Highlights am 3. Juli (III): Der “Ponyhäuptling” von Renée Sintenis
Mit einem Sprung von geschätzt 2.000 Euro bis auf einen Zuschlag bei knapp 9.000 Euro* entwickelte sich die Bronze Mit Stein spielender Hund aus der Hand der Bildhauerin Renée Sintenis (1888 – 1965) zu einem Toplos der Frühjahrsauktion. Umsomehr freut sich SCHEUBLEIN Art & Auktionen, im Sommer erneut eine der berührend lebensnahen Tierplastiken der naturverbundenen Künstlerin anbieten zu können.
Renée Sintenis’ Liebe zu Tieren
Ihr Ponyhäuptling (Bronze, Schätzpreis 5.000 Euro) reiht sich in eine ganze Reihe von Pferdedarstellungen, die Sintenis schuf. „Ich habe mein ganzes Leben mit Tieren verbracht“, sagt die Bildhauerin in einem 1916 erschienen Artikel in der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration. „Die Tiere waren mit eine absolute Zuflucht gegenüber all den Anforderungen des Lebens (…). Sie forderten nichts von mir, sie wollten nichts, bei ihnen durfte ich ich selber sein.“
Nicht deuten, sondern beobachten
Umgedreht lag es auch der Künstlerin fern, Tiere und ihr Verhalten zu deuten oder ihnen gar menschliche Emotionen einzuschreiben. „Jedes Tier soll man in der ihm eigenen Schönheit entwickeln“, so Renée Sintenis. “Dann gibt man ihm (…) die Beseeligung, die im Leben selber ruht, und die wir verlernt oder vergessen haben, zu erfühlen.”
Sintenis’ Ponyhäuptling im Kontext ihres Werks
Auch der „Ponyhäuptling“, der sich mit seinen durchgestrecken Vorderbeinen gegen starken Wind zu stemmen scheint, ist ein eindrucksvolles Beispiel für Sintenis‘ völlig wert- und interpretationsfreie Kunst der Tierbeobachtung.
Schwierige Zeiten
Noch ein anderer Fakt allerdings macht die kleine Bronzeskulptur bemerkenswert: Ihr Entwurf geht auf das Jahr 1940 zurück. Da hatte Renée Sintenis, in den 1920er Jahren eine international gefragte Künstlerin, bereits sieben schwierige Jahre hinter sich: Ihr Mann Emil Rudolf Weiß war wegen regimekritischer Äußerungen 1933 aus seinem Hochschulamt entlassen worden, Sintenis selbst wurde zwar, trotz ihrer jüdischen Abstammung, nicht mit Berufsverbot belegt, hatte aber Schwierigkeiten, Käufer für ihre Kunstwerke zu finden.
Das Bronzeguss-Verbot: Eine künstlerische Katastrophe
1940 erfuhr sie einen weiteren Rückschlag: Das im Zuge der Kriegswirtschaft verhängte Bronzegussverbot nahm ihr schlagartig das Hauptmedium ihres künstlerischen Ausdrucks. Bis sie nach Kriegsende wieder zur Bildhauerei zurückkehren konnte, fertigte sie notgedrungen nur noch Radierungen an. Der „Ponyhäuptling“ ist einer der letzten Entwürfe, die vor der Verhängung des Gussverbots noch entstanden sind.
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