Septemberauktion: Sir William Hamilton und die “Campi Phlegraei”
Neun mit Aquarell und Deckfarben kolorierte Radierungen des englisch-italienischen Künstlers Pietro Fabris (tätig 1740 – 1792) aus den “Campi Phlegraei” bieten nicht nur packende Darstellungen von Vulkanausbrüchen und erstarrten Lavaströmen, von südlich-bizarren Landschaften und zeitgenössischen Ausgrabungen antiker Stätten. Sie gewähren zugleich auch einen vielschichtigen Einblick in Themen und Ereignisse, die britische Adelige und Intellektuelle im ausgehenden 18. Jahrhundert faszinierten.
William Hamilton: eine schillernde Figur
Denn sie entstanden als begleitende Illustrationen zu den „Campi Phlegraei“, einem Werk mit Naturreportagen, das einer der schillerndsten Universalgelehrten dieser Zeit verfasste: Sir William Hamilton (1730 – 1803). Ab 1764 fungierte Hamilton als Botschafter der britischen Krone in Neapel. Als solcher machte er nicht nur wegen der offen gelebten Ménage à trois mit seiner 35 Jahre jüngeren Frau Emma und dem Seehelden Horatio Nelson von sich reden.
Ein Faible für Altertümer
Er begleitete die Frühphase der Ausgrabungen von Pompeji und löste mit seiner eigenen Sammlung römischer Vasen in England einen regelrechten Antikenboom aus. Da er während deren Italienreisen sowohl von Johann Wolfgang von Goethe, wie auch von Karl Philipp Moritz aufgesucht wurde, hatten seine umfassenden archäologischen Kenntnisse auf das Italien- und Antikenbild der Weimarer Klassik.
Hamiltons Leidenschaft: Vulkane
Mit umfassenden Forschungen widmete sich William Hamilton zudem dem Naturphänomen des Vulkanismus, unter anderem auf Stromboli, in den nahe Neapel liegenden, vulkanisch aktiven phlegräischen Feldern sowie auf dem Vesuv, den er nicht weniger als 58 Mal bestieg.
Forschungsausflüge zu den Campi Phlegraei
Die vorliegenden Graphiken entstanden zwar nicht unmittelbar bei Hamiltons Expeditionen; Fabris suchte aber die gleichen Orte und Stätten auf und zeigte nicht nur die Freilegung des Isis-Tempels von Pompeji oder die heißen Quellen von Solfatara, sondern auch Innenansichten des glühenden Vesuvkraters, einen 1771 zu beobachtenden Lavastrom oder die weitreichenden Verheerungen, die ein Ausbruch des Vesuvs im Dezember 1760 anrichtete (ganz oben).
Vulkane: Inbegriff des “Sublimen”
Sie machen in ihrer Motivwahl und ihren eindrucksvollen Lichteffekten auch die enge Verbindung deutlich, die zwischen der Beschäftigung mit Vulkanen und der britischen Kunsttheorie dieser Zeit bestand: Fast mehr noch als mit purer Schönheit suchten die Künstler Erscheinungsformen des „Sublimen“ – des Erhabenen, aber auch Furchteinflößenden, das Menschen und ihre Werke klein und machtlos erscheinen lässt. Gerade die bei SCHEUBLEIN angebotenen neun Szenarien führen, neben der historisch-wissenschaftlicher Präzision des Werks, auch die Auseinandersetzung mit dem Sublimen eindrucksvoll vor Augen.
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