Die spannendsten Lose der 48. Kunstauktion (II): Eine “Landschaftsvase” der Gebrüder Daum
Eine feine Auswahl an Jugendstilglas besticht in der Auktion am 20. März in der Kategorie Glas. Neben Vasen von Gallé (Schätzpreis 300) Euro und Muller Frères (Schätzpreis 400 Euro) wartet als Spitzenlos eine der seltenen, um 1900 entstandenen “Landschaftsvasen” der Verrerie Daum auf Interessenten. Das eindrucksvolle Stück mit dem Titel “Une Pluie” wird auf 1.000 Euro taxiert.
Der Glanz der Weltausstellung
Schon vor der Pariser Weltausstellung von 1900 war die 1878 gegründete Verrrerie Daum einer der großen Player in der Glasstadt Nancy. Diese internationale Leistungsschau war, wie Noel Daum in seiner detaillierten Firmengeschichte „Daum: Maitres verrieres“ von 1980 darlegt, wie eine Apotheose: für die französische Industrie, die Kunst, das Handwerk – und insbesondere für das Haus Daum Frères. „Wir wurden behandelt wie die Prinzen: Wir hatten einen Salon, Grünpflanzen, elektrisches Licht. Der Präsident der Republik, (…) die Künstler (…), die Leiter der großen Museen, alle verbeugten sich vor uns“, notiert einer der beiden damaligen Firmenleiter, Antonin Daum. „Die Jury gab uns den Großen Preis“.
Vasen wie gemalt
Die Ehrung lag auch an einer Raffinesse des Dekors, zu der die Daums gerade eben erst die technischen Möglichkeiten entwickelt hatten: Sie arbeiteten mit farbigen Pulvereinschlüssen und einer Schicht-Technik, die es ihnen ermöglichte, fast aquarell-artige Farbspiele und perspektivische Effekte in ihre Glasdekore zu integrieren.
Die Möglichkeiten, die diese Effeke gestalterisch boten, schöpften sie besonders eindrucksvoll in der Serie der „Landschafts-Dekore“ aus, denen auch die vorliegende Vase „Une Pluie“ zuzurechnen ist. Vor einem tiefgrünen, nach oben ins Rosa-Weiße verlaufenden Hintergrund beugen sich die vom Wind gebeutelten Bäume, während über sie hinweg, in der obersten Glas-Schicht, die Regentropfen peitschen.
Ein Patent auf hohe Kunst
Die Technik, die hinter diesen fast gemäldeartigen Dekoren steht, war in der Ausführung ungeheuer komplex, erregte aber schon vor der Weltausstellung so viel Aufsehen, dass die Daums sie 1899 patentieren ließen. Dennoch blieben sie in ihrer Anwendung maßvoll und wendeten sie nur an, wenn das gewählte Motiv es verlangte, dass sich Details überlagerten. „Museen und großen Sammlungen“, schreibt Noel Daum, „besitzen eindrucksvolle Beispiele. Insgesamt aber sind in dieser Technik gearbeitete Objekte selten.“
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