der Gewandung eines Bauern,wie sie der eigentlich aus einem Adelsgeschlecht stammende Tolstoi (1828 – 1910) gerne trug.
Die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen angebotene Kreidezeichnung entstand nach einem Gemälde aus dem Jahr 1901, das sich heute im Staatlichen Kunstmuseum in Sankt Petersburg befindet. Doch selbst in der Kreidezeichnung wird fassbar, was ein Zeitgenosse, der Philosoph Wassili Rosanow, über Repin als Porträtisten schrieb: „Es ist wirklich schrecklich, unter Repins Pinsel zu kommen. Wen er ,abgetastet‘ hat, der kann seine Seele nicht verbergen. Seine Bilder sind großartige Oper und geheime Untersuchung darüber, was in Russland war und ist.“
Ein weiteres Bild nach Repin, das Gemälde “Porträt einer lesenden Dame”, stammt lt. Datierung von 1891 und ist auf 1.000 Euro taxiert. Es stammt, wie auch die beiden graphischen Arbeiten aus dem “Russian Sale“, den Christie’s London am 30. November 2005 abhielt.
Ebenfalls aus der Provenienz des “Russian Sale” stammt das Gemälde “Kosakenlager am Waldrand”, das im 19. Jahrhundert entstand (Schätzpreis: 2.500 Euro).
Ein weiteres Highlight aus Russland wartet in der Rubrik Silber: Ein Messkelch aus Moskau, entstanden um 1867, mit Heiligendarstellungen und reliefiertem Bandwerkdekor mit Blüten. Der Schätzpreis: 400 Euro.
Highlights der Juni-Auktion (VII) – Silber von barock bis modern
Eine Rarität markiert in der Auktion am 30. Juni den Höhepunkt der Kategorie Silber: Ein Ensemble von vier massiven Kerzenleuchtern aus dem 18. Jahrhundert aus Den Haag. Sie sind 19,5 cm hoch und wiegen 1.490 g. Aufgerufen werden sie zu einem Schätzpreis von 9.000 Euro.
Daneben gibt es noch ein weiteres Ensemble von Kerzenleuchtern aus dem 18. Jahrhundert. Sie stammen aus Venedig und entstanden in der 2. Hälfte des Jahrhundert.
Daneben werden auch noch weitere exquisite und zugleich nützliche Objekte aufgerufen:
Highlights der Juni-Auktion (VI) – Musikautomaten und Spieluhren
Ungewöhnliches Highlight der Auktion am 30. Juni ist eine Passage mit Musikautomaten, Spieluhren und Musikspielzeugen. Das frappanteste Stück daraus: Der Musik-Puppenautomat “Kaffee trinkender Mohr” aus dem frühen 20. Jahrhundert (oben). Das auf dem Kunstmarkt äußerst seltene Stück wird zu einem Schätzpreis von 3.000 Euro angeboten. Ein kurzer Film mit dem Automaten “in Aktion” ist auf unserer Facebook-Seite zu sehen.
Wunder der Mechanik
Wenn er die Lippen bewegt, und genussvoll die Augenbrauen zusammenzieht, während er seine Kaffeetasse zum Mund führt, ist dieser „Afrikanische Kaffeetrinker“ ein Automat im besten Sinne dessen, was der Begriff im Ursprung bedeutet: Eine Maschine in Form eines organischen Wesens, die Leben simuliert.
Kleine Sensationen
Als Spielzeug allerdings waren solche Figuren nie gedacht. Musikautomaten sorgten in der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts auf den Weltausstellungen für Sensationen, lockten in den Schaufenstern der neumodischen Kaufhauspaläste Kunden an und sorgten für Gesprächsstoff in den vornehmen Salons.
Pariser Flair für alle Welt
Für die Oberschicht zwischen Moskau und Madrid, New York und Buenos Aires, Istanbul und Jaipur waren die vor allem im Pariser Viertel Marais gefertigten Automaten ein begehrter Luxusgegenstand. Ihr Stern sank erst mit dem Ersten Weltkriegs. Der Zusammenbruch der alten Gesellschaftssturkturen, aber auch das Aufkommen der Elekrizität bereitete der Nachfrage nach diesen Wunderwerken der Mechanik ein Ende. Die Faszination aber, die von ihnen ausgeht und selbst Erwachsenen kindliches Staunen entlockt, ist bis heute ungebrochen. Noch bis einschließlich Donnerstag, 29. Juni, kann der “Kaffee trinkende Mohr” in den Räumen von SCHEUBLEIN Art & Auktionen besichtigt werden.
