Fundgrube-Auktion am 1. Februar: Jugendstilglas aus Böhmen
Mit einem breit aufgestellten Angebot an Trouvaillen für den kleinen Geldbeutel
startet SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 1. Februar ins Auktionsjahr 2019. Besonders
stark vertreten sind diesmal die Kategorien Silber, Schmuck, Kunsthandwerk und
Gemälde des 19. Jahrhunderts. Ein spezielles Highlight im Angebot sind diverse
Positionen mit böhmischem Glas des Jugendstil und des Art Déco.
Jugendstilglas im Stil der Wiener Werkstätte
Aus der für avantgardistische, gerne silbrig-
glänzende Jugendstilobjekte bekannten
Manufaktur Johann Loetz Witwe stammen
zwei aparte Schalen aus rosafarben
unterfangenem farblosen Glas (oben) mit Füßen
und Applikationen aus schwarzem Glas
(Schätzpreis: 150 Euro). Die Gefäße sind
um 1916 entstanden und gehen wohl auf
einen Entwurf des Architekten Hans Bolek
(1890 – 1978) zurück. Bolek war zwar nicht
Mitglied der Wiener Werkstätte, stand ihr
aber, schon durch sein Studium bei Josef
Hoffmann, stilistisch nahe. Seine Werke
für Loetz Witwe im nahe der Grenze zu
Bayern gelegenen Klostermühle zählen zu
Boleks bekanntesten Glasentwürfen.
Steinschönau, ein Zentrum der Glasveredelung
Aus Steinschönau im heutigen Dreiländereck
zwischen Tschechien, Polen und
Deutschland stammen zwei weitere Positionen
mit Glas aus der Zeit zwischen ca.
1900 und 1925.
Glasgewerke, vor allem im
Bereich der Glasveredelung, begannen sich
hier bereits in der Zeit des 30-Jährigen Krieges niederzulassen. Parallel dazu entwickelte
sich in dem Örtchen am Südhang
des Lausitzer Gebirges auch ein reges
Zentrum des Glashandels, das im 19. Jahrhundert
unmittelbar mit so prominenten
Häusern wie Lobmeyr in Wien zusammenarbeitete.
Zu dieser Zeit erlebte die Glasfabrikation
in Steinschönau nochmals einen
kräftigen Aufschwung.
Boomender Glashandel, kreative Manufakturen
Nicht wenige Glashandelshäuser
ließen in den großenteils
kleinen Werkstätten Objekte exakt nach
den Wünschen und Vorgaben ihrer Abnehmer
fertigen und gaben sie dann in den Export
– die über 20 in Steinschönau ansässigen
Glashandelshäuser hatten um 1880
Filialen in Wien, Triest, Konstantinopel und
Izmir sowie Agenturen in England, Spanien,
Ägypten und Amerika.
Allerdings wuchs Mitte des 19. Jahrhunderts
auch die Konkurrenz.
Vom Glasschliff bis zum Lüster
Die Steinschönauer
Glasproduzenten entschieden sich,
diesem Druck mit einer Erhöhung ihrer
Qualität zu begegnen und hierzu gezielt
eigenen Nachwuchs auszubilden: 1856
wurde die Glasfachschule Steinschönau
gegründet, das älteste derartige Institut in
ganz Mitteleuropa. Zunächst gab es an der
bis heute existierenden Schule nur traditionelle
Abteilungen für Glasschliff und
Glasmalerei, später kamen Zweige für die
Konstruktion und Gestaltung von Lüstern
und Lampen sowie für Glasgravur hinzu.
SCHEUBLEIN Art & Auktionen bietet in der
Fundgrube-Auktion eine Sammelposition
mit drei Gläsern und einer Glasschale mit
Schwarzlot- und Emailmalerei an, die wohl
um 1915 bzw. 1925 an der Glasfachschule
entstanden sind (weiter oben, Schätzpreis 150 Euro).
Zwei weitere, zusammen auf 80 Euro taxierte
Schälchen mit Goldkontur bzw. polychromer Emailmalerei stammen ebenfalls
von dort, oder aus der 13 Jahre später
gegründeten Glasfachschule im wenige
Kilometer entfernt gelegenen Haida, die
1926 mit der Steinschönauer Glasfachschule
zusammengelegt wurde.
Von Böhmen nach Tirol
Aus den ebenfalls nordböhmischen Werken
von Joseph Riedel, des Gründers der heute
in Tirol ansässigen Glasdynastie Riedel,
stammt die vierte Position Jugendstilglas
in der Fundgrube-Auktion: Zwei viereckige
Vasen aus schwarzem Glas mit Emailmalerei
in Gold, Grün, und Weiß. Sie werden auf
80 Euro taxiert.
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