Herbstauktion: Reiselust von Meran bis zur Wachau
In Graphik und Gemälden wartet die Auktion am 21. September mit Bildern auf, die zu einer Augenreise zu zwei klassischen Herbstzielen einladen – nach Meran und in die Wachau. Beide sind seit gut 150 Jahren auch Sehnsuchtsziele für viele Künstler.
Die Wachau als Mekka der Stimmungsimpressionisten
Die Wachau wurde von den Malern bereits zur Zeit des Biedermeier “entdeckt”: wegen ihrer pittoresken Landschaft und wegen ihrer fast mediterranen sommerlichen Lichtstimmungen. Erst kamen die Plein-Air-Maler, dann die Stimmungsimpressionisten um August Pettenkofen (1822 – 1889) mit ihrer besonderen Sensibilität für Wetter und Licht, schließlich die Landschafts-Experten: Bereits 1872, noch in seinem ersten Jahr als Professor für Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie, unternahm Eduard Peithner von Lichtenfels (1833 – 1913) eine erste Exkursion nach Dürnstein; ab 1888 waren er und seine Studenten jedes Jahr zu Gast.
Die Wachaumaler und der Tourismus
Diese Künstler-Invasion wurde von den Bewohnern stoisch ertragen, denn es waren die Bilder jener jungen ,Wachaumaler’, die mit ihren Bildern die Schönheit der Gegend auch für den aufkeimenden Tourismus bekannt machten. Nicht nur in Wien, auch in anderen europäischen Städten stießen ihre Motive auf hohe Wertschätzung: „Ihre Bilder spiegeln die Illusion einer heilen Welt vor (…). Dies stand in deutlichem Gegensatz zu den Verhältnissen in den sich ständig erweiternden Metropolen“, schreibt Franz Smola, Experte für diese Epoche.
Ein Leben im Malerparadies
Wie auch an seinem „Sonnigen Tag in der Wachau“ zu erkennen, war Maximilian Suppantschitsch (1865 – 1953) einer der Maler, die besonders eindrücklich zum Bild der Wachau als romantischem Malerparadies beitrugen. Suppantschitsch war 1888 Teilnehmer der legendären Exkursion Peithners von Lichtenfels gewesen und im Anschluss immer wieder nach Weißenkirchen, später auch nach St. Michael, Dürnstein und Rossatzbach gekommen. Nach dem ersten Weltkrieg zog er er sich mehr und mehr aus dem Wiener Kunstbetrieb zurück und verbrachte bis zu seinem Lebensende die meiste Zeit in Dürnstein.
Mit dem Gemälde „Steinhaus mit Torbogen in der Wachau“ (Kat-Nr. 551) von Siegfried Stoitzner (1892 – 1976) ist auch die folgende Generation an Wachaumalern in der Herbstauktion bei SCHEUBLEIN vertreten: Stoitzner zog 1918 mit seiner Familie von Wien nach Furth bei Göttweig, eröffnete mit seinem Bruder einen Kunstpostkartenverlag und war 1919 ein Gründungsmitglied des Wachauer Künstlerbundes.
Von der Donau an die Passer
Das Aquarell „Blick auf Meran“ des Vedutenmalers Franz Alt (1824 – 1914) zeigt den Kurort im Südtiroler Burggrafenamt an einem Wendepunkt seiner Geschichte: Noch gab es keine Bahnverbindung nach Bozen – sie wurde erst 1880 fertiggestellt -, noch befand sich der ältere Flügel des Kurhauses gerade eben erst in Bau. Und doch strömten bereits die erholungssuchenden Touristen in die Stadt; Alt zeigt sie, wie sie am Ufer der Passer entlang flanieren, durchmischt von wenigen Einheimischen in Tracht.
Sisi und die Brennerbahn
Ausgelöst hatten den Boom zwei Ereignisse wenige Jahre zuvor: 1867 war, nach neunjähriger Bauzeit, die Bahnverbindung zwischen Innsbruck und Verona eröffnet worden. Ziele im milden Süden Tirols wurden so bequem und schnell erreichbar. Diese Möglichkeit wurde selbst von allerprominentester Seite genutzt: 1870 und 1871 reiste Kaiserin Sisi nach Meran, nahm Quartier im hoch über der Stadt gelegenen Schloss Trauttmannsdorff und blieb jeweils mehrere Monate. „Ich muss gestehen, je länger ich hier bin, desto besser gefällt es mir“, sagte sie den begierigen Reportern des Boten für Tirol und Vorarlberg. Die Aufenthalte von Sisi bedeuteten für den Kurort an der Passer die touristische Initialzündung. Den teilweise ländlichen Charakter, der in der Vedute Franz Alts noch spürbar ist, legte die Stadt bald ab: 1874 eröffnete das mondäne Kurhaus, 1882 das erste Grand Hotel.
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