Weitere Spieluhren etc. aus der Auktion
Highlights der Juni-Auktion (V): Land und Liebe – Landschaftsansichten von Max Slevogt und anderen
„Pfalz“ steht auf der Rückseite dieser Ölskizze von Max Slevogt (1868 – 1932),die um 1900 entstand, während der sogenannten „Neukasteler Periode“ des Malers (oben). In dieser Zeit, zwischen 1890 und 1907, entwickelte Slevogt prägende Züge seines impressionistischen Stils. Das Bild wird in der Auktion am 30. Juni zu einem Schätzpreis von 8.000 Euro angeboten, ebenso wie eine Reihe weiterer Landschaftsdarstellungen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, in denen Maler Kompositionsmöglichkeiten ausloteten oder das Farbenspiel der Natur studierten.
Mit Pappen und Pinseln unterwegs
Für den in Landshut geborenen Slevogt waren es die sanften Hügel und Gebirge im Südwesten Deutschlands, die ihn verleiteten, Landschaft als Motiv zu entdecken. Seit frühester Jugend reiste der Maler immer wieder in die Pfalz, um dort entfernte Verwandte zu besuchen: Die Familie Finkler, die eine klassizistische Villa in Godramstein (einem Stadtteil von Landau in der Pfalz) sowie ein Weingut bei Leinsweiler besaß. Den Blick von der terrassierten Gartenanlage hinunter auf die Ebene und den Gebirgszug des Pfälzer Walds stellte Slevogt wieder und wieder dar. Dazu zog der junge Künstler, der sich als freier Maler in München niedergelassen hatte, mit Malzeug und Pappen rund um das Anwesen, um die Ausblicke mit schnellen Pinselstrichen festzuhalten.
Zarte Bande
In den Sommern der 1890-er Jahre freundete sich Max Slevogt zudem mit den beiden Töchtern der Familie Finkler an. Eine von ihnen — Antonie, genannt Nini — heiratete er 1898, was auch seine Verbundenheit mit der Pfalz nochmals zementierte. Das Weingut, das Max Slevogt 1914 ersteigerte, weil seine Schwiegereltern es finanziell nicht mehr halten konnten, existiert bis heute. Das Hauptgebäude, das Slevogt in den 1920er Jahren erweitern ließ, und das die einzigen erhaltenen Wandbilder aus seiner Hand enthält, ist allerdings derzeit wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.
Von der Pfalz nach Bayern
Hier sind viele weitere Landschaften aus dem späteren 19. und frühen 20. Jahrhundert angesiedelt, die in der Auktion am Freitag aufgerufen werden. Darunter unter anderem:
Highlights der Juni-Auktion (IV): Belle Epoque am Goetheplatz
Auf die Auktion am 30. Juni können sich diesmal Liebhaber von Jugendstil-Objekten ganz besonders freuen. Gerade für Münchner ist etwas besonders spannendes dabei: Ein Tagesbett und ein Armlehnsessel des Architekten-Duos Helbig & Haiger (links), die das Bild dieser Epoche in der Isarmetropole entscheidend mitprägten.
Die Fassade des Hauses Ainmillerstraße 22 mit ihrem üppigen Schmuck und den leuchtenden Farben kennt jeder, der schon einmal durch Schwabing gebummelt ist. Entworfen wurde das Gebäude, ebenso wie das von der Fassadengestaltung her dezentere, aber ebenso elegante Mietshaus in der Römerstraße 11, 1899 von den Architekten Henry Helbig und Ernst Haiger.
