Im Blickpunkt der März-Auktion: Jugendstil-Glas
Einen Höhepunkt der Auktion am 25. März bildet eine übe 30 Objekte umfassenden, privaten Sammlung von Jugendstil-Glas und Glaskunst des frühen Art Déco. Besonders im Blickpunkt dabei stehen zwei Positionen mit Gefäßen, die jene besondere technische Innovations- und Experimentierfreude repräsentieren, wie sie die Zeit um 1900 prägte: Fünf um 1905 gefertigte, metallisch irisierende Likörbecher von Amédée de Caranza sowie eine um 1910/15 entstandene Vase mit aufgelegten Libellen aus der Manufaktur der Gebrüder Daum.
Amédée de Caranza, ein vergessener Künstler
Das Verfahren, auf Glasflächen metallisch schimmernde Dekore und Glasuren aufzuschmelzen, hatte sich der in Konstantinopel geborene, heute fast vergessene Franzose de Caranza (1843 – 1914) bereits 1883 patentieren lassen. Vorangegangen war eine Tätigkeit als Keramiker und Fayence-Spezialist, bei der der Künstler sein Augenmerk vor allem auf orientalische Dekortechniken richtete, aber auch auf chemisch-technische Versuche. Ohne Unterlass experimentierte de Caranza mit pulverisierten Metallen, auch wenn die Beschaffung der dafür nötigen Rohstoffe Unsummen verschlang und die meisten seiner geschäftlichen Partnerschaften deshalb rasch in die Brüche gingen. Ab 1896 aber hatte er sein Verfahren so weit verfeinert, dass die damit gestalteten Glaskreationen von sich Reden machten und den Zeitgeschmack trafen.
Später Ruhm mit Jugendstil-Glas
So schwärmte die Vicomtesse de Réville, Herausgeberin der eleganten, ab 1901 erscheinenden Zeitschrift „Le Mode et le Bijou“: „Es gibt einige Caranzas mit ihren übers Glas gelaufenen, metallisch schimmernden Glasuren, die uns von jenen pompeijanischen Vasen träumen lassen, wie wir sie so sehr im Museum von Neapel bewundern.“
Einen Höhepunkt erreichte die Beachtung von de Caranzas Schaffen 1903 mit der Ausstellung „Cristaux métallisés“ (metallisiertes Kristallglas); bald darauf sind auch die vorliegenden Likörbecher entstanden, die zum Schätzpreis von 1.300 Euro angeboten werden. Obwohl nur wenige Zentimeter hoch, lässt sich an ihnen die verblüffende, changierende Wirkung dieser einzigartigen Dekortechnik doch eindrücklich beobachten.
Die dritte Dimension
Auch die zur École de Nancy gehörende Glashütte Daum vermochte es über 30 Jahre hinweg, immer wieder mit bahnbrechenden Neuerungen in der Glasgestaltung zu überraschen. Ein Beispiel dafür ist auch die um 1910/15 entstandene, auf 800 Euro taxierte Vase „Libellen und gelbe Blumen“.
Ihre Gestaltung entspringt der Zusammenarbeit der Gebrüder Daum mit dem Keramiker und Glaskünstler Amalric Walter (1870 – 1959). Walter absolvierte zunächst eine Ausbildung in der Porzellanmanufaktur in Sèvres, wo er sich auch mit Emailliertechniken beschäftigte. Ab 1900 begann er, mit der Zusammensetzung von Glas- und Emaillepasten (Pâtes de verre) zu experimentieren und 1903 erste Resultate im Salon der Société nationale des Beaux-arts zu präsentieren.
Von Daum zu Gallé
Dort wurde Antonin Daum auf ihn aufmerksam und bot ihm sofort eine Tätigkeit in seinen Glaswerkstätten in Nancy an. In der Folge entstanden über 100 Modelle, bei denen auf die Glaskörper plastische, aus Pâte de verre geformte Elemente aufgelegt wurden – entweder für überbordende, fast skulpturale Effekte oder, wie bei dem vorliegenden Objekt, als dezente, dreidimensionale Akzentuierung eines hochgeätzten Blätter- und Blütendekors.
Weitere Highlights der Sammlung sind Vasen und Lampen unter anderem von Gallé und Muller Frères, die mit Schätzpreisen zwischen 160 und 1.200 Euro angesetzt sind.
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