Ergebnisse der Auktion vom 1. Dezember: Gemälde, Möbel, Graphik
Eine Ansicht des Mont d‘Orge bei Sion aus der Hand des in München lebenden Schweizer Landschaftsmalers Johann Gottfried Steffan (1815 – 1905) entwickelte sich in der Auktion vom 1. Dezember zum Spitzenlos bei den Gemälden nach 1800. Das Werk (oben) zeigt eine Landschaft, mit der sich Steffan nach einer Wallisreise im Jahr 1861 immer wieder beschäftigte. Eines seiner heute im Kunstmuseum Luzern befindlichen Hauptwerke zeigt nahezu das gleiche Motiv; das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen versteigerte Bild entstand wenige Jahre später, hier spitzt der Maler den Spannungsreichtum innerhalb der Landschaftsdarstellung weiter zu und verändert auch seine Palette weg von braun getönten Mischfarben hin zu helleren, kontrastreicheren Farben. Für knapp 11.000 Euro* ging das Bild an einen privaten Liebhaber.
Moderne Kunst: Surreale Sachlichkeit
„Ein Fischer“ von Konrad A. Lattner (1896 – 1979), einem Vertreter der Surrealen Sachlichkeit, war eines der gefragtesten Gemälde aus dem 20. Jahrhundert. Da es 1942 entstand, stammt es aus einer Schaffensperiode Lattners, aus der nur wenige Bilder erhalten blieben: Im Rahmen der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ wurden 1937 diverse seiner Werke in öffentlichem Besitz zerstört, weitere vernichtete 1944 ein Bombenangriff auf Lattners Heimatstadt Anklam. Das bei SCHEUBLEIN vorliegende Bild kletterte bis auf 5.700 Euro* und wurde ebenfalls einem Privatbieter zugeschlagen.
Möbel & Einrichtung: Spiegel und Leuchter
Zwei prachtvolle Barockspiegel entwickelten sich zum Spitzenlos in der Kategorie Möbel und Einrichtung. Die wohl im 18. Jahrhundert entstandenen, oben und unten mit einem opulenten Dekor aus Rocaillen, Trauben und Blüten versehenen Objekte für den Wandschmuck steigerten sich im Lauf eines intensiven Bietergefechts bis auf 10.000 Euro*. Sie gingen in den Kunsthandel.
Ebenfalls äußerst gefragt war ein in Pastellfarben gehaltener Deckenleuchter der Reihe „Fuochi d‘Artificio“ („Feuerwerk“), die die venezianische Glasmanufaktur Barovier & Toso seit den späten 1950er Jahren aufgelegt hatte. Der bei SCHEUBLEIN angebotene, neunarmige Lüster stammt aus den 1970er Jahren und wechselte für 4.100 Euro* den Besitzer.
Graphik: Ein Ausflug in den Realismus
Bei der Graphik zog vor allem ein großformatiges, auf einen Keilrahmen aufgezogenes Aquarell das Interesse der Bieter auf sich: Es zeigt in ihre Sonntagstrachten gekleidete, vor dem Eingang einer Kirche andächtig der Messe lauschende Südtiroler Bauern und stammt aus der Hand des vor allem mit Interieurs in Erinnerung gebliebenen Berliner Malers Rudolf Dammeier (1851 – 1936).
Ab 1881 verbrachte der Maler seine Sommer im damals vom Fremdenverkehr noch unberührten Schenna bei Meran. Dort entdeckte der Künstler, dass er malerisch über ein wesentlich größeres Spektrum verfügte, als er selbst vermutet hatte: Es entstanden Porträts und stille, stimmungsvolle Szenen. Der zurückhaltende Realismus allerdings, dem sich Dammeier damit verpflichtete, hatte in Deutschland keinen leichten Stand, da französisch beeinflusste Kunstströmungen seit dem Krieg von 1870/71 eher verpönt waren; bevorzugt wurde nach wie vor ein humorisierender oder idealistisch-verklärter Blick auf die bäuerliche Lebenswelt.
Dies, aber auch der sich immer stärker bemerkbar machende Tourismus veranlassten Dammeier, seinem Sommeridyll Anfang der 1890er Jahre traurig den Rücken zuzukehren und sich auch malerisch wieder eher an seine angestammten Sujets zu halten. Seine „Tiroler Bauern während der Messe“ aber sind das wohl eindrucksvollste noch erhaltene Bild aus dieser Schaffensphase. Für 5.100 Euro* ging es an einen privaten Interessenten.
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