Ergebnisse der Auktion vom 30.6.: Alte Meister und Gemälde
Ein auf den ersten Blick eher unauffälliges Porträt aus dem Bereich der Alten Meister entwickelte sich zum Spitzenlos der Sommerauktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen. Knapp 700 Kunstinteressierte beteiligten sich insgesamt an der Versteigerung vom 30. Juni. Besonders gefragt war die Kategorie Porzellan, die sich zu 93 Prozent verkaufte, sowie die Objekte des Bereichs Kunsthandwerk/Varia, die zu 77 Prozent einen neuen Besitzer fanden. Auch bei den Altmeistern war das Interesse groß; drei Viertel aller Lose konnten zugeschlagen werden. Für eine besondere Überraschung sorgte dennoch das große Interesse an einem spanischen Bildnis aus dem 17./18. Jahrhundert: Das Porträt eines Mannes mit Brille (oben) wurde für 73.700 Euo* zugeschlagen.
Das Toplos: Ein Porträt von Spinoza?
Möglicherweise zeigt das in dunklen Tönen gehaltene Gemälde den Religionsphilosophen Baruch de Spinoza (1632 – 1677). Der in den Niederlanden lebende Sohn einer jüdischen Familie, die vor der Verfolgung auf der iberischen Halbinsel in die liberalen ehemals spanischen Besitzungen im Norden geflohen war, verband sich in den 1650er Jahren vor allem mit anderen spanisch-stämmigen Gelehrten und stand auch unter der Beobachtung der spanischen Inquisition. 1663 veröffentlichte er die erste – und zu seinen Lebzeiten einzige – philosophische Schrift unter seinem eigenen Namen.
Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Spinoza seit seinem 28. Lebensjahr mit dem Schleifen optischer Linsen. Bald galt er als einer der besten Linsenschleifer Europas und konstruierte Teleskope und Mikroskope für viele führende Wissenschaftler seiner Zeit. Doch auch die Brille, die der Porträtierte auf dem bei SCHEUBLEIN vorliegenden Gemälde trägt, könnte ein Hinweis auf diese Tätigkeit sein. Das Bild löste ein intensives und langes Bietergefecht zwischen Anwesenden im Saal, per Telefon zugeschalteten Interessenten und via Internet Beteiligten aus; schließlich ging es in den internationalen Kunsthandel.
Entdeckung: Oswald Poetzelberger – ein Maler der verlorenen Generation
Überraschend große Sprünge verzeichneten bei den sich generell gut verkaufenden Gemälden zwei Bilder eines heute so gut wie vergessenen Malers: Oswald Poetzelberger (1893 – 1966). Den Sohn eines österreichischen Künstlers und Neffen von Leo Putz ereilte das nicht untypische Schicksal eines Malers der sogenannten „verlorenen Generation“. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte sich Poetzelberger, vor allem mit Buchillustrationen, eine solide künstlerische Existenz aufbauen. In seinen der Neuen Sachlichkeit verpflichteten Gemälden thematisierte er vor allem die „Vereinsamung des geistigen Menschen vor dem Hintergrund des Zeitstroms“.
Mit diesem Stil und inhaltlichen Ansatz jedoch war er den Nationalsozialisten, trotz vereinzelter Aufträge, die er in dieser Zeit erhielt, letztendlich zu modern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch konnte Poetzelberger nicht mehr an seine Karriere von vor 1933 anknüpfen.
In der Auktion am 30. Juni hatte SCHEUBLEIN Art & Auktionen zwei Gemälde aus diesem auf eine lohnende Wiederentdeckung wartenden Werk angeboten: ein „Paar in der Großstadt“ sowie eine mit 1929 datierte „Fechterin“. Die Bilder, ursprünglich auf 1.000 bzw. 1.200 Euro taxiert, kletterten bis auf 4.300 bzw. 5.500 Euro. Beide gingen an einen privaten Sammler.
* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.
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