Nachlese zur Auktion vom 25.März: Toplos der Auktion, Skulpturen, Glas, Hinterglaskunst
Silber, Porzellan, Asiatika und Skulpturen standen im Blickpunkt der diesjährigen Frühjahrsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Rund 600 Kunstinteressierte waren bei der alle gängigen Kategorien umspannenden Versteigerung im Saal zugegen oder per Telefon und im Internet zugeschaltet. Objekte mit bemerkenswerten Preisen waren in nahezu allen Kategorien zu verzeichnen. Zum Spitzenlos entwickelte sich ein geschnitzter, in Weiß und Gold gefasster Heiliger Augustinus aus dem 18. Jahrhundert (s.u.) Besonders intensiv umkämpft war das kunsthistorisch wohl bedeutendste Stück der Auktion: Ein Hinterglasbild, das mit äußerst großer Wahrscheinlichkeit im Almanach „Der Blaue Reiter“ abgebildet war.
Hinterglas: Eine kunsthistorische Sensation
Die im 19. Jahrhundert in Raimundsreut als Rußbild entstandene, heute restaurierte „Pietà“ gleicht bis auf ein winziges Detail in der Mundpartie Mariens und den fehlenden Faltenwurf des Mantels exakt einer Abbildung in der bahnbrechenden Publikation, deren Vorlage über viele Jahrzehnte als verschollen galt.
Franz Marc, August Macke, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky hatten sie als eine von wenigen Volkskunstarbeiten für eine ganzseitige Abbildung ausgewählt, und zwar an überaus prominenter Stelle: In der Bebilderung von Arnold Schönbergs Aufsatz „Das Verhältnis zum Text“ leitet es eine der aufsehenerregendsten Bildfolgen des gesamten Almanachs ein: Auf die „Pietà“ folgen Robert Delaunays „Tour Eiffel“ und El Grecos „St. Johannes“.
Der Bedeutung dieses mit 800 Euro angesetzten Hinterglasbilds entsprechend entbrannte ein intensives Bietergefecht, an dem sich Interessenten im Saal, am Telefon und im Internet beteiligten. Den Zuschlag bekam schließlich ein privater Sammler im europäischen Ausland, der erzielte Preis lag bei 5.300 Euro*
Skulpturen: Barocke Eleganz
Zum Spitzenlos der Frühjahrsauktion avancierte ein Objekt aus dem Bereich Skulpturen: Ein geschnitzter, weiß und gold gefasster Heiliger Augustinus aus dem 18. Jahrhundert.
Die in Süddeutschland entstandene Halbfigur zeigt den Kirchenvater, der von 354 bis 430 in Nordafrika lebte, als Bischof mit einem seiner typischsten Attribute, einem flammenden Herzen als Symbol göttlicher Liebe. Die Plastik ging für 20.300 Euro* in den musealen Bereich.
Den gleichen Weg nahmen auch zwei geflügelte Putten, die in der Tradition der „Memento Mori“-Darstellungen einen
Totenkopf und eine Sanduhr tragen. Sie erzielten 3.800 Euro*.
Glas: Floraler Jugendstil
Besonders im Blickpunkt beim Glas stand die um 1910/15 entstandene Vase „Libellen und gelbe Blumen“ aus der zur École de Nancy gehörenden Manufaktur Daum.
Das Objekt ist ein eindrückliches Beispiel für die Zusammenarbeit der Gebrüder Daum mit dem Keramiker und Glaskünstler Amalric Walter (1870 – 1959). Walter experimentierte mit Glas- und Emailpasten und entwickelte in Zusammenarbeit mit der in Nancy ansässigen Glashütte über hundert Modelle, bei denen auf die Glaskörper plastische Elemente aufgelegt wurden. Die vorliegende Vase zeigt den aus dem Verfahren resultierenden, zwischen zwei- und dreidimensionalem Dekor changierenden Effekt besonders deutlich. Für 4.000 Euro* ging das Stück an einen privaten Sammler.
* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.
Im Blickpunkt der März-Auktion: Ein Hinterglasbild aus dem Almanach “Der Blaue Reiter”
Hinter einem kleinen, auf den ersten Blick fast unscheinbar wirkenden Rußbild „Pietà“ (Maria Taferl) aus dem Angebot der Frühjahrsauktion verbirgt sich ein kunstgeschichtliches Schwergewicht: Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um eine jener Volkskunstarbeiten, die Franz Marc, August Macke, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky für ihren Almanach “Der Blaue Reiter” auswählten, der die Kunstrezeption des 20. Jahrhunderts profund veränderte.
