Highlights Fundgrube-Auktion: Malerei aus Russland
In eine Epoche, die nur auf den ersten Blick
ein idyllisches Russland widerspiegelt, entführt
ein mit 600 Euro Schätzpreis angesetztes,
mit Andrejeff signiertes Gemälde:
„Pferdeschlitten, von Wölfen verfolgt“.
In höchster Not
Das
Bild zeigt, in pittoresker Winterlandschaft,
eine höchst dramatische Szene: Ein von
drei Pferden gezogener, von seiner Aufmachung
her sichtlich bäuerlicher Schlitten
wird von hungrigen Wölfen angegriffen.
Die beiden Kutscher wehren sich in höchster
Not – der vordere versucht, das äußerste
an Geschwindigkeit aus den erschöpften
Pferden herauszuholen, der hintere hat gerade
den ersten Wolf mit der Flinte niedergestreckt.
Doch schon springt von der Seite
ein zweiter Wolf auf die rasenden Pferde
zu.
Szenarien wie dieses, die die Schönheit
der russischen Landschaft, aber auch die
Härte des Lebens der unteren Bevölkerungsschichten
thematisieren, waren typisch
für den Realismus jener Künstler des
späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts,
die sich rund um die Künstlervereinigung
„Peredwischniki“ (deutsch: die Wanderer)
formierten.
Das einfache Volk im Fokus
Sie rückten statt Historien und
hehren Adelsszenarien die einfachen Leute
in den Blickpunkt ihrer Kunst, vor allem die
ländliche Bevölkerung und die Bauern. Diese
waren zwar durch die Reformen Alexanders
II. 1861 der Leibeigenschaft enthoben
worden und erhielten sogar etwas Land.
Dessen Erträge reichten aber nicht aus, um
ihre bittere Armut zu lindern.
Folgen der kleinen Eiszeit
Gleichzeitig hatte sich, wie Josef Reichholf
in seiner „Kurzen Naturgeschichte des
zweiten Jahrtausends“ darlegt, die Fauna
in Russland von den Entbehrungen der
,Kleinen Eiszeit‘ im 19. Jahrhundert noch
nicht so weit erholt, dass Wölfe in den entbehrungsreichen
Wintern im Wildbestand
ausreichend Nahrung gefunden hätten.
Hungrige Wölfe
Zu leiden hatten vor allem die darbenden
Bauern. Denn die Wölfe fielen immer wieder
gezielt große Nutztiere an, von deren
Fleisch ein ganzes Rudel satt wurde.
Auch Überfälle auf Schlitten waren so häufig,
dass sie sich als immer wieder auftauchendes
Bildmotiv etablierten.
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