Die Möbelstücke – ein seltener Glücksfall
Weniger bekannt ist, dass das Duo auch Innenräume gestaltete. Und noch seltener tauchen von ihnen entworfene Möbel im Kunsthandel auf. Insofern ist es ein Glücksfall, dass SCHEUBLEIN Art & Auktionen nun ein Tagesbett und einen Armlehnsessel von Helbig & Haiger versteigern kann. Beide Möbelstücke (Schätzpreise: 1.200 und 280 Euro) sind aus Nussholz gearbeitet und stilgetreu gepolstert.
Erstes Aufsehen hatten Henry Helbig (1872 – 1943) und Ernst Haiger (1874 – 1952) 1898 bei der Münchner Glaspalast-Ausstellung mit Entwürfen für Villen und Interieurs erregt. Sie gründeten ein gemeinsames Atelier, in dem sie neben den beiden Schwabinger Bauten unter anderem den Umbau des Palais Freyberg am Karolinenplatz 5a betreuten. Das Atelier bestand bis ca. 1903. Danach verlieren sich die Spuren von Henry Helbig.
Herrschaftliche Villen, Goldene Bar
Ernst Haigers weiteres Schaffen indes ist gut dokumentiert: Bald nach Beendigung der Zusammenarbeit wendete er sich vom Jugendstil ab. Stattdessen arbeitete er in seinen Bauten mit abgewandelten Stilelementen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. In den 1910er und 1920er Jahren baute er u.a. Villen für Augusta und Frederico de Osa in Kempfenhausen und Berg am Starnberger See; 1938 gestaltete er die „Goldene Bar“ im Münchner Haus der Kunst und verantwortete den Umbau des Deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig.
Auch darüber hinaus ist der Jugendstil in der Auktion am 30. Juni mit einigen bemerkenswerten Objekten vertreten: zum Beispiel mit einer Sitzgruppe der um 1900 mit Niederlassungen in ganz Europa präsenten Wiener Möbelfirma Jakob & Josef Kohn nach Entwurf ihres Hausdesigners Gustav Siegel (Schätzpreis 1.400 Euro), oder einem Salontisch mit stilisierten Clematis-Blüten von Louis Majorelle, einst Mitbegründer der für den französischen Jugendstil prägenden École de Nancy (Schätzpreis ebenfalls 1.400 Euro).
Von einem weiteren weltberühmten Vertreter der Schule von Nancy werden zwei Vasen angeboten: Emile Gallé gestaltete sowohl die große ovale Vase mit reliefiert geätztem Mohnblumendekor (Schätzpreis 600 Euro) wie auch die kleine Vase mit herbstlich anmutenden Dekormotiven (Schätzpreis 120 Euro).
Auch aus dem deutschsprachigen Raum werden zwei außergewöhnliche Vasen versteigert: Eine Glasvase mit langgezogenem Hals und aufgelegtem silbernem Blütendekor im typischen irisierenden Glas der böhmischen Werkstatt Johann Loetz Witwe sowie eine grün glasierte Keramikvase mit floralem Schlickerdekor von Max Laeuger. In seiner 1897 gegründeten, zu den Tonwerken Kandern gehörenden Kunsttöpferei arbeitete er daran, die Stilformen des Jugendstil auch auf keramische Objekte zu übertragen.
Jugendstil-Keramik: Vase von Max Laeuger, Tonwerke Kandern. Schätzpreis: 100 Euro
Sogar bei der Graphik ist diesmal ein Jugendstil-Objekt vertreten: Ein Dekorentwurf des Architekten und Designers Eugène Gaillard. Er wird zu einem Schätzpreis von 1.000 Euro angeboten.
Highlights der Juni-Auktion (III): Carl Ferdinand Wimar – “Indianer mit Pferden”
Nur wenige Objekte sind in der Lage, die Aufmerksamkeit auf Anhieb so stark zu bannen wie Carl Ferdinand Wimars Gemälde “Indianer mit Pferden”, das in der Juni-Auktion zu einem Schätzpreis von 6.000 Euro angeboten wird. Denn das Bild besticht nicht nur durch seine künstlerische Qualität und seine atmosphärische Dichte. Das Motiv, Indianer in der Prärie, versetzt einen auf Anhieb mitten hinein in die Welt von Lederstrumpf, Winnetou und Old Shatterhand.