Faszinierende Volkskunst
Bis auf ein winziges Detail in der Mundpartie Mariens und den fehlenden Faltenwurf des Mantels gleicht das Hinterglasbild exakt der Abbildung der bahnbrechenden, 1912 in vier Ausgaben erschienenen Publikation. Da das vorliegende Bild restauriert wurde, ist mehr als plausibel, dass es sich dabei tatsächlich um die über viele Jahrzehnte verschollen geglaubte Volkskunst-Arbeit handelt, die die vier Künstler bei der Zusammenstellung des Bebilderungsprogramms für den Almanach nachdrücklich faszinierte.
Prominenteste Hinterglasarbeit im Almanach
Denn sie ist unter den insgesamt elf volkstümlichen Spiegel- und Hinterglasbildern, die Eingang in die finale Auswahl fanden, nicht nur eines der lediglich drei Bilder, denen eine ganze Buchseite gewidmet ist. Auch ihre Position innerhalb des Almanachs ist mehr als prominent: Platziert im Aufsatz „Das Verhältnis zum Text“ von Arnold Schönberg gegenüber einer auf einer halb mit Text gefüllten Seite mit der Abbildung einer Schnitzerei von den Marquesas-Inseln aus dem Ethnographischen Museum in München leitet das Rußbild jene Sequenz ein, die die „Blaue Reiter“-Spezialistin Annegret Hoberg als „spektakulärste aller ohnehin frappierenden Gegenüberstellungen“ von Kunstwerken in dem gesamten Almanach bezeichnet: das Nebeneinander von Robert Delaunays „Tour Eiffel“ und El Grecos „St. Johannes“.
Kraftvoller optischer Dreiklang
Betrachtet man den Eindruck, den das Blättern durch die Folge aller drei ganzseitigen Abbildungen erzeugt, so entsteht ein überaus kraftvoller Dreiklang, der eine Essenz dessen bildet, was die Künstler mit der Bebilderung des Almanachs eindringlich darlegen wollten: „Die Auswahl der gezeigten Bilder folgt dem Leitgedanken, dass Formfragen für die eigentliche künstlerische Qualität eines Kunstwerks äußerlich sind“, schreibt Hoberg im Begleitband zur 2009 erschienenen Reedition der „Museumsauflage“ des Almanachs. „Dieser Pluralismus, die Variationsbreite der Form, etwa von naiv-gegenständlich wie bei Kinderzeichnungen oder populären Hinterglasbildern bis hin zu fast gänzlich abstrakt wie bei Kandinskys ,Komposition V‘ zeichnet auch die Offenheit der Redakteure (Marc und Kandinsky) gegenüber den akuellsten Produktionen ihrer Kollegen aus, die sie in den Almanach einbezogen.“
Teil einer Revolution
Zur Gesamtwirkung dieses Bildkanons resümiert Hoberg: „Kein gemeinsamer Formenkanon, sondern das geistige Prinzip, oder die ,mystisch-innerliche Konstruktion‘ bildet im Kunstwerk das verbindende Moment, das den Almanach mit seinem komplizierten Geflecht von Texten und Bildern vielstimmig durchziehen soll. Durch diesen offenen Stilbegriff, der – oft unter Berufung auf ,primitive‘ Kunst – nur ,das Echte‘ und ,innerlich Notwendige‘ gelten lassen will, werden sämtliche traditionelle Formgesetze auf noch radikalere, weil grundsätzlichere Weise als von den bisherigen Avantgarden über Bord geworfen.“ Das vorliegende, auf 800 Euro taxierte Hinterglasbild fungiert als wichtiger Teil dieser Schrift gewordenen künstlerischen Revolution.
Im Blickpunkt der Märzauktion: Kaiserlicher Prunk bei Silber und Schmuck
Zwei Objekte aus dem Angebot der Auktion am 25. März gehen auf zwei ungewöhnlich prominente Vorbesitzer zurück: Madame Mère, die Mutter Napoleons und Zar Nikolaus II. von Russland.
