Nachlese zur Frühjahrsauktion: Silber und moderne Skulpturen

Die 64. Kunstauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen begann mit einem Paukenschlag: Gleich die allererste aufgerufene Nummer, ein großer Augsburger Deckelhumpen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, entwickelte sich nach einem intensiven Bietergefecht zu einem der drei Toplose der gesamten Versteigerung. Generell gehörte Silber, neben Porzellan und Skulpturen, mit nahezu 80 Prozent verkauften Losen zu den gefragtesten Rubriken. Die meisten hochpreisigen Zuschläge konnte die Kategorie Schmuck und Uhren verzeichnen.

Barocke Humpen und Pokale

Deckelhumpen Augsburg Auktion München Scheublein

Großer Deckelhumpen, Augsburg, 1651/54. Tilemann Bornmann. Silber, tlw. vergoldet. H 26 cm. Ergebnis 18.400 Euro*. 

Der oben erwähnte, für 18.400 Euro* zugeschlagene, große Deckelhumpen mit reich reliefiertem Puttendekor wurde zwischen 1651 und 1654, also unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg, von Tilemann Bornmann gefertigt. Er  ging in den internationalen Kunsthandel. Ein weiterer, Ende des 17. Jahrhunderts in Danzig entstandener Deckelhumpen stieg bis auf 12.100 Euro*.

Deckelhumpen Auktion München Scheublein

Großer Deckelhumpen, Danzig, Ende 17. Jh. Johann Gottfried Holl. Silber, tlw. vergoldet. H. 24,5 cm. Ergebnis 12.100 Euro* 

Eine politische Botschaft

Auch ein 1741/43 in Augsburg gestalteter Deckelpokal weckte das Interesse vieler Bieter. Dessen Dekor, unter anderem mit einer Concordia mit Bienenkorb und Bienen sowie den Schriftbändern „Patria Concordia Nutrix“ und „Gemeine Praelaten und Landtschafft in Wurtemberg“, lässt auf einen Bezug zur politischen Situation im Württemberg des 18. Jahrhunderts schließen. Die Region war so stark wie kaum ein anderes Gebiet des Deutschen Reichs von der Kleinstaaterei geprägt, die sich mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs noch verstärkt hatte.

Silber Augsburg Auktion München Scheublein

Deckelpokal, Augsburg, um 1741/43, Bartholomäus Heuglin. Silber, twl. vergoldet. H. 28 cm. Ergebnis 7.000 Euro*

Mit dem Beginn der Frühaufklärung Anfang des 18. Jahrhunderts wurde inn ganz Deutschland vereinzelt Kritik an dieser zersplitterten Situation geäußert und erstmals Rufe nach einem einheitlichen Nationalstaat laut. Württemberg kam diesem Ideal jedoch erst durch die napoleonischen Kriege ab 1803 ein Stück näher. Der Pokal, der diese Forderung nach Einigkeit bereits 60 Jahre vor diesen formuliert, wurde für knapp 7.000 Euro* zugeschlagen.

Sehr gefragt: Moderne Skulpturen

Gleich zwei in den 1920er Jahren geborene Bildhauer standen im Blickpunkt bei der Kunst nach 1945: Der Italiener Arnaldo Pomodoro (*1926) und der Franzose César Baldaccini (1921 – 1998). Von Pomodoro, der vor allem für seine monumentalen Kugelskulpturen in New York, Dublin oder Rom berühmt ist, wurde eine im Durchmesser 14 cm aufweisende „Sfera“ aus vergoldeter Bronze versteigert.

Kugeln – monumental und minutiös

Aufgrund seiner vielfältigen beruflichen Ausrichtungen – zu Beginn seiner Karriere war er als Bühnenbildner, aber auch als Goldschmied tätig – beherrscht der Künstler sowohl das sehr große wie auch das Miniaturformat meisterhaft. Dies wird  auch am detailreich gestalteten Innenleben der vorliegenden „Sfera“ deutlich. Nach einem überaus intensiven Bietergefecht mit Beteiligten im Saal, am Telefon und im Internet entwickelte sich die Kugel zum Spitzenlos der Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Sie wurde für über 22.000 Euro* zugeschlagen.

Ein Krieger vom César

35 cm in der Höhe misst der ebenfalls bronzene „Guerrier“ des aus Südfrankreich stammenden César Baldaccini. Die Plastik entstand 1960. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Bildhauer auch Teil der losen Künstlervereinigung „Nouveau Réalisme“, der u.a. auch Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle angehörten. Weltbekannt wurde Baldaccini vor allem mit einer Skulptur: dem „César“, der alljährlich als französischer Filmpreis verliehen wird. Sein „Guerrier“ steigerte sich in der Auktion vom 22. März bis auf 5.800 Euro* und ging, wie auch die „Sfera“ von Arnaldo Pomodoro, an einen privaten Bieter im europäischen Ausland.

* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.

Im Blickpunkt am 22. März: Lenbach und Kaulbach

Bei den Gemälden richtet sich die Aufmerksamkeit auf Bilder zweier Münchner Maler des späten 19. Jahrhunderts, die beide auch prominente Vertreter der Künstlervereinigung Allotria sind: Friedrich August von Kaulbach (1850 – 1920) und Franz von Lenbach (1836 – 1904). (mehr …)

Im Blickpunkt am 22. März: Keramische Skulpturen nach Modellen von Josef Wackerle und August Gaul

In die künstlerische Zeitenwende der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts entführen zwei Objekte, die in unserer Frühjahrsauktion in der Rubrik “Skulpturen” angeboten werden: Ein “Großer Biber” aus Böttgersteinzeug nach Modell des Tierbildhauers August Gaul und ein Terrakotta-“Knabe mit Krug und Traube” nach Entwurf von Josef Wackerle. (mehr …)

Im Blickpunkt am 22. März: Die Bürgermedaille von Anton Riemerschmid

In der Rubrik Kunsthandwerk/Varia wird in der Frühjahrsauktion 2024 ein Objekt angeboten, das gleich in mehrfacher Hinsicht im Hinblick auf die Münchner Stadtgeschichte interessant ist: die Bürgermedaille, die 1877 dem Spirituosenfabrikanten Anton Riemerschmid verliehen wurde. Sie wird auf 2.200 Euro taxiert. (mehr …)

Im Blickpunkt am 22. März: “London Knees” von Claes Oldenburg

Eine Reminiszenz an das „Swinging London“ der 1960er Jahre findet mit dem Multiple „London Knees“ von Claes Oldenburg Eingang in die Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. (mehr …)

Im Blickpunkt am 22. März: Ein Dorsarium aus dem mittelalterlichen England

In der Kategorie der Altmeister freut sich SCHEUBLEIN Art & Auktionen, ein ganz besonderes Stück anbieten zu können: ein Dorsarium, ein großes, in Öl und Tempera auf grobem Leinen gemaltes Bild der Himmelfahrt Mariens. Es entstand im 15. Jahrhundert in der nordöstlich von London gelegenen Region East Anglia und wird zum Schätzpreis von 3000 Euro angeboten.  (mehr …)

Im Blickpunkt am 22. März: Petschafte

Neben exquisitem Silber, hochkarätigem Schmuck, einer breiten Auswahl an Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie 24 afrikanischen Kunstobjekten ist es auch eine Passage mit rund 40 Petschaften, die bereits im Vorfeld die Aufmerksamkeit potentieller Bieter auf sich zieht.  Die zu zehn Positionen gebündelten Siegelstempel geben einen schönen Einblick in die gestalterische Vielfalt dieser früher unverzichtbaren Schreibtischutensilien. Und sie führen vor allem die jüngere Geschichte dieser seit vorchristlicher Zeit gebräuchlichen Stempel vor Augen. (mehr …)

Im Blickpunkt am 2. Februar: Ein Gasselschlitten

Ein ganz besonderes, auch gut in die Jahreszeit passendes Objekt wartet bei der winterlichen Fundgrube-in der Kategorie Kunsthandwerk / Varia auf einen neuen Liebhaber: Ein um 1800 entstandener Gasselschlitten. (mehr …)

Im Blickpunkt am 2. Februar: Paperweights

Mit einer besonders breiten Auswahl an Silber, Schmuck, Porzellan und Gemälden startet SCHEUBLEIN am 2. Februar ins Auktionsjahr 2024. Bei der alle gängigen Kategorien umspannenden Fundgrube-Auktion mit vielen Trouvaillen auch für den kleinen Geldbeutel stehen diesmal Glas und Varia besonders im Blickpunkt: Angeboten werden eine an die hundert Objekte umfassende Sammlung mit Paperweights sowie vier Konvolute mit hochwertigen Fotokameras und Zubehör. (mehr …)

Rückblick: Unsere Top Ten des Jahres 2023

Auch 2023 war bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen wieder ein Jahr mit spannenden Losen, bestätigten Favoriten – und Losen, deren Preissprünge für Überraschungen sorgten. Hier blicken wir auf die zehn Top-Objekte des zurückliegenden Auktionsjahrs zurück. (mehr …)