Bei dem Bild handelt es sich um eine verkleinerte Version oder Ölstudie von Wimars berühmtem Gemälde “Captive Charger” von 1854, heute im Saint Louis Art Museum. Die kleinere, bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerte Version, stammt ursprünglich aus dem Nachlass der Gräfin Landberg aus Schloss Tutzing am Starnberger See, der 1916 in der Münchner Galerie Helbing versteigert wurde.
Am Tor zum Westen
Wimar (1828 – 1862) ist tatsächlich ein Zeitgenosse von Charles Fennimore Cooper, der 1851 starb; es gibt auch eine verblüffende Gemeinsamkeit mit Karl May: Beide stellten Indianer dar, ohne überhaupt einem der Ureinwohner Amerikas begegnet zu sein. Schon geographisch allerdings war Wimar den Indianern näher als der berühmte sächsische Romancier. Als 15-jähriger emigrierte der aus dem rheinischen Siegburg stammende Wimar mit seiner Familie nach Saint Louis, damals Zentrum des amerikanischen Pelzhandels. Die Stadt am Mississippi war ein Schmelztiegel, in dem etabliertes Bürgertum auf Abenteurer, Siedler und einen nicht abreißenden Strom von Waren und Geschichten aus den noch unerkundeten Gebieten traf.
Diese befeuerten die Fantasie des jungen Wimar, der sich nach einer Lehre bei einem Haus- und Schiffsanstreicher entschloss, Malerei zu studieren. Indianer und das Leben in der Prärie blieben sein Lieblingsthema, auch als er im Zuge seines Kunststudiums nach Deutschland zurückkehrte: In Düsseldorf lebte der für heroische Szenen aus der Gründerzeit der Vereinigten Staaten berühmt gewordene Deutsch-Amerikaner Emanuel Leutze und machte die Stadt am Rhein zum Mekka für lernbegierige junge amerikansiche Künstler. Auch Carl Ferdinand Wimar folgte 1852 diesem Ruf, hielt aber auch in der Alten Welt an seinem Lieblingsthema fest. Um Indianer so naturgetreu wie möglich abbilden zu können, ließ er sich von seinen Eltern aus Missouri sogar Indianerkleidung und andere Original-Utensilien schicken.
Erst nach seiner Rückkehr in die USA machte sich Wimar selbst ins Land der Indianer auf: 1858 und 1859 schloss er sich zwei Expeditionen entlang des Missouri, des Mississippi und des Yellowstone River an, um die Sitten und Gebräuche jener Stämme zu studieren, die er im fernen Europa bereits ins Zentrum seiner Bilder gestellt hatte.
Highlights der Juni-Auktion (II): Wein-Legenden
Die Kategorie Wein taucht nur selten auf in einem Katalog von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Doch wenn sie es tut, dann eindrucksvoll – wie im Fall einer Sammlung rarer Bouteillen vor allem aus Burgund und Bordeaux, die am 30. Juni versteigert wird.
Gleich mit vier Positionen ist dabei die legendäre Domaine de la Romanée-Conti vertreten, die als eines der besten Weingüter der Welt gilt. Darunter sind u.a. sechs Flaschen der Lage Grand Échezéaux der Jahrgänge 1966, 1976 und 1978 (oben), die zusammen zu einem Schätzpreis von 1.500 Euro angeboten werden.
Das Weingut geht bis auf das 13. Jahrhundert zurück, als Benediktiner-Mönche hier einen Weinberg anlegten. Ob sie wussten, in welch exquisite Lage sie ihre Rebstöcke pflanzten? Gut möglich: Wein aus dem Burgund war bereits zur Zeit des Römischen Imperiums begehrt. Doch wenige Flecken wurden – und blieben – so berühmt wie die Weinberge der Domaine de la Romanée-Conti, die sich bis Mitte des 17. Jahrhunderts in Besitz der Kirche befand und seit 1794 ihren heutigen Namen trägt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist das Gut in Besitz der Familie de Villaine.