Eine Vermeilschale aus dem Hause Odiot
Im Falle Maria Letizia Bonapartes (1750 – 1836) ist es eine Vermeilschale, die Jean-Baptiste Claude Odiot (1763 – 1850) zwischen 1806 und 1808 als Teil eines mehrteiligen Services aus vergoldetem Silber schuf. Zu dieser Zeit lebte die korsische Patriziertochter nach ärmlichen Flüchtlingsjahren in Marseille zwar längst im für die Mutter eines Kaisers gebührenden Pomp.
Von zu Repräsentationszwecken unumgänglichen Investitionen wie dem Service, aus dem die vorliegende Schale stammt, oder einem von der Luxusmarke Odiot bis heute aufgelegten Vermeil-Besteck, blieb die bodenständige Persönlichkeit dem plötzlichen Ruhm und Reichtum gegenüber eher skeptisch.
Kluge Voraussicht
„Pourvou que cela doure“ – „Hoffen wir, dass das alles so bleibt“, soll sie häufig gesagt und sicherheitshalber den Großteil ihres Vermögens auf die Seite gelegt haben. Diese kluge Voraussicht kam nach dem Sturz Napoleons ihren Kindern und Enkeln zu Gute: Die nun verarmten Angehörigen konnten sich auf die Unterstützung Madame Mères verlassen.
Die vorliegende Schale mit dem kaiserlichen Wappen legt von besseren Zeiten im Leben Letizia Bonapartes Zeugnis ab. Sie wird mit einem Schätzpreis von 3.000 Euro angeboten.
Der Uhrmacher des Zaren
Eine Geschenk-Savonette mit aufgelegtem russischem Doppeladler und Zarenkrone zeugt nicht nur von der Liebe Nikolaus’ II. zu kostbaren Juwelen und Uhren. Sie erzählt auch von einem Stück russisch-schweizerischer Uhrmachergeschichte.
Schon 1815 hatte der Vater Paul Buhrés, ein Schweizer Uhrenspezialist, in St. Petersburg ein Geschäft eröffnet. Doch die Chronometer, die der begabte Sohn anzufertigen verstand, waren so raffiniert, dass sie nicht nur am Zarenhof gefragt waren. Buhré unterhielt ab etwa 1850 ein zweites Ladengeschäft in Moskau und belieferte unter anderem die Eisenbahnen und die russische Regierung.
Ein internationales Unternehmen
Um die große Nachfrage befriedigen zu können, kooperierte die Marke Paul Buhré ab 1880 mit einer etablierten Uhrenwerkstätte in Le Locle in der Schweiz, wo künftig das Gros der Paul Buhré-Uhren gefertigt und auch mit zahlreichen Chronometriepreisen ausgezeichnet werden. Die Verteilung der ursprünglich nur in Russland ansässigen Firma auf mehrere Standorte erwies sich als visionärer Schachzug: Er sicherte der Marke das Überleben, als die Niederlassungen in St. Petersburg und Moskau von der Revolution überrannt wurden.
Luxusuhren bis 1988
Bis in die 1980er Jahre wurden unter dem Namen Paul Buhré luxuriöse Schmuckuhren produziert; erst 1988 wurde die Marke offiziell aufgelöst und geriet daraufhin in Vergessenheit. Die vorliegende, auf 2.000 Euro taxierte Taschenuhr erinnert an die glanzvollsten Zeiten dieses Unternehmens.
Im Blickpunkt der März-Auktion: Jugendstil-Glas
Einen Höhepunkt der Auktion am 25. März bildet eine übe 30 Objekte umfassenden, privaten Sammlung von Jugendstil-Glas und Glaskunst des frühen Art Déco. Besonders im Blickpunkt dabei stehen zwei Positionen mit Gefäßen, die jene besondere technische Innovations- und Experimentierfreude repräsentieren, wie sie die Zeit um 1900 prägte: Fünf um 1905 gefertigte, metallisch irisierende Likörbecher von Amédée de Caranza sowie eine um 1910/15 entstandene Vase mit aufgelegten Libellen aus der Manufaktur der Gebrüder Daum.
