Ergebnisse der Dezember-Auktion (I): Gemälde und Graphik
Schmuck, Porzellan und Objekte aus dem Bereich Kunsthandwerk / Varia standen bei der Vorweihnachts-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen besonders hoch in der Gunst der Bieter. Rund 650 Kunstinteressierte waren bei der alle gängigen Kategorien umspannenden Versteigerung im Saal zugegen oder per Telefon und im Internet zugeschaltet. Auf die höchsten Preise allerdings mussten sie bis fast zum Ende der Auktion warten: Sie wurden bei den Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erzielt. Zum Spitzenlos entwickelte sich ein Blick über den Golf von Neapel eines unbekannten Malers, das 18.900 Euro* erzielte.
Sehnsuchtsziel und Mythos
Das Gemälde ist sozusagen eine Bilderbuch-Ansicht all dessen, weswegen Europäer vor allem aus nördlicheren Gefilden die Stadt ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Mythos verklärten: Die liebliche Landschaft, das südliche Licht, die Schönheit und Anmut der Bauten, das Temperament und die als malerisch empfundene, einfache Lebensweise der Menschen, die in den Fischern im Vordergrund und den Flaneuren am Hafenkai wiedergegeben ist. Dazu kommt, hier im Hintergrund gezeigt, der rauchende Vesuv, dessen Besteigung zum Pflichtprogramm jedes Italienreisenden dieser Zeit gehörte.
Die Möglichkeit, ab 1763 die Ausgrabungen in Pompeij und Herculaneum zu besuchen, erhöhten die Faszination des Ortes zusätzlich. „Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art von trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch“, beschreibt Johann Wolfgang von Goethe seine Eindrücke während seines Aufenthalts im Spätwinter 1787. Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerte Bild fängt all dies ein. Das Werk ging an einen privaten Liebhaber im europäischen Ausland.
Bezaubernder Alltag
Seinen Schätzpreis fast verzehnfachen konnte ein mit 1.300 Euro angesetztes Gemälde von Johann Georg Meyer von Bremen (1813 – 1886): Das „Mädchen beim Naschen“ ist ein typisches Werk des zunächst in Düsseldorf, später in Berlin ansässigen Genremalers, der vor allem kleine Mädchen bei alltäglichen Verrichtungen darstellte – beispielsweise beim Stricken, Lesen oder Beaufsichtigen jüngerer Geschwister. Seine Bilder waren vor allem bei Auswanderern nach Amerika beliebt, die sie als stimmungsvolle Erinnerung an die alte Heimat mitnahmen. Die bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegende Szene mit einem Mädchen, das sich auf eine versteckte Treppe zurückgezogen hat, um aus seinem Essenskörbchen zu naschen, wurde für 12.600 Euro* verkauft.
Faszination Großstadt
Ebenfalls gefragt war eine Ansicht des Münchner Lenbachplatzes aus der Hand des Impressionisten Charles Vetter (1858 – 1941). Des aus Ostpreussen stammende Maler entdeckte in Münchner Stadtansichten mit raffinierten Lichtsituationen, sei es bei Tag, sei es bei nächtlicher Beleuchtung, sein Lebensthema. Die vorliegende Ansicht des belebten Platzes mit der angeschnittenen Börse, dem zentral gesetzten Künstlerhaus und dem dahinter aufragenden Ziegelbau der Synagoge sowie den durch die Wolken erahnbaren Frauentürmen bildet hier keine Ausnahme. Vetters Hauptaugenmerk liegt auf den Lichtreflexionen des Nebelgraus auf dem regennassen Straßenpflaster. Das Bild erzielte 10.700 Euro*
Mutter und Kind
Das liebevolle Miteinander der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind thematisierte Albrecht Dürer in seinem um 1514 entstandenen Kupferstich „Die Jungfrau im Strahlenkranz“, der möglicherweise als Andachtsbild für Nürnberger Nonnenklöster gedacht war. Das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen vorliegende Blatt kletterte von einem Schätzpreis von 3.000 Euro bis auf 12.600 Euro*, bevor der Hammer fiel. Es ging an einen privaten Sammler.
* Alle Angaben der Zuschlagspreise inkl. Aufgeld (26%) und ohne Gewähr. Irrtum vorbehalten.
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