Dass die Domaine de la Romanée-Conti bis heute als eines der besten Weingüter der Welt gilt, liegt auch an ihren Lagen: La Tâche, Richebourg, Grand Échezéaux, oder die namensstiftende Monopollage Romanée Conti. Lediglich 450 Kisten Wein pro Jahr werden von letzterer produziert, stets nach der Maxime, dass der Erzeuger nur eine Mittlerfunktion hat zwischen Boden und Wein, und jedes Eingreifen nach Möglichkeit unterlässt.
Doch je mehr sich der Produzent zurücknimmt, desto größer ist der Einfluss der klimatischen Bedingungen. Nur wenige Jahrgänge erlangen deshalb absoluten Topstatus – wie bei den Rotweinen des Burgund die Jahre 1978 oder 1985 – oder gelten zumindest als sehr gute Jahrgänge, wie 1966, 1971 und 1976. In den vier Positionen, die in der Auktion am 30. Juni mit Weinen der Domaine de la Romanée-Conti aufgerufen werden, sind sämtliche dieser Jahrgänge vertreten.
Highlights der Juni-Auktion (I): Grüße aus der “kleinen Eiszeit”
Es war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Maler den Winter entdeckten: Verschneite Landschaften, zugefrorene Seen und Flüsse, eisige, unwirtliche Gefilde, in denen Menschen Jagen, oder sich – vor allem in Werken aus den Niederlanden – heiter und mühelos bewegen, als wäre die kalte Jahreszeit ihr naturgegebenes Umfeld. Tatsächlich war den Menschen in der zweiten Hälfte Kälte vertraut: Die sogenannte „Kleine Eiszeit“ bescherte etwa zwischen 1550 und 1750 ganz Europa Temperaturen von über zwei Grad unter dem heutigen Durchschnitt, was mit langen, bitter kalten Wintern einherging.
Leben mit dem Frost
Eine besonders pittoreske Winterdarstellung aus dieser Zeit ist die „Winterlandschaft“ des in England geborenen niederländischen Landschaftsmalers Robert Griffier (ca. 1675 – nach 1727), das zu einem Schätzpreis von 28.000 Euro in der Juni-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen angeboten wird. Das Bild entstand in der Spätphase dieser „Kleinen Eiszeit“, als die Menschen schon seit über hundert Jahren mit dem andauernden Frost lebten.
Damals und heute
Gerade diesen Punkt, wie sich der damalige Klimawandel auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa auswirkte, untersucht der Historiker Philipp Blom in seinem aktuell vieldiskutierten Buch „Die Welt aus den Ageln“. Seine Betrachtung sucht gezielt nach Anknüpfungspunkten zur heutigen klimatischen Situation und ihren Auswirkungen. In diesem Licht gewinnen auch die historischen Winterlandschaften wie das Bild von Griffier eine ganz neue Brisanz.
Lauter Überraschungen: Auktionsergebnisse der Fundgrube-Auktion vom 12. Mai
Ein bis zum Schluss vollbesetzter Saal ersteigerte rund 80 Prozent der über 800 angebotenen Objekte. Fast alle Kategorien liefen gut, zuvorderst Altmeister, Asiatika, Skulpturen, Möbel und Silber. Obwohl zu sehr moderaten Preisen Schätzpreisen angesetzt, konnte eine ganze Reihe von Stücken nach intensiven Bietergefechten auffallend gute Auktionsergebnisse erzielen.
Spitzenlos war ein achteckiger Tisch mit Tatzenfüßen, einem vasenförmigen Schaft und geschnitzten Maskerons an Girlanden (Abbildung oben). Er konnte sich auf ein Vielfaches seines Schätzpreises steigern und kletterte auf 4.000 Euro, bevor der Hammer fiel.
Auktionsergebnisse Asiatika
Zuwächse um mehr als das Zehnfache des Schätzpreises waren auch bei den Asiatika zu verzeichnen. Ein bronzener Sitzender Bodhisattwa aus China, angesetzt mit 120 Euro, wurde schließlich bei 2.200 Euro zugeschlagen. Den gleichen Preis erzielte auch eine bronzene, grün patinierte Wächterfigur, ebenfalls aus China. Sie war ursprünglich auf 150 Euro taxiert worden.
