Nachlese zur Auktion vom 22.09.: Skulpturen und Asiatika
Highlights in verschiedensten Kategorien hatte das Angebot der Herbst-Auktion von SCHEUBLEIN Art & Auktionen am 22. September verzeichnet; entsprechend rege blieb das Bieterinteresse im Saal, am Telefon und auf den zugeschalteten Online-Plattformen die komplette Versteigerung über. Zum überraschenden Spitzenlos entwickelte sich eine Position bei den Asiatika:
eine zur Zeit des Kaisers Tongzhi im 19. Jahrhundert entstandene, blau dekorierte Flaschenvase, die für gut 43.000 Euro* zugeschlagen wurde. Heiß umkämpft waren auch vier Jugendstilvasen aus der Glasmanufaktur Joh. Loetz Witwe, Schmuck von international renommierten Marken sowie die gesamte Auswahl bei den Skulpturen.
Hoch begehrt: Eine Bronze von Franz von Stuck
Diese wurde unter anderem von einer hochkarätigen Skulpturensammlung geprägt, die feine Holzskulpturen des 15. bis 18. Jahrhunderts umfasste, aber auch eine Bronze des Münchner Malerfürsten Franz von Stuck: „Monna Vanna“.
Die Figur entwickelte sich mit einem Zuschlagspreis von 38.000 Euro* zum zweiten Toplos der Auktion; sie entstammt dem Spätwerk des Künstlers (1863 – 1928), der sich von Jugend an immer wieder auch mit plastischen Arbeiten beschäftigte. Bereits in den 1890er Jahren hatte er eine Reihe von der Antike inspirierte, kleinformatige Plastiken angefertigt. Nach zahlreichen großen, auch bauplastischen Werken – unter anderem auch für seine eigene Villa in München-Bogenhausen – kehrte Stuck ab 1920 noch einmal zur dekorativen Kleinplastik zurück.
Für den Kaminsims konzipiert
Die vorliegende „Monna Vanna“ gehört zu einer Gruppe rein auf Frontalansicht konzipierter Frauenfiguren, die als Dekorationsobjekte für Kaminsimse, Nischen oder andere, wandnahe Aufstellungsorte bestimmt waren. Die Oberflächen dieser Figuren sind zwar detailliert ausgearbeitet, im Vergleich zu den frühen Kleinplastiken Stucks aber auch von impressionistischen Zügen geprägt. Bei der vorliegenden Statuette widmete er sich einem Sujet der italienischen Renaissance, das ab 1900 durch ein Drama Maurice Maeterlincks (1862 – 1949) wieder ins Bewusstsein eines breiteren Pubikums rückte. Die erotische Figur, die ganz von dem sinnlichen Kontrast zwischen patinierter und feuervergoldeter Bronze geprägt ist, ging an einen privaten Sammler.
Eine “schöne Madonna”
16.500 Euro* erzielte eine „Madonna mit Kind“ aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die am Oberrhein entstandene Plastik ist in Lindenholz gearbeitet und mit Farb- und Goldfassung versehen; mit ihrem lockigen Haar, dem mädchenhaften Gesicht und der fast lebendigen Bewegung in den Falten ihres Gewands stellt sie ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den Typus der „schönen Madonnen“ des ausgehenden Mittelalters dar.
Diana im Bade
Eine in verschiedenen Holztönen gefasste, knapp 40 cm hohe Figurengruppe zeigt Diana mit zwei Gefährtinnen beim Bade; sie wird dem Rokoko-Bildhauer Ferdinand Dietz (1708 – 1777) zugeschrieben, der unter anderem für die Fürstbischöfe von Bamberg, Würzburg, Trier und Speyer tätig war. Die minutiös gearbeitete, dichte Komposition fand für 5.700 Euro* einen privaten Liebhaber.
… und mit Gazelle
Ganz der eleganten Bildsprache des Art Déco verpflichtet ist schließlich eine „Diana mit Gazelle“ des an der Münchner Akademie ausgebildeten Bildhauers Fritz Behn (1878 – 1970). Sie steht in engem formalen Zusammenhang mit einer großen Bewegungsstudie des Bildhauers aus dem Jahr 1916, die heute in einer Grünfläche am Kölner Sachsenring aufgestellt ist. Die 52 cm hohe Plastik ging für 7.000 Euro* ebenfalls an einen privaten Bieter.
Im Brennpunkt des Interesses: Eine Vase aus der Tongzhi-Zeit
Das intensivste, zwischen Interessenten im Saal, am Telefon und auf den Online-Plattformen geführte Bietergefecht entbrannte um eine chinesische Flaschenvase, die während der nur 14 Jahre währenden Regierungszeit des Kaisers Tongzhi (1856 – 1875) angefertigt wurde.
Schließlich wurde das mit blauen Unterglasurfarben dekorierte Porzellanobjekt für 43.200 Euro* einem per Internet mitsteigernden Interessenten aus Asien zugeschlagen. Vergleichbare Stücke finden sich im Shanghai Museum sowie in der überaus renommierten Sammlung asiatischer Keramik des Topkapi Saray Museums in Istanbul.
Sehr gefragt: Die Sitten und Gebräuche der Frauen
Ein weiteres Highlight bei den Asiatika markierte eine als Leporello gebundene Farbholzschnittserie des japanischen Künstlers Ogata Gekko (1859 – 1920). Der Maler und Holzschnittexperte, der nie eine wirkliche Ausbildung absolvieren konnte, entwickelte nicht nur mit dem Pinsel einen eigenen, fast impressionistischen Stil. Auch seine Graphiken erwecken aufgrund der oft ineinanderfließenden oder laviert wirkenden Farben den Eindruck, sie seien gemalt und nicht gedruckt.
Mit diesem besonderen Stil gehörte Gekko zu den ersten japanischen Künstlern, die im ausgehenden 19. Jahrhundert von der internationalen Kunstkritik wahrgenommen wurden. Bei SCHEUBLEIN erzielten seine 36 Blätter der „Sitten und Gebräuche der Damen (Fujin Fuzoku Zukushi)“ 4.600 Euro*.
* alle Preisangaben inkl. 27 % Aufgeld.
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