41. Kunstauktion: Ausgesuchte Jugendstil-Keramik
Wer an Gattungen des Kunsthandwerks denkt, in denen die Epoche des Jugendstil nicht nur stilistisch, sondern auch im künstlerischen Werkprozess einen Meilenstein setzte, hat als erstes Glas vor Augen. Doch auch die Herstellung von Steinzeug und Keramik erfuhr zur Zeit der Belle Epoque eine tiefgründige Wandlung. Dies ist auch an fünf Keramikobjekten abzulesen, die in der 41. Kunstauktion bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zu moderaten Schätzpreisen angeboten werden.
Vorbilder aus Asien
Highlight dieser Keramikofferte ist eine kleine Jugendstil-Vase, die um 1900 im Atelier de Glatigny entstand. Sie reflektiert deutlich einen Trend, der sich seit 1878, und noch massiver 1889 etablierte: In beiden Jahren wurden japanische Keramiken auf den Weltausstellungen in Paris vorgestellt. Diese arbeiten waren formal wesentlich schlichter als die mit üppigem Zierrat geschmückten Gefäße, die während des Historismus in Europa in Mode waren, und bildeten, vor allem auch durch luzide, überlaufende Glasuren, eine nie gesehene Einheit zwischen Form und Dekor.
Verklärte Natur
Vor allem durch die Arbeit mit Lüsterglasuren entstanden Keramikobjekte, die zwar in ihrer Formgebung Naturelementen wie Blättern, Blüten oder Tangstreifen entlehnt waren, durch die wie gehaucht wirkenden Glasuren aber viel von ihrer abbildenden Gegenständlichkeit verloren und an athmosphärischer Darstellungskraft gewannen.
Veränderter Werkprozess
Diese neue Gestaltungsweise bedingte allerdings, dass der bisherige Werkprozess, der oft darin bestand, dass ein – gerne fachfremder – Künstler ein Gefäß entwarf, das dann von einer Manufaktur ausgeführt wurde, in einer Hand zusammenlaufen musste. Der entwerfende Künstler brauchte nicht nur formale Kenntnisse, sondern musste sich auch mit den Möglichkeiten von Massen und Glasuren extrem vertraut sein. Dies führte dazu, dass sich die Produktion von Jugendstilkeramik stark in die Ateliers einzelner Künstler verlagerte.
Die Manufaktur als Atelier
An diesem Punkt setzte das Atelier de Glatigny an, das in dem kleinen Ort bei Versailles 1890 von einer Gruppe von Künstlern, Töpfern und auf Glasuren spezialisierten Chemikern gegründet wurde. Zielsetzung der ehrgeizigen Unternehmung war, im Manufakturbetrieb Porzellan- und Fayenceobjekte herzustellen, die den kunstvollen Einzelstücken aus den privaten Ateliers gleichkamen.
Neben Porzellan auch Keramik
Zwar lag das Hauptaugenmerk des Ateliers de Glatigny auf der Produktion von Porzellan. Daneben wurden aber auch in limitierten Editionen Keramiken aufgelegt, für deren Glasuren mti Substanzen aus Afrika und dem südpazifischen Raum experimentiert wurde. Nicht wenige dieser Vasen, so auch das bei SCHEUBLEIN Art & Auktionen zum Schätzpries von 400 Euro angebotene Objekt, wurden nach dem Brand durch den Pariser Silberschmied und Juwelier Lucien Gaillard mit einer Silbermontierung versehen.
Weitere Jugendstil-Keramik aus der 41. Kunstauktion
Ein Paar Cachepots mit durchbrochener Schulter und floralem Umdruckdekor. Schätzpreis: 100 Euro.
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