Gutes Resultat für Gemälde von Josef Loher
Ein ebenfalls überraschend gutes Ergebnis erzielte das Gemälde “Landschaft mit Straße” des aus München stammenden Malers Josef Loher. Der Künstler (1907 – 2002) gehört zu jener “verschollenen Generation” von Malern, die in den 20er Jahren ihre Ausbildung absolvierten, ihre Karriere dann aber nicht mehr entfalten konnten, weil ihre künstlerische Auffassung mit den Maximen des nationalsozialistischen Regimes kollidierte. Loher musste sich mit seiner Familie auf ein Anwesen in Anzing bei München zurückziehen und einige Jahre als Selbstversorger leben. Als er nach 1945 sein künstlerisches Arbeiten wieder aufnahm, war es schwer, an die Karriere aus der Vorkriegszeit anzuknüpfen. erst 1964 erhielt sein Schaffen seitens der Stadt München eine späte Würdigung. Das Bild, das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigert wurde, war 1966 in der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst gezeigt worden. In der Fundgrube-Auktion vom 12. Mai 2017 kletterte es von einem Schätzpreis von 400 bis auf 1.500 Euro.
Weitere Auktionsergebnisse der Fundgrube-Auktion
Fundgrube-Auktion am 12. Mai: Highlights bei Porzellan und Silber
In den Kategorien Silber und Porzellan hält die Fundgrube-Auktion am 12. Mai eine ganze Reihe höchst dekorativer Objekten bereit. Eine Highlight: eine 22 cm hohe Terrine aus der Porzellanmanufaktur in Potschappel bei Dresden, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Die Terrine ist nicht nur bemalt, sondern mit Flusskrebsen, diversem Gemüse, Erdbeeren und Pilzen sowie einem Blumenkohlröschen als Knauf äußerst aufwändig dekoriert. Der Schätzpreis liegt bei 300 Euro.
Silber für die Küche
Nicht nur dekorative Zwecke erfüllt die Casserole des Berliner Silberschmieds Gustav Memmert aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Das Töpfchen, innen vergoldet, mit Griff und Deckelknauf aus Elfenbein, enthält einen exakt passenden Einsatz, mit dessen Hilfe es z.B. zum Schmelzen von Schokolade oder Butter benutzt werden kann. So kommen auch die sehr praktischen Qualitäten von Silber zum Tragen: Das Edelmetall ist ein extrem guter Wärmeleiter. Das 935 Gramm schwere Stück wird auf 350 Euro geschätzt.
Porzellanfiguren mit Geschichte
Zwei Klassiker unter den Künstlern, die für die Meißener Manufaktur Figuren gestalteten, sind in der Fungrube-Auktion am 12. Mai ebenfalls vertreten: Johann Joachim Kaendler und Heinrich Schwabe. Kaendler (1706 – 1775) begründete in vielerlei Hinsicht das Bild, das bis heute viele mit Meißener Porzellan assoziieren. Von August dem Starken 1731 zum Hofbildhauer ernannt und als Modellierer nach Meißen geholt, prägte Kaendler nicht nur das Aussehen so berühmter Service wie des “Schwanenservice“, sondern auch die reiche Palette an Porzellanfiguren im Stil des Rokoko. Bei SCHEUBLEIN versteigert werden zwei nach Kaendler gestaltete Figuren aus der Reihe der “Pariser Ausrufer”, ein “Trommler” und ein “Flötenspieler” (Schätzpreis: 300 Euro).
Ein weiterer Klassiker aus dem Formenrepertoire der Meißener Porzellanfiguren sind die Amor-Darstellungen von Heinrich Schwabe (1847 – 1924). Der aus Wiesbaden stammende Bildhauer schuf zwischen 1877 und 1880 die Urformen für einen ganzen Reigen von Amor-Figürchen, mit denen er augenzwinkernd die verschiedensten Aspekte der Liebe auslotet: Mal facht er das Feuer in zwei Herzen an, mal dreht er den Liebenden eine lange Nase, mal flickt er ein verwundetes Herz, mal betätigt er sich als Schmied. Letzteres Motiv wird am 12. Mai bei SCHEUBLEIN versteigert; der Schätzpreis liegt bei 300 Euro.