Im September im Blickpunkt: Eine Skulptur von Stuck, Schmuck von Castellani
Es strahlt warm in den Regalen und Vitrinen, in denen SCHEUBLEIN Art & Auktionen die zur Wahl stehenden Objekte der Herbstauktion am 22. September präsentiert. Eine hochkarätige Auswahl an Schmuck ist dort zu finden, mit Gold staffiertes Porzellan, goldgefasste Statuen und Einrichtungsgegenstände. Doch auch jenseits des edlen Metalls finden sich zahlreiche Highlights: eine detailreiche neapolitanische Krippe mit fünf Kulissengebäuden, 40 Figuren und 20 Tieren zum Beispiel, ein großformatiger Saruk, Gemälde aus der Hand von Eduard Grützner und Otto Pippel oder Hinterglasbilder des 18. Jahrhunderts mit seltenen, mythologischen Sujets. Beim Spitzenlos jedoch ist es wieder ein satter Goldton, der in Kombination mit patinierter Bronze die Blicke auf sich zieht: Der sinnliche Kontrast prägt die Statuette „Monna Vanna“ des Münchner Malerfürsten Franz von Stuck (1863 – 1928).
Franz von Stucks Skulpturen: Sinnlicher Prunk
Die auf 26.000 Euro geschätzte Figur entstammt dem Spätwerk des Künstlers, der sich von Jugend an neben der Malerei immer wieder auch mit plastischen Arbeiten beschäftigte. Besonders fruchtbar in dieser Hinsicht war ein Rom-Aufenthalt um 1890; die dort besichtigten antiken Skulpturen inspirierten Stuck zu kleinformatigen Plastiken, die beim Publikum sehr großen Anklang fanden.
von Stuck um 1920: Rückkehr zur Kleinplastik
Nach zahlreichen großen, auch bauplastischen Arbeiten – unter anderem auch für seine eigene Villa in München-Bogenhausen – kehrte Stuck ab 1920 noch einmal zur dekorativen Kleinplastik zurück. Die vorliegende „Monna Vanna“ gehört zu einer Gruppe von rein auf Frontalansicht konzipierten Frauenfiguren, die als Dekorationsobjekte für Kaminsimse, Nischen oder andere, wandnahe Aufstellungsorte bestimmt waren. Die Oberflächen dieser Figuren sind zwar detailliert ausgearbeitet, im Vergleich zu den frühen Kleinplastiken Stucks aber auch von impressionistischen Zügen geprägt.
Bei der vorliegenden Figur widmete sich der Künstler dem Sujet der Pisanerin „Monna Vanna“, die sich einer Legende zufolge Ende des 15. Jahrhundert, nur mit einem Mantel bekleidet, ins Lager eines feindlichen Hauptmanns begab, um die Verschonung ihrer Heimatstadt vor weiterer Belagerung zu erflehen. Die heute so gut wie vergessene Episode war um 1900 durch ein Drama des Belgiers Maurice Maeterlinck (1862 – 1949) wieder ins Bewusstsein eines breiteren Pubikums gerückt. 1922 feierte ein Stummfilm über „Monna Vanna“ mit Stars wie Paul Wegener und Lee Parry große Erfolge; der Kunsthistoriker und Stuck-Spezialist Thomas Raff vermutet daher in seiner Monographie über Stucks plastisches Werk, dass sowohl die Figur wie auch die zugehörigen Vorskizzen auf 1922 zu datieren sind.
Eine Diana von Fritz Behn
Ganz der eleganten Bildsprache des Art Déco verpflichtet ist eine „Diana mit Gazelle“ des an der Münchner Akademie ausgebildeten Bildhauers Fritz Behn (1878 – 1970). Sie steht in engem formalen Zusammenhang mit einer großen Bewegungsstudie Behns aus dem Jahr 1916, die heute in einer Grünfläche am Kölner Sachsenring aufgestellt ist. Die 52 cm hohe Plastik wird auf 6.000 Euro taxiert.
Madonna mit Kind: Vereint gegen das Böse
Ikonographisch sehr interessant ist eine in Süddeutschland entstandene, geschnitzte „Madonna mit Christusknaben auf der Weltkugel“ aus dem 17./18. Jahrhundert (Schätzpreis 3.000 Euro). Das Bildnis ist eine Sonderform des von der Gegenreform propagierten, im Barock und Rokoko überaus beliebten Madonnentyps der Immaculata: Die Gottesmutter steht triumphierend auf einer von einer Schlange als Symbol der Erbsünde umwundenen Weltkugel und zertritt den Kopf des Untiers. In seltenen Fällen ist auch das Jesuskind mit dargestellt, das mit dem Stab seines Kreuzes den Kopf der Schlange durchbohrt. Dass aber, wie bei der vorliegenden Skulptur, der Christusknabe gemeinsam mit seiner Mutter auf der Kugel steht und an ihrer Stelle den Kopf der Schlange zertritt, ist höchst ungewöhnlich.
Castellani-Schmuck: Prunk und Patriotismus
„Italienischer archäologischer Schmuck“: So lautete über hundert Jahre das Schlagwort, mit dem die Juweliersfamilie Castellani in ihrem Heimatland, aber auch international Erfolge feierte: Bereits 1814 eröffnete Stammvater Fortunato Pio Castellani in Rom ein Juweliergeschäft, in dem er, inspiriert von einem Freund und Universalgelehrten, aber auch von der mit dem Empire aufgekommenen Kameen-Mode Schmuckstücke im antiken Stil anbot.
Das Haus Castellani: Von Rom in die Welt
Fortunatos Söhne Augusto und Alessandro weiteten nicht nur die Geschäftstätigkeit auf Europa und Übersee aus, gründeten unter anderem eine Niederlassung in Paris und kooperierten mit Kunsthändlern, die Stücke in die Vereinigten Staaten verkauften. Sie intensivierten auch das Studium antiker Originale und beschäftigten sich mit historischen Goldschmiedetechniken, beispielsweise der Etrusker, denen es schon zu vorchristlicher Zeit gelungen war, Schmuckstücke mit einem besonders intensiven Goldton anzufertigen.
„Archäologisch“, wie der Slogan glauben machen will, war Castellani Schmuck trotzdem nie, da nicht nur antike Einflüssen, sondern auch moderne Elemente und Techniken Eingang fanden. Um 1870, zur Zeit der italienischen Staatsgründung, erreichte – so die amerikanische Historikerin Susan Weber Soros anlässlich einer Ausstellung in New York – der Ruhm der Castellanis seinen absoluten Höhepunkt: Vornehme Italienerinnen trugen mit dem Schmuck ihre patriotische Gesinnung und ihre Teilhabe an einer Jahrtausende alten Tradition zur Schau.
Castellani-Schmuck als Zeichen
Der aufkeimende Tourismus führte ein vermögendes Publikum nach Rom und sicherte ein nicht nachlassendes Interesse an den Pretiosen. Und internationale Trägerinnen signalisierten mit derartigen Stücken, Teil eines handverlesenen, gleichgesinnten Zirkels zu sein. Die bei SCHEUBLEIN vorliegende Demi-Parure mit Muschel-Kameen, die von Zeus über Poseidon bis Gaia Gestalten des griechischen Götter-Kosmos zeigt, ist ganz im Stil dieses Juwelenhauses gearbeitet. Das Collier mit Armband wird zum Schätzpreis von 9.000 Euro aufgerufen.
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