Amédée de Caranza, ein vergessener Künstler
Das Verfahren, auf Glasflächen metallisch schimmernde Dekore und Glasuren aufzuschmelzen, hatte sich der in Konstantinopel geborene, heute fast vergessene Franzose de Caranza (1843 – 1914) bereits 1883 patentieren lassen. Vorangegangen war eine Tätigkeit als Keramiker und Fayence-Spezialist, bei der der Künstler sein Augenmerk vor allem auf orientalische Dekortechniken richtete, aber auch auf chemisch-technische Versuche. Ohne Unterlass experimentierte de Caranza mit pulverisierten Metallen, auch wenn die Beschaffung der dafür nötigen Rohstoffe Unsummen verschlang und die meisten seiner geschäftlichen Partnerschaften deshalb rasch in die Brüche gingen. Ab 1896 aber hatte er sein Verfahren so weit verfeinert, dass die damit gestalteten Glaskreationen von sich Reden machten und den Zeitgeschmack trafen.
Später Ruhm mit Jugendstil-Glas
So schwärmte die Vicomtesse de Réville, Herausgeberin der eleganten, ab 1901 erscheinenden Zeitschrift „Le Mode et le Bijou“: „Es gibt einige Caranzas mit ihren übers Glas gelaufenen, metallisch schimmernden Glasuren, die uns von jenen pompeijanischen Vasen träumen lassen, wie wir sie so sehr im Museum von Neapel bewundern.“
Einen Höhepunkt erreichte die Beachtung von de Caranzas Schaffen 1903 mit der Ausstellung „Cristaux métallisés“ (metallisiertes Kristallglas); bald darauf sind auch die vorliegenden Likörbecher entstanden, die zum Schätzpreis von 1.300 Euro angeboten werden. Obwohl nur wenige Zentimeter hoch, lässt sich an ihnen die verblüffende, changierende Wirkung dieser einzigartigen Dekortechnik doch eindrücklich beobachten.
Die dritte Dimension
Auch die zur École de Nancy gehörende Glashütte Daum vermochte es über 30 Jahre hinweg, immer wieder mit bahnbrechenden Neuerungen in der Glasgestaltung zu überraschen. Ein Beispiel dafür ist auch die um 1910/15 entstandene, auf 800 Euro taxierte Vase „Libellen und gelbe Blumen“.
Ihre Gestaltung entspringt der Zusammenarbeit der Gebrüder Daum mit dem Keramiker und Glaskünstler Amalric Walter (1870 – 1959). Walter absolvierte zunächst eine Ausbildung in der Porzellanmanufaktur in Sèvres, wo er sich auch mit Emailliertechniken beschäftigte. Ab 1900 begann er, mit der Zusammensetzung von Glas- und Emaillepasten (Pâtes de verre) zu experimentieren und 1903 erste Resultate im Salon der Société nationale des Beaux-arts zu präsentieren.
Von Daum zu Gallé
Dort wurde Antonin Daum auf ihn aufmerksam und bot ihm sofort eine Tätigkeit in seinen Glaswerkstätten in Nancy an. In der Folge entstanden über 100 Modelle, bei denen auf die Glaskörper plastische, aus Pâte de verre geformte Elemente aufgelegt wurden – entweder für überbordende, fast skulpturale Effekte oder, wie bei dem vorliegenden Objekt, als dezente, dreidimensionale Akzentuierung eines hochgeätzten Blätter- und Blütendekors.
Weitere Highlights der Sammlung sind Vasen und Lampen unter anderem von Gallé und Muller Frères, die mit Schätzpreisen zwischen 160 und 1.200 Euro angesetzt sind.
Im Blickpunkt am 28.1.: Tierfiguren von Hutschenreuther
Mit einem breiten Angebot an Silber, Schmuck, Kunsthandwerk, Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie einer schönen Auswahl an Miniaturen startet SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 28. Januar ins Auktionsjahr 2022. Das Sortiment umfasst Trouvaillen auch für den kleinen Geldbeutel in allen gängigen Kategorien vom Glas bis zu Möbeln, von Skulpturen bis zur Graphik. Besonders im Blickpunkt stehen diesmal Krüge im Stil des Historismus aus Mettlach, Objekte von Künstlern der Wiener Werkstätten, Stücke aus dem Almeida-Schloss in Starnberg sowie eine Privatsammlung mit Porzellan-Tierfiguren der Marke Hutschenreuther.
Mit Hutschenreuther durch Wald und Savanne
Die Figuren laden nicht nur zu einem Streifzug durch die heimische Fauna, sondern auch durch die Tierwelten Afrikas oder der Polarregionen ein.
Sie machen es zugleich auch möglich, das Schaffen einiger der bedeutendsten Tiermodellierer des 20. Jahrhunderts kennenzulernen.
Exakte Vogel- und Tierstudien
Karl Tutter (1883 – 1969) zum Beispiel, von dem die Entwürfe zu Vogelfiguren, afrikanischen Wildtieren und heimischen Waldbewohnern stammen, war ausgebildeter Maler und Bildhauer, bevor er 1922 bei Hutschenreuther eintrat und bald darauf gemeinsam mit Carl Werner die Leitung der dortigen Kunstabteilung übernahm.
Gunther Granget (1932 – 2010) unternahm nach seiner Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe eine von Hutschenreuther finanzierte Studienreise in die USA und Kanada, um gemeinsam mit einem Ornithologen die dortige Vogelwelt zu erkunden; Ende der 1960er Jahre legte er erste Entwürfe zu entsprechenden Figuren vor. Auch die bei SCHEUBLEIN angebotenen Positionen mit Vogeldarstellungen enthalten Objekte, die auf Granget zurückgehen.
Weitere Tiermodelleure
Ein Schöpfer weiterer Tierplastiken aus dem SCHEUBLEIN-Angebot ist der 1944 geborene, Tiere ebenfalls am lebenden Objekt studierende Uwe Netzsch.
Den Reigen schließt Hans Achtziger (1918 – 2003), der seit 1972 die Kunstabteilung, ab 1980 das Produktmanagement des Formen- und Dekorateliers von Hutschenreuther leitete. Er entwarf neben Tierfiguren auch zahlreiche zu Klassikern gewordene Service.
Neben einem als Einzelfigur angebotenen Löwen (Schätzpreis 300 Euro) sind die Tierdarstellungen zu Gruppen von drei bis sechs Objekten mit Schätzpreisen zwischen 150 und 200 Euro gebündelt.
Ergebnisse der Dezember-Auktion (II): Schmuck, Porzellan, Glas und Spielzeug.
Auch in Gattungen, die eher dem kunsthandwerklichen Bereich zuzuordnen sind, konnten in der Auktion vom 3. Dezember gute Ergebnisse erzielt werden. (…) (mehr …)
Ergebnisse der Dezember-Auktion (I): Gemälde und Graphik
Schmuck, Porzellan und Objekte aus dem Bereich Kunsthandwerk / Varia standen bei der Vorweihnachts-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen besonders hoch in der Gunst der Bieter. Rund 650 Kunstinteressierte waren bei der alle gängigen Kategorien umspannenden Versteigerung im Saal zugegen oder per Telefon und im Internet zugeschaltet. Auf die höchsten Preise allerdings mussten sie bis fast zum Ende der Auktion warten: Sie wurden bei den Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erzielt. Zum Spitzenlos entwickelte sich ein Blick über den Golf von Neapel eines unbekannten Malers, das 18.900 Euro* erzielte.
Sehnsuchtsziel und Mythos
Das Gemälde ist sozusagen eine Bilderbuch-Ansicht all dessen, weswegen Europäer vor allem aus nördlicheren Gefilden die Stadt ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Mythos verklärten: Die liebliche Landschaft, das südliche Licht, die Schönheit und Anmut der Bauten, das Temperament und die als malerisch empfundene, einfache Lebensweise der Menschen, die in den Fischern im Vordergrund und den Flaneuren am Hafenkai wiedergegeben ist. Dazu kommt, hier im Hintergrund gezeigt, der rauchende Vesuv, dessen Besteigung zum Pflichtprogramm jedes Italienreisenden dieser Zeit gehörte.
Die Möglichkeit, ab 1763 die Ausgrabungen in Pompeij und Herculaneum zu besuchen, erhöhten die Faszination des Ortes zusätzlich. „Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art von trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch“, beschreibt Johann Wolfgang von Goethe seine Eindrücke während seines Aufenthalts im Spätwinter 1787. Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerte Bild fängt all dies ein. Das Werk ging an einen privaten Liebhaber im europäischen Ausland.
Bezaubernder Alltag
Seinen Schätzpreis fast verzehnfachen konnte ein mit 1.300 Euro angesetztes Gemälde von Johann Georg Meyer von Bremen (1813 – 1886): Das „Mädchen beim Naschen“ ist ein typisches Werk des zunächst in Düsseldorf, später in Berlin ansässigen Genremalers, der vor allem kleine Mädchen bei alltäglichen Verrichtungen darstellte – beispielsweise beim Stricken, Lesen oder Beaufsichtigen jüngerer Geschwister. Seine Bilder waren vor allem bei Auswanderern nach Amerika beliebt, die sie als stimmungsvolle Erinnerung an die alte Heimat mitnahmen. Die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegende Szene mit einem Mädchen, das sich auf eine versteckte Treppe zurückgezogen hat, um aus seinem Essenskörbchen zu naschen, wurde für 12.600 Euro* verkauft.
Faszination Großstadt
Ebenfalls gefragt war eine Ansicht des Münchner Lenbachplatzes aus der Hand des Impressionisten Charles Vetter (1858 – 1941). Des aus Ostpreussen stammende Maler entdeckte in Münchner Stadtansichten mit raffinierten Lichtsituationen, sei es bei Tag, sei es bei nächtlicher Beleuchtung, sein Lebensthema. Die vorliegende Ansicht des belebten Platzes mit der angeschnittenen Börse, dem zentral gesetzten Künstlerhaus und dem dahinter aufragenden Ziegelbau der Synagoge sowie den durch die Wolken erahnbaren Frauentürmen bildet hier keine Ausnahme. Vetters Hauptaugenmerk liegt auf den Lichtreflexionen des Nebelgraus auf dem regennassen Straßenpflaster. Das Bild erzielte 10.700 Euro*
Mutter und Kind
Das liebevolle Miteinander der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind thematisierte Albrecht Dürer in seinem um 1514 entstandenen Kupferstich „Die Jungfrau im Strahlenkranz“, der möglicherweise als Andachtsbild für Nürnberger Nonnenklöster gedacht war. Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegende Blatt kletterte von einem Schätzpreis von 3.000 Euro bis auf 12.600 Euro*, bevor der Hammer fiel. Es ging an einen privaten Sammler.
* Alle Angaben der Zuschlagspreise inkl. Aufgeld (26%) und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
Toplose der Auktion am 3. Dezember: Buchmalerei
Ein im Angebot von SCHEUBLEIN Art & Auktionen ungewöhnliches Highlight der Dezemberauktion ist eine Passage von vier Positionen mit Buchmalereien. Sie gehen vor allem auf die französische Buchkunst des 15. Jahrhunderts zurück. Die oben gezeigten Buchseiten mit Miniaturen zum Pfingstwunder und zum Marientod sind ein prägnantes Beispiel dafür. Der Schätzpreis liegt bei 600 Euro.
Letzte Blüte der Buchmalerei
Bevor ab Mitte des 15. Jahrhunderts dank der Erfindung des Druckens mit beweglichen Lettern und der Entdeckung kostengünstiger Verfahren zur Papierherstellung Bücher zu einem zumindest etwas erschwinglicheren Gut wurden, erlebte die mittelalterliche Buchmalerei eine letzte große Blüte. Vor allem in Frankreich wurden überaus aufwendig illuminierte Stundenbücher angefertigt, die es dem hochadeligen Laien erleichtern sollten, seinen umfassenden, auf meist acht Stundengebete verteilten, täglichen Gebetspflichten nachzukommen.
Diese Andachtsbücher, die sich im ausgehenden 14. Jahrhundert herausbildeten, enthielten – neben einem Kalender, Psalmen und Gebeten, immer auch ein Offizium zu Ehren Mariens; analog bestimmten marianische Themen auch einen wesentlichen Teil des Bildprogramms in den Stundenbüchern.
Stundenbücher: Eine Andacht zu Ehren Mariens
Dies lässt sich auch an einem Gutteil der vorliegenden Buchseiten ablesen: die Gottesmutter steht bei beiden ganz oben gezeigten Blättern im Zentrum.
Auch die Miniaturen im nächsten Absatz sowie das direkt über diesen Zeilen abgebildete Faksimile zeigen zu einem großen Teil Marienmotive.
Buchmalerei: Ein Spiegel der Kunst ihrer Zeit
Gleichzeitig lässt sich bei vielen dieser Blätter auch ablesen, was der französische Kunsthistoriker Albert Chatelet für diese letzte, überaus eindrucksvolle Phase der Buchmalerei beobachtete: „Miniaturen und Illuminationen nehmen eine überraschende Entwicklung: Statt sich auf die Funktion als mehr oder weniger textnaher Kommentar zu beschränken, tendieren sie immer progressiver dazu, ihre Unabhängigkeit zu bestätigen und sich als eigenständige Kunstwerke zu präsentieren. Dies zeigt sich auch darin, dass sich die Künstler immer intensiver auch mit Problemen der Bildkomposition auseinandersetzen, die auch andere Kunstgattungen ihrer Zeit beschäftigen: Plastizität, Lebensnähe und die Wiedergabe räumlicher Tiefe.“
Toplose am 3. Dezember: Eine Sammlung an Geh- und Spazierstöcken
Eine 40 Positionen umfassende Sammlung
an Geh- und Spazierstöcken aus dem
späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wird
im Rahmen der Rubrik Kunsthandwerk /
Varia angeboten. Sie ermöglicht einen
eindrucksvollen Überblick über die Gestaltungsvielfalt, die dieses für eine eleganten
Herren einst unverzichtbare Accessoire
zu Zeiten der letzten Jahrhundertwende
erlangt hatte.
Spazierstöcke: Vielfalt der Formen
Die Griffe der vorliegenden
Stöcke sind in Holz geschnitzt, in Metall
gefasst, in Silber ziseliert oder aber
in Elfenbein, Bein oder Horn gearbeitet.
Manche haben die vor allem im 18. Jahrhundert populäre, weit ausschweifende,
gerundete Grifform.
Andere sind typische,
der Anatomie der Hand nachempfundene
„Fritzkrücken“. Wieder andere werden von
klassischen, dafür aber überaus kunstvoll
gearbeiteten Knäufen gekrönt.
Porträts, Tierköpfe und ein Memento Mori
Der Sammler, der die vorliegende Kollektion zusammentrug, hatte ein ausgeprägtes
Faible für Porträtdarstellungen, die
teilweise ins Karrikaturhafte spielen.
Auch zwei Stöcke mit Memento Mori-Motiven
sind enthalten, ebenso aber auch Objekte
mit z.T. deftigen erotischen Motiven.
Ein weiteres Augenmerk des Sammlers galt
Stöcken mit naturnahen Tierskulpturen
und -köpfen, zwei sogar mit winzigen Bewegungsmechanismen.
Eine Position mit zwei Reservistenstöcken und einem Bergmannsstock weist aber auch darauf hin, dass Stöcke bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht nur eine modische Funktion hatten, sondern auch als Erinnerungsstück oder tatsächliches Hilfsmittel bei der Arbeit dienten. Die Objekte werden mit Schätzpreisen zwischen 120 und 600 Euro aufgerufen.
Toplose am 3. Dezember: Silberne Krabben von Buccellati
Beim Silber stechen in der Weihnachtsauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen zwei extravagante, auf
jeweils 1.500 Euro taxierte Positionen mit Objekten besonders ins Auge, die auf Entwürfe aus den späten 1960er-Jahren zurückgehen: Einmal vier größere, einmal acht kleinere Salzschälchen in Form von Krabben mit Rückenpanzern, die sich öffnen lassen und Korallenkugeln als Augen.
Buccellati und die Kunst aus Renaissance und Barock
Die Krabben stammen aus dem international tätigen Mailänder Juwelenhaus Buccellati, das bis heute vor allem für Schmuckstücke berühmt ist, die Formen und Goldschmiedetechniken aus Renaissance
und Barock modern interpretieren.
Ab etwa 1955 präsentierte das Haus allerdings auch Tafelobjekte, die diesen Rückbezug nicht stilistisch, sondern inhaltlich aufnehmen und als Tischdekoration aufgrund ihrer originellen Gestaltung wie
klassische „Conversation Pieces“ die Aufmerksamkeit von Gästen und Tischgesprächen auf sich zogen.
Auch die Dosen und Döschen in Krabbengestalt fußen in dieser barocken Tradition, entsprechen aber zugleich ganz dem Geschmack der späten 1960er Jahre. Sie entstanden, wie auch diverse weitere Objekte mit Mereresmotiven, in Zusammenarbeit mit der Mailänder Silberschmiede